Späte Aufholjagd: Bamberg wahrt die Chance aufs Halbfinale

Sebastian Gloser

Sportredakteur

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18.6.2020, 22:29 Uhr

Das Finalturnier der Basketball-Bundesliga lebt nicht von den Emotionen auf den Rängen. Zuschauer gibt es ja keine in der Münchner Rudi-Sedlmayer-Halle, in der nun seit knapp zwei Wochen jeden Tag gespielt wird. Die Spannung muss ausschließlich auf dem Parkett erzeugt werden und zumindest zwei Viertelfinal-Miniserien hat die erste Turnierwoche hervorgebracht, die große Spannung versprechen.

Der FC Bayern muss zittern

Während sich die Ulmer (101:61 gegen Frankfurt) und die Berliner (93:68 gegen Göttingen) nach ihren deutlichen Siegen zur Regeneration einen Grillabend im Quarantänehotel gönnen konnten und zum Rückspiel eigentlich nur noch antreten müssen, um in die nächste Runde einzuziehen, dürften andere Überstunden bei der Videoanalyse gemacht haben. Der FC Bayern München zum Beispiel, immerhin amtierender Deutscher Meister und vor der Unterbrechung souveräner Tabellenführer, muss nach dem 83:87 gegen Ludwigsburg im Rückspiel am Freitag (16.30 Uhr, Magenta Sport) vier Punkte aufholen, um die erste große Überraschung zu verhindern.

Eine große Überraschung wäre nach den Leistungen seit vergangenem September auch ein Halbfinal-Einzug von Brose Bamberg. Der ehemalige Serienmeister, der sich noch immer nicht aus dem Loch nach den großen Euroleague-Jahren befreien konnte, präsentiert sich auch ohne die mit der überbordenden Erwartungshaltung von Freak City gefüllten Sitzschalen nicht konstant genug. Auf eine starke Partie gegen Berlin folgte in der Gruppenphase ein Totalausfall gegen Ludwigsburg, gegen Frankfurt vereinte die Mannschaft von Roel Moors beide Launen innerhalb von 40 Minuten. "Umso wichtiger ist es für uns, dass wir von Beginn an voll fokussiert sind", sagte Bambergs Trainer vor der ersten Begegnung mit Oldenburg, "den Kampf – vor allem defensiv" müsse seine Mannschaft annehmen und versuchen, dem Spiel ihren "Stempel und Rhythmus aufzudrücken."

Tatsächlich waren am Donnerstagabend gerade einmal 81 Sekunden absolviert, als Moors an der Plexiglasscheibe vor dem Kampfrichtertisch beim Stand von 0:7 die erste Auszeit beantragte.

Die Bewerbung des Elias Harris

Die Baskets aus Oldenburg waren ebenfalls sehr wankelmütig in das Turnier gestartet, nach einer intensiven Aussprache scheinen die "vielen alten Männer" und "der dicke Center", wie Rasid Mahalbasic gewohnt selbstironisch seine Kollegen und sich beschrieben hatte, aber angekommen zu sein. Nach dem schönen Erfolg gegen den FC Bayern in der Vorrunde besiegte Oldenburg im Viertelfinal-Hinspiel auch Bamberg.

Nach Moors früher Auszeit stabilisierten sich die Oberfranken immerhin, Elias Harris schien sich nach den Unstimmigkeiten um das Bamberger Kurzarbeitergeld um einen Vertrag beim Gegner zu bewerben (24 Punkte), am Ende wurde es nach einem zwischenzeitlichen 17-Punkte-Rückstand eine knappe 81:86-Niederlage, wobei vor allem Mahalbasic die Zone dominierte (19 Punkte, 10 Rebounds).

Ein entspanntes Barbecue wird sich vor dem Rückspiel am Samstag keines der beiden Teams gönnen, stattdessen dürfte eine weitere intensive Videoanalyse anstehen.

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