Sporthalle für die Falcons soll noch dieses Jahr entstehen

Sebastian Gloser

Sportredakteur

E-Mail zur Autorenseite

8.5.2019, 22:00 Uhr
Arbeiten an einer gemeinsamen Lösung für eine Basketballhalle: Ralph Junge (links) und Oberbürgermeister Ulrich Maly.

© Sportfoto Zink / ThHa, Sportfoto Zink / ThHa Arbeiten an einer gemeinsamen Lösung für eine Basketballhalle: Ralph Junge (links) und Oberbürgermeister Ulrich Maly.

So viele – im Wortsinne – große Menschen wie am Dienstagnachmittag waren wohl noch nie im Nürnberger Rathaus zu Gast. Wobei es nicht die Oberarmmuskeln des 2,09 Meter großen Robert Oehle oder das breite Kreuz des ehemaligen Footballspielers Ishmail Wainright gewesen sein dürften, die den Oberbürgermeister bei der Feierstunde im "Schönen Saal" zu relativ eindeutigen Aussagen bewegten. Sondern der sportpolitische Druck.

Durch den Aufstieg in die Basketball-Bundesliga haben die Nürnberg Falcons vor einer Woche eine Diskussion befeuert, die seit Jahren in der Stadt geführt wird – bislang meist aber nur im Konjunktiv. Es bräuchte neben der Arena noch eine mittelgroße Sport- und Eventhalle, hieß es immer wieder. Nun braucht man sie wirklich. Zumindest die Falcons brauchen sie. Und zwar dringend.

Um sich in der ersten Liga beweisen zu dürfen, muss der Verein bei den Heimspielen wenigstens 3000 Menschen die Chance bieten, dabei zu sein. Ulrich Maly glaubt daran, dass es diese Halle noch in diesem Jahr geben wird. "Wir kriegen das rechtzeitig hin", sagte er am Dienstag, nachdem sich die Aufstiegsmannschaft im Rahmen eines kleinen Festakts ins Gästebuch der Stadt eingetragen hatte.

Bereits bevor Oehle, Wainright und ihre Kollegen zum Füller griffen, hatte Nürnbergs Oberbürgermeister die Rahmenbedingungen für die geplante Halle skizziert: keine "hingewurschtelte Lösung", mehr als ein Provisorium, gute Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr, offen für weitere Vereine und Veranstaltungen. "Wenn es eine Halle ist, die nur zu den jeweiligen Ligaspielen ausgelastet ist", sagt Maly, "ist es wirtschaftlich die schlechteste Variante."

So sieht man das natürlich auch bei den Falcons und dem Partner "werk:b". Christian Kohlert, so etwas wie der Bauleiter der Eventagentur, sagt: "Es wird die Multifunktionshalle werden." Drei, vier weitere Sportarten kann er sich dort vorstellen, darüber hinaus Tagungen und Kongresse, im besten Fall auch Konzerte, denn: "Je mehr Nutzungsmöglichkeiten, desto besser die Finanzierbarkeit." Er glaubt, dass es tatsächlich gelingen kann, die entsprechende Halle bis zum Herbst, wenn die Bundesligasaison beginnt, aus dem Boden zu stampfen. "Es halten mich deshalb zwar alle für ein bisschen verrückt", schmunzelt Kohlert, "aber das haben sie beim Eventpalast auch schon getan." Die Zelthalle am Flughafen sicherte den Falcons in der abgelaufenen Saison zunächst das Überleben und bildete später die stimmungsvolle Basis für den aktuellen Erfolg.

Wo die neue Halle, die Sportbürgermeister Klemens Gsell vorläufig als "Eventpalast 2" bezeichnet, stehen könnte, das ist nun die entscheidende Frage. Die Falcons hatten bereits erste Ideen, offenbar hat die Stadt nun aber noch eine bessere. Am Donnerstag berät die Spitze, dann werden die entsprechenden Experten aus den Ressorts Wirtschaft, Stadtplanung, Verkehr und Umwelt befragt, Gsell rechnet "im Laufe der kommenden Woche" mit einer spruchreifen Lösung. Auch er ist trotz aller noch offenen Fragen optimistisch. "Es ist politisch zwar nicht mehr opportun, es so zu formulieren", sagt er in Anspielung auf die berühmten Worte von Angela Merkel, "aber: Wir schaffen das."

Bei den Falcons hört man das natürlich gerne. In der Vergangenheit hat der Klub die Stadt häufig dafür kritisiert, dass die Diskussion um eine neue Sporthalle nur eine im Konjunktiv blieb, aktuell ist das Verhältnis aus nachvollziehbaren Gründen sehr harmonisch. "Man muss die Stadt wirklich loben", sagt Geschäftsführer und Cheftrainer Ralph Junge. Seit dem Neustart 2016 ist der Austausch deutlich besser, die Unterstützung der Stadt spürbar.

Die braucht es aktuell mehr denn je. Am Donnerstag ist nicht nur im Nürnberger Rathaus ein wichtiges Treffen anberaumt, auch in Köln steht ein richtungweisendes an. Dort tagt der Gutachterausschuss der Bundesliga, geprüft werden die Lizenzanträge und es bedarf nicht viel Fantasie, dass der Antrag aus Nürnberg wohl etwas gründlicher angeschaut wird. Der Standort ist spätestens seit dem ersten Bundesligaabenteuer nicht für Stabilität bekannt, finanziell und logistisch müssen die Falcons von allen Bewerbern den größten Sprung machen - beziehungsweise haben ihn zum Teil bereits gemacht, wie Junge versichert.

Einen Etat über drei Millionen Euro muss jeder Bundesligist nachweisen, bereits vor dem sportlichen Aufstieg konnten die Falcons laut Junge 80 Prozent davon nachweisen. "Das ist eine herausragende Zahl", findet er – und hoffentlich noch lange nicht das Limit: "Eigentlich ist es unser Ziel, die Vorgabe der Liga zu übertreffen. Das Ziel ist ja, perspektivisch eine Rolle in der ersten Liga zu spielen." Wobei Junge klar stellt, dass er das Geld sinnvoll investieren möchte und nicht in überteuerte Neuzugänge. "Bei dem, was wir eingereicht haben, hat die Liga wenig Chancen, Nein zu sagen", glaubt er.

"Es gibt einen klaren Plan"

Ob die Liga Ja zu Nürnberg sagt, wird also wohl vor allem davon abhängen, ob man in Köln dem Verein auch zutraut, die Hallenproblematik rechtzeitig zu lösen. Am Mittwoch haben die Falcons den Lizenzausschuss noch einmal auf den aktuellen Stand gebracht. "Es geht darum zu zeigen, dass wir kein Halligalli machen, sondern dass es einen klaren Plan gibt", sagte Junge am Dienstag im Rathaus, bevor er sich mit einem fränkisch-schwäbischen Nachwuchsteam auf den Weg nach Frankreich machte. Sollte die neue Halle nicht bis zum ersten Heimspiel fertig werden, gäbe es die Option, für einzelne Termine in die Arena Nürnberger Versicherung oder die Frankenhalle auszuweichen. So schnell wollen die großen Männer keine weitere Aufstiegszeremonie im Rathaus feiern.

7 Kommentare