"Solange die Knochen halten": Katsigiannis visiert die 40 an
01.02.2018, 12:22 Uhr
Herr Katsigiannis, darf man zu einer Vertragsverlängerung gratulieren?
Nikolas Katsigiannis: Ja, ich denke schon. Es ist doch ein freudiges Ereignis.
Zumal, wenn man 35 Jahre alt ist - war das der letzte Profivertrag von Nikolas Katsigiannis?
Katsigiannis: Ich hoffe nicht. Wenn die Knochen halten, dann würde ich gern noch bis 40 spielen. Als Torwart geht so etwas ja auch. Ich liebe meinen Beruf viel zu sehr, um jetzt schon aufzuhören. Aber ich weiß auch, dass es von heute auf morgen für immer vorbei sein kann.
"Da hilft es schon, wenn man ein wenig älter ist"
Dann: Gratulation zum neuen Vertrag beim HC Erlangen.
Katsigiannis: Vielen Dank!
Man sagt ja, Torhüter werden nicht immer älter, sondern immer besser...
Katsigiannis: Wenn sie fit bleiben, dann kann das stimmen. Ich merke das ja auch: die Erfahrung, die vielen Würfe, die vielen Wurfbilder, auf die man sich einzustellen lernt. Da hilft es schon, wenn man da ein wenig älter ist und schon ein bisschen was gesehen hat.
Blickt man auf Ihre teils sehr starken Leistungen in dieser Hinrunde in der Handball-Bundesliga: Ist das der beste Katsigiannis, den es je gab?
Katsigiannis: Sagen wir so: Ich habe immer das Ziel, besser zu werden. Egal, wie alt ich bin.
Es gibt nicht wenige, die behaupten, die Verpflichtung von Gorazd Skof habe an der Leistungssteigerung einen Anteil.
Katsigiannis: Inwiefern?
Skof kam von Paris St. Germain, einem der ganz großen Vereine. Hat diese Konkurrenz um die Nummer eins im Tor noch einmal ganz anders motiviert?
Katsigiannis: Ach so. Nein, das glaube ich nicht. Ich bin immer sehr fokussiert, wer mich kennt, weiß, dass ich teilweise sogar zu verbissen bin. Das liegt nicht an Skofi, sondern an meinem Naturell, immer das Maximum herausholen zu wollen.
"Skofi ist ein super Typ"
Wie ist die Zusammenarbeit mit Gorazd Skof? Er steht ja, was man hört, auch vor einer Vertragsverlängerung.
Katsigiannis: Das habe ich auch gehört, ja. Ich mag ihn wirklich, Skofi ist ein super Typ. Ich bin gespannt, wie er sich entscheidet und würde mich freuen, wenn wir weiter zusammenarbeiten.
Auch bei Ihnen hat sich die Vertragsverlängerung hingezogen. Warum haben Sie nicht gleich unterschrieben?
Katsigiannis: Ich glaube, das täuscht ein wenig. Ich war während der Verhandlungen erst im Urlaub, dann muss der Berater mit dem Aufsichtsrat sprechen, der Berater wieder mit mir - so zieht sich das automatisch hin.
Lag es nicht auch daran, dass Ihre Verhandlungsposition nicht die schlechteste war nach dieser Vorrunde?
Katsigiannis: Es war so, dass der HCE gern weitergemacht hätte, ich gern geblieben wäre. Wir haben noch Januar, nicht März - also empfinde ich das nicht als späte Entscheidung.
Letztlich sind zwei Jahre herausgesprungen, was durchaus überrascht: In der vergangenen Zeit waren Sie meist immer nur ein Jahr gebunden.
Katsigiannis: Das hatte Gründe. In Balingen war ich nur ein Jahr, weil die Voraussetzungen des Vereins, sich zu entwickeln, in meinen Augen begrenzt waren. Das ist gar nicht böse gemeint. Da hat der HCE nun sicher andere Voraussetzungen, es gibt die Möglichkeit, sich mehr als nur zu etablieren in den nächsten Jahren.
Davon ist der HC Erlangen in dieser Saison aber doch weiter entfernt als vergangene Runde.
Katsigiannis: Ich habe das so schon einmal erlebt in Hannover. Das ist völlig normal, dass man im zweiten Jahr in der Bundesliga eine schwierige Phase durchlebt. Wir hatten auch in Hannover große Ziele und haben letztlich gegen den Abstieg gekämpft. Da sehe ich Parallelen. Wo Hannover heute steht, kann jeder sehen.
Hannover steht auf Rang drei der Tabelle. Der HCE ist 13. – das macht Sie gar nicht nervös?
Katsigiannis: Naja, erwartet haben wir es so nicht. Aber der Spruch kommt ja nicht von irgendwoher, dass das zweite Jahr das schwerste ist. Wir müssen konsequent arbeiten, dann kommen wir da unten auch wieder raus.
"So lange war ich bei keinem Verein"
Herr Katsigiannis, mit 35 Jahren ist man noch nicht alt – für einen Leistungssportler aber zumindest auf die Zielgerade der Karriere eingebogen. Werden Sie die in Erlangen beenden?
Katsigiannis: Das weiß ich noch nicht. Aber dass der HCE zwei Jahre mit mir planen wollte, das zeigt mir viel Vertrauen. 2020 werde ich fünf Jahre in Erlangen im Tor gestanden haben – so lange war ich bei keinem Verein. Das ist eine schöne Sache. Auch hat die Region ja viel zu bieten.
Was denn?
Katsigiannis: Naja, viel Zeit hat man ja nicht neben dem Training und den Fahrten. Aber ich mag die Cafés, die Restaurants. Der Flughafen ist nicht weit, die Welt lässt sich von hier aus gut erkunden. Man kann gut einkaufen in Nürnberg, ich mag die Leute hier. Meine Frau und ich fühlen uns hier wirklich sehr wohl, wir haben Wurzeln geschlagen.
Ausbildungspapiere bei der Stadtverwaltung
Das hört sich so an, als machen Sie sich auch langsam Gedanken um die Zeit nach der Karriere?
Katsigiannis: So langsam, ja. Ich würde gern im Sport bleiben, Torwarttrainer werden. Wenn das nicht klappt, habe ich die Ausbildung in der Stadtverwaltung aus meiner Heimatstadt Werne. Da war ich 15 Jahre lang beurlaubt, das ist kürzlich ausgelaufen - aber ich habe die Ausbildungspapiere und könnte mich bewerben.
Sie haben bis 2020 beim HCE unterschrieben. Das letzte Mal ging es von hier aus zum großen THW Kiel - was sagen Sie, wenn der sich morgen meldet?
Katsigiannis: Dann sage ich: Tut mir leid, ich habe einen Vertrag beim HC Erlangen.
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