Schweinsteiger beim FCN: Chef für 90 Minuten

Uli Digmayer

NZ-Sportredaktion

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8.1.2021, 05:51 Uhr
Schweinsteiger beim FCN: Chef für 90 Minuten

© Foto: Daniel Marr/Zink

Dass Robert Klauß an seinen Assistenten gedacht hat, als er bei der 0:2-Niederlage in Heidenheim kurz vor Schluss im Frust eine leere Plastikflasche auf das Spielfeld kickte, ist wohl eher nicht anzunehmen. Trotzdem hätte sich der Cheftrainer des 1. FC Nürnberg wohl keinen charmanteren Moment für eine Rote Karte und die damit verbundene Auszeit aussuchen können.

Wie erwartet wurde Klauß vom DFB zur Strafe für seinen kleinen emotionalen Ausbruch für ein Zweitliga-Spiel aus dem Stadioninnenraum verbannt. Vertreten dürfen ihn seine beiden Co-Trainer Frank Steinmetz und Tobias Schweinsteiger, wobei gerade für letzteren das Intermezzo als Chefcoach einen zusätzlichen Reiz birgt. Immerhin empfängt der Club am Samstag (13 Uhr) mit dem Hamburger SV just jenen Verein, bei dem Schweinsteiger in der vergangenen Saison dem damaligen Cheftrainer und heutigem Nürnberger Sportvorstand Dieter Hecking assistierte. Also gleich in zweifacher Hinsicht kein Spiel wie jedes andere für den älteren Bruder von Weltmeister Bastian Schweinsteiger? "Ich freue mich auf viele bekannte Gesichter", sagt der 38-Jährige. Mit HSV-Vorstand Jonas Boldt und Teammanager Lennard Coerdt, aber auch mit einigen jüngeren Spielern pflege er "noch immer ein sehr gutes Verhältnis".

Davon abgesehen mag Schweinsteiger der Partie aber keine besondere Bedeutung beimessen, zumal der direkte Einfluss des Duos recht beschränkt sein dürfte. "Bis eine halbe Stunde vor dem Spiel wird alles genauso ablaufen wie sonst auch. Den Matchplan arbeiten wir ohnehin immer gemeinsam aus", verrät Schweinsteiger. Das letzte Wort in Sachen Aufstellung und taktische Vorgaben hat auch diesmal Klauß, der die Partie im Max-Morlock-Stadion von der Tribüne aus verfolgen wir. Auch die Pressekonferenzen rund um das Spiel bleiben Chefsache.

Schweinsteiger wird wie immer die Voranalyse des Gegners übernehmen, wobei ihm sein Insiderwissen aus der letzten Saison zu Gute kommen könnte. "Vielleicht ist mein Input zu einzelnen Spielern etwas größer als bei anderen Mannschaften", räumt Schweinsteiger ein, ansonsten aber sei es "eine völlig normale Herangehensweise ohne stärkere Emotionen". Auch in Hamburg scheint die neue Konstellation auf der Nürnberger Bank keine größeren Sorgen zu bereiten. "Klar, wenn man über einzelne Spieler mehr weiß, hilft es sicherlich. Aber insgesamt sehe es nicht als Nachteil für uns, dass Schweini zuvor bei uns war", vertraute Sportdirektor Michael Mutzel der "Bild"-Zeitung an.


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Für Schweinsteiger, der 2019 bereits beim österreichischen Zweitligisten FC Juniors OÖ Erfahrungen als verantwortlicher Mann an der Seitenlinie sammeln konnte und derzeit parallel seine Ausbildung zum Fußballlehrer vorantreibt, könnte der Aushilfsjob auch ein kleiner Vorgeschmack auf die berufliche Zukunft sein. "In Österreich hat es mir riesig Spaß gemacht. Aber der Schritt nach Hamburg war eine Riesenchance, viel dazuzulernen, genauso ist es hier in Nürnberg", sagte Schweinsteiger im Sommer bei einem Mediengespräch und betonte: "Cheftrainer ist in meinem Kopf drin. Aber ich lebe im Hier und Jetzt." Nun kommt der Sprung in die erste Reihe schneller als erwartet – wenn auch vorerst nur für einen Nachmittag.

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