Viel Spott, viel Häme

"Schlechter Verlierer": So dreschen Spaniens Medien auf Julian Nagelsmann

Andrea Munkert

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9.7.2024, 11:30 Uhr
Nationaltrainer Julian Nagelsmann gratuliert seinem spanischen Kollegen Luis de la Fuente nach dem EM-Viertelfinale am Freitagabend.

© IMAGO/Laci Perenyi Nationaltrainer Julian Nagelsmann gratuliert seinem spanischen Kollegen Luis de la Fuente nach dem EM-Viertelfinale am Freitagabend.

Der große Frust war dem Bundestrainer am Nachmittag nach dem Ausscheiden der DFB-Elf noch deutlich anzumerken, sogar Tränen kullerten Julian Nagelsmann über die Wangen. Es war eine schwere Nacht, ein schwerer Morgen. Viele Träume sind geplatzt. In der Pressekonferenz gibt sich der Bundestrainer als fairer Verlierer und ringt um Fassung.

Während sich die Medien hierzulande am kollektiven Wundenlecken beteiligen, sind die Zeitungen, Sender und Portale in Spanien voller Spott gegenüber dem 36-Jährigen.

Das erste Gefasstsein, das Nagelsmann am Freitag direkt nach dem Aus noch versuchte aufrechtzuerhalten, nahm ihm zum Beispiel die Tageszeitung "Marca", quasi der "Kicker" in Spanien, übel und bezeichnete Nagelsmann auf ihrer Website als "schlechten Verlierer" - weil er sich über das Auftreten der "Furia Roja" und das nicht gepfiffene Handspiel von Cucurella ausgelassen habe. Die Webseite "OK Diario" titelte ebenfalls ähnlich, nämlich: "Nagelsmann kann nicht verlieren."

Auf der Pressekonferenz zum Spiel habe er sich schwergetan, die gängige Gratulation an den Gegner auszusprechen, hieß es im Text von "Marca" weiter, der zudem das Verlängerungs-Fazit des Bundestrainers aufgriff. "In der Verlängerung waren es mit Ausnahme der ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit fast nur wir, die wirklich gewinnen wollten", hatte Nagelsmann erklärt. Auch daran hatte sich das Medium offenbar gestört.

Bei MagentaTV hatte sich der Bundestrainer im Interview über die Spielleitung beschwert und geklagt: "Der Schiedsrichter hat auch ein bisschen für Spanien gepfiffen", sagte er dort. Betrogen habe er sich nicht gefühlt, betonte der Bundestrainer auf Nachfrage in der Pressekonferenz.

Die tägliche Sportzeitung "El Mundo Deportivo" mit Sitz in Barcelona hingegen zeigt sich fast versöhnlich: "Schluss mit dem Fluch gegen die Gastgeber: Spanien musste gegen ein konkurrenzfähiges Deutschland leiden", urteilen die Redakteure.

"Marca" hingegen lobt vor allem das spanische Team: "Unsterbliche Leistung Spaniens! Mikel Merino besiegelt ein unvergessliches Spiel, in dem die spanische Mannschaft der deutschen Belagerung standhielt. Ein Spiel für alle Zeiten, voller Epos und Großartigkeit, Spanien schreibt ein unvergessliches Kapitel."

Die "Gazzetta dello Sport", Italiens größte Sportzeitung fühlt offenbar den Schmerz der Deutschen: "Spannung und Gleichgewicht. Und Kontroversen. Im ersten Viertelfinale der Europameisterschaft in Stuttgart fehlt es an nichts. Spanien besiegt Deutschland in der Verlängerung mit 2:1. Den Deutschen wurde ein klarer Elfmeter verweigert: Cucurella trifft nach Musialas Schuss den Ball mit dem Arm. Es ist eine echte Parade. Doch Schiedsrichter Taylor greift nicht ein. Und nicht einmal der VAR."

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