Fußball-Bayernliga Nord
Seligenporten entgleitet Dreier zum Auftakt
25.7.2021, 08:05 UhrDem von oben auf ihn eintropfenden Nieselregen schenkt Damjan Opcin keine Beachtung, während er rücklings auf den Rasen liegt und den Ausgang des soeben beendeten Spiels zu verarbeiten versucht. "Da werden mich wohl im Schlaf ein paar Szenen verfolgen", sagt der 18-jährige, der mit seinen Kollegen in der Schlussphase noch einmal couragiert auf den Ausgleich gedrängt, aber das Glück mit unpräzisen Aktionen nicht mehr erzwingen konnte.
Bescheidenheit und Vorfreude: Die Bayernliga-Trainer vor dem Start
Dabei war Opcin seinem SV Seligenporten wie bereits im gesamten Verlauf der Partie ein unermüdlicher Antreiber, der die Bälle im Mittelfeld in Kombination mit Josip Bajic verteilt und gegnerische Angriffe mit hohem läuferischem Pensum vor der eigenen Abwehr rigoros unterbindet. Ganz selbstverständlich ist diese Routine nicht, denn Opcin gab im Duell mit dem TSV Karlburg wie ein paar Mitspieler sein Liga-Debüt im Herrenbereich. "Ich haue mich rein, das passt schon", kommentiert Opcin die Frage danach, wie fordernd die Anpassung sei.
Der gebürtige Nürnberger sammelte in der Jugend höherklassige Erfahrung bei der SpVgg Greuther Fürth, dem ASV Neumarkt und dem FC Ingolstadt, ehe die Corona-Unterbrechung sein Engagement beim FSV Erlangen-Bruck ausbremste. Im Kloster will der Youngster, der sein Talent auf derselben Position wie einst sein bekannter Vater Denis Opcin entfaltet und ab Montag in der Ausbildung auch das erste Kapitel seiner beruflichen Laufbahn aufschlägt, nun den Durchbruch schaffen. In einer runderneuerten Mannschaft mit wenigen gestandenen Kräften hängt der Erfolg indes stark davon ab, wie schnell Akteure wie Damjan Opcin in ihre Rollen hineinwachsen.
"Die Köpfe sind nach unten gegangen"
Tatsächlich bewiesen die Hausherren nach einer durchwachsenen Vorbereitung im ersten Durchgang eine erstaunliche Reife. Mit körperlicher Präsenz und spielerischem Witz gewann der SVS in den ersten Minuten die Oberhand und belohnte sich mit dem 1:0. Neben der feinen Stafette aus der Bedrängnis nahe der Außenlinie über Bernd Rosinger und Fatih Boynuegrioglu sorgte der satte Abschluss von Leon Rukiqi flach ins linke untere Ecke für Verzückung auf der Wechselbank. Nachdem die ersten offensiven Akzente der Gäste kaum Gefahr erzeugten, kam Seligenporten über sein zielstrebiges Umschaltspiel zu mehreren Gelegenheiten.
Einen Grundlinien-Rückpass von Manfred Strobel verpasste Christian Knorr zunächst noch knapp. Kurz danach wurde Knorr in der Aushol-Bewegung vom Ball getrennt, der bei der Rettungsaktion wiederum an den Pfosten klatschte. Spätestens beim Solo von Drazen Misic durch den Strafraum, der sich nach einem heftigen Kontakt nicht fallen ließ und das Außennetz traf, hatten die heimischen Zuschauer den Torschrei auf den Lippen. Leon Ruqiki, von Rosinger geschickt, zielte noch vor der Pause aus ähnlicher Lage wie vor dem Führungstreffer in die dritte Etage. "Da müssen wir zwingend ein oder zwei Tore mehr schießen", erklärt Damjan Opcin hinterher. Trotzdem gab es beim Gang in die Kabine Applaus.
Unangenehmen Stoff für Opcins nächtliche Gedanken lieferte die 60. Minute. Zuvor war ein Querschläger von Strobel im eigenen Strafraum nicht mit einem Gegentor bestraft worden. Doch als die Hand von Misic eine Kopfball-Hereingabe verhinderte, nahmen die Unterfranken das Geschenk zum 1:1 per Elfmeter an. Jetzt nutzten emotional aufgeweckte Karlburger den Schwung und überrumpelten die unsortierte Defensive des SVS über den Flügel zum 1:2. "Der Elfmeter hat uns kaputt gemacht, die Köpfe sind nach unten gegangen und die Kraft hat auch etwas gefehlt", berichtet Opcin. Sinnbildlich für das verlorene Selbstvertrauen, verpasste Bajic kurz vor dem Ende aus 18 Metern den Abschluss. Die folgenden Pässe fanden keinen Abnehmer. "Ich glaube, die anderen wissen gar nicht, wie sie dieses Spiel gewonnen haben. Um nach dem Rückstand nochmal zurückzukommen, fehlt den Jungs noch die Erfahrung. Wir müssen auf der ersten Hälfte aufbauen und dazulernen", erzählt ein gar nicht so geknickter Trainer Gerd Klaus, bevor er Opcin zum Ausradeln in den Fitnessraum zitiert.
SVS: Schötterl; Fürsattel (77. Turgut), Vidovic, Strobel (68. Reisig), Misic, Bajic, Opcin, Knorr (87. Deuerlein), Boynuegrioglu, Rosinger (82. Kettlitz), Rukiqi.
Tore: 1:0 (9.) Rukiqi, 1:1 (59., Handelfmeter) Fries, 1:2 (64.) Bachmann.
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