Sport während Lockdown: "Es herrscht Bewegungsmangel"
4.11.2020, 13:03 UhrHerr Pfeifer, der Mensch ist ein Bewegungstier. Wie viel braucht ein Mensch davon täglich?
Klaus Pfeifer: Ein täglicher Bedarf ist in dieser Hinsicht nicht definiert. Entsprechend der nationalen Empfehlungen für Bewegung ist es günstig, am besten täglich Bewegung in den Alltag einzubauen, möglichst mindestens 150 Minuten pro Woche, oder sogar mehr. Neuere Untersuchungen zeigen, dass auch schon etwas mehr Bewegung im Alltag gute Gesundheitseffekte hat. Jedes mehr an Bewegung ist also hilfreich und stärkt die Gesundheit. Dauerhafter Bewegungsmangel erhöht hingegen das Risiko, krank zu werden.
Kann dieser Bedarf durch die neuerlichen sportlichen Einschränkungen noch gedeckt werden?
Pfeifer: Das hängt von jedem Menschen selber ab. Natürlich sind das große Einschränkungen, die den Sport jetzt erreichen. Dadurch, dass Individualsportarten allerdings noch erlaubt sind, bieten sich noch ausreichend Möglichkeiten, Sport zu treiben.
Was sind diese Möglichkeiten, zumal jetzt eine kältere Jahreszeit ansteht?
Pfeifer: Weiterhin ist es möglich, Rad zu fahren, laufen zu gehen oder zu walken. Bewegung an der frischen Luft ist grundsätzlich gesund. Aber auch in den eigenen vier Wänden besteht die Möglichkeit, sich mit Gymnastik wie Cross-Fit oder Pilates fit zu halten. Auch gibt es reichlich Angebote von Online-Anbietern, die Anleitung für verschiedenste Bewegungsmöglichkeiten geben, z.B. im Bereich Aerobics, so dass man auch gut ausdauerorientiert trainieren kann.
Genügt das einfache Spazierengehen?
Pfeifer: Auch das ist eine Möglichkeit. Geht man etwas intensiver, regt auch das die Förderung des Kreislaufs und des Stoffwechsels an, was sich positiv auf die Gesundheit auswirkt. Der abendliche, bisschen schnellere Spaziergang um den Block bringt somit definitiv eine Menge.
"Mehr als die Hälfte der Deutschen bewegt sich zu wenig"
Gibt es bereits erste Forschungserkenntnisse aus dem ersten Lockdown, wie sich mangelnde sportliche Betätigung beim Menschen auswirken kann?
Pfeifer: Zunächst muss gesagt werden, dass in Deutschland grundsätzlich ein Bewegungsmangel herrscht. Mehr als die Hälfte der Deutschen bewegt sich zu wenig. Das wurde durch den ersten Lockdown sicher auch noch verstärkt. Dennoch war zu erkennen, dass die Menschen durchaus den Weg in die Natur gesucht haben und viel draußen waren. Was jetzt in dieser Zeit nicht passieren darf, ist, dass die Menschen die aktive sportliche Bewegung komplett sein lassen.
Können die Schäden für die Gesundheit durch den erneuten Lockdown somit größer sein, als das, was mit ihm verhindert werden soll?
Pfeifer: Im Sinne des Infektionsschutzes ist es natürlich sinnvoll, diese Einschränkungen vor allem auch im Sport zu vollziehen. Allerdings finde ich, dass es auch von den Kommunen vermehrt Empfehlungen und Angebote für die Menschen geben sollte, sich auch in diesen Zeiten fit zu halten. Mangelnde Bewegung ist alles andere als förderlich für den Verlauf von nicht ansteckenden chronischen Krankheiten wie Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
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