Sergej Gorpishin: Vom HC Erlangen in die Königsklasse

Michi Endres

Online-Redaktion

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6.1.2020, 19:15 Uhr
Der gebürtige Erlanger Sergej Gorpishin jubelt mittlerweile für den mazedonischen Top-Klub RK Vardar Skopje.

© Sportfoto Zink / DaMa Der gebürtige Erlanger Sergej Gorpishin jubelt mittlerweile für den mazedonischen Top-Klub RK Vardar Skopje.

nordbayern.de: Sergej Gorpishin, wie lief dein erstes Jahr bei Vardar Skopje?

Sergej Gorpishin: Für mich lief es gut und ich bin zufrieden, auch wenn die Umgewöhnung mitunter sehr anstrengend war.


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nordbayern.de: Du bist in dieser Saison in der SEHA-Liga (acht Tore/sieben Spiele) und der Champions League (drei Tore/neun Spiele) zum Einsatz gekommen. Bist du mit deiner Leistung und den Einsatzzeiten zufrieden?

Gorpishin: Natürlich ist immer Luft nach oben und wir hatten nicht die leichtesten Gegner. Zudem hatte ich ein bisschen Pech mit einer Knieverletzung, die ich mir bei einem Nationalmannschaftsspiel in Argentinien zugezogen habe. Grundsätzlich bin ich aber mit den Einsatzzeiten, die ich mir erkämpft habe, zufrieden. Beim Super Globe (Handball-Vereins-WM, Anm. d. Red.) durfte ich unter anderem gegen den THW Kiel viel spielen.

nordbayern.de: Der Wechsel zu Vardar Skopje war der nächste Schritt in deiner Karriere. Was waren beziehungsweise sind die größten Herausforderungen bei deiner ersten Station im Ausland?

Gorpishin: Die Herausforderungen waren wie bei den Wechseln zuvor keine besonders großen für mich. Neu sind natürlich neben dem Verein die Umgebung und die Sprache. Die Sorgen waren aber unbegründet und Probleme schnell gelöst, vor allem bei der Sprache. Meine Teamkollegen sprechen alle Englisch, die Hälfte sogar deutsch und die andere russisch.


Wölfe-Spotlight mit Sergej Gorpishin


nordbayern.de: In Deutschland konntest du neben deiner Station beim HCE, wo du in der ersten und zweiten Mannschaft zum Einsatz gekommen bist, auch in der zweiten Liga bei den Handballfreunden Springe und den DJK Rimpar Wölfen für dein junges Alter schon viel Erfahrung sammeln. Was ist der große Unterschied zwischen den deutschen Ligen und dem Handball in Mazedonien?

Gorpishin: Die Reisen. Wir müssen viel mehr fliegen als zuvor und die Strecken sind weiter. Zudem ist die Qualität deutlich höher und die Gegner von einem anderen Kaliber. Ich merke aber, dass ich an meinen Herausforderungen wachse.

nordbayern.de: Welche Gründe haben dich letztendlich dazu bewegt, den Schritt ins Ungewisse zu wagen?

Gorpishin: Das war nach der Weltmeisterschaft in diesem Jahr und noch bevor Vardar Skopje die Chamions League gewonnen hat. Da überlegt man kurz, aber wenn so ein Verein auf dich zukommt, bleibt dir nichts anderes übrig, als das Angebot anzunehmen. Du willst nicht in sechs Jahren sagen, das hätte ich machen sollen. Und als (damals, Anm. d. Red.) 21-Jähriger zu so einem Verein zu wechseln, ist nicht das Schlechteste, was einem passieren kann.

nordbayern.de: Du bist in Erlangen geboren, deine Familie lebt in Hildesheim. Wie oft schaffst du es nach Hause zu kommen und warst du seit deinem Weggang nochmal in Erlangen?

Gorpishin: Ich schaffe es gut zwei Mal im Jahr nach Hildesheim. Meine Familie kommt mich aber hin und wieder in Mazedonien besuchen. In Erlangen war ich seit meinem Wechsel nicht mehr, aber im April habe ich eine Klausur dort.

nordbayern.de: Kannst du dir irgendwann eine Rückkehr in die Hugenottenstadt vorstellen?

Gorpishin: Ja, natürlich. Ich kann es mir durchaus vorstellen, noch mal zurück nach Erlangen zu kommen, auch wenn mein Wechsel kaum ein halbes Jahr zurückliegt. Man weiß ja nie, was passiert.


Gorpishin verlässt den HCE und wechselt nach Skopje


nordbayern.de: Bei Vardar Skopje spielst du mit Handballgrößen wie Ivan Cupic, Pavel Atman (ehem. TSV Hannover-Burgdorf) und dem deutschen Nationalspieler Christian Dissinger. Bringt dich das eher voran oder ist die große Konkurrenz hinderlich?

Gorpishin: Dass ist das Beste, was einem passieren kann. Ich kann von solchen Spielern extrem viel lernen, wenn ich jeden Tag mit ihnen in der Trainingshalle schufte und kleine Tricks sehe. Es ist ein riesen Vorteil. Bei Spielern wie Dainis Kristopans kann ich mir in jedem Training etwas abschauen.

nordbayern.de: Ihr habt ein altersmäßig durchgemischtes Team aus erfahrenen und jungen Handballern. Einige haben auch schon in Deutschland gespielt. Kommt dir die Erfahrung deiner Kollegen zugute?

Gorpishin: Die Mischung ist ausgewogen. Meine erfahreneren Teamkollegen wie Christian Dissinger und Dainis Kristopans können uns Jüngere unter die Fittiche nehmen. Der Verein ist eine Familie, da hilft jeder jedem.

nordbayern.de: Aktuell quälst du dich mit einem Meniskusriss herum. Trotzdem hast du die Europameisterschaft im Januar mit deinem Heimatland Russland vor Augen. Wirst du rechtzeitig fit?

Gorpishin: Ja, ich glaube das wird alles klappen. Ich mache mir da keine Sorgen. Unsere medizinische Abteilung ist auch optimistisch.

nordbayern.de: Wie sieht die Vorbereitung auf die EM aus?

Gorpishin: Über Weihnachten und Silvester steht bei uns Training mit dem Team an, bevor wir Anfang Januar zu einem Freundschaftsturnier nach Spanien fliegen. Danach geht es schon zur EM.

nordbayern.de: Bei der WM in diesem Jahr hast du schon einmal in der Nationalmannschaft auf dich aufmerksam gemacht und konntest sogar gegen das DHB-Team ein Tor erzielen. Was rechnest du dir für die EM aus?

Gorpishin: Ich hoffe, weiter daran zu wachsen. Wir haben eine schwere Gruppe mit schweren Spielen gegen Island und Ungarn. Wir wollen natürlich in die Hauptrunde kommen und uns bestenfalls für Olympia qualifizieren.


"Schlag in die Magengrube": Bleibt Gorpishin beim HCE?


nordbayern.de: Dein Trainer bei Vardar Skopje, Eduard Alexandrowitsch Kokscharow, ist auch dein Coach bei der russischen Nationalmannschaft. Ist das ein Vorteil für dich?

Gorpishin: Ich habe zwar mehr Zeit mich zu zeigen, aber auch mehr Zeit, Fehler zu machen. Aufgrund des straffen Programms in der Champions League haben sie bei Vardar Skopje wenig Zeit, Spieler einzeln zu fördern. In Skopje wird, genau wie beim HCE, keiner bevorzugt oder benachteiligt.

nordbayern.de: Beim Namen Gorpishin denken viele an deinen Vater Wjatscheslaw "Slava" Nikolajewitsch Gorpishin, der selbst in Erlangen aktiv war. Ist das für dich eher Fluch oder Segen?

Gorpishin: Ein bisschen von beidem. Letztendlich schreibe ich meine eigene Geschichte und das wissen alle. Was mein Vater erreicht hat, spielt für meine Entwicklung eher weniger eine Rolle.

nordbayern.de: Was hast du dir für die Zukunft vorgenommen?

Gorpishin: Ich will das bestmögliche herausholen und als Sportler selbstverständlich gesund bleiben. Ein Traum wäre natürlich das Champions-League-Final-Four mit dem Verein zu erreichen oder mit der Nationalmannschaft weit vorne zu landen.

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