Rätselhafter Auftritt
0:2 in Rostock! Schwaches Kleeblatt verliert beim schwächsten Heimteam der Liga
22.4.2023, 14:55 UhrWie die Zeit vergeht. Als das Kleeblatt zum letzten Mal im Ostseestadion gastierte, da reckte Kapitän Thomas Kleine eine silberne Papp-Schale in den Rostocker Frühlingshimmel. Mit einem 2:2 sicherte sich die Spielvereinigung am 34. Spieltag der Saison 2011/2012 die Meisterschaft in der zweiten Bundesliga - und durfte deshalb ein paar Monate später zum ersten Mal in der Bundesliga antreten. Der FC Hansa hingegen stieg in die dritte Liga ab, wo er erstmal ein paar Jahre zur Konsolidierung brauchte.
2021 kehrten die Rostocker aber wieder zurück, hielten 2022 souverän die Klasse - machten dann aber einige verrückte Sachen. Im November beurlaubten sie, auf Platz zwölf liegend, ihren Aufstiegstrainer Jens Härtel, holten Patrick Glöckner, der nach zehn Spielen im März aber auch schon wieder gehen musste. Es kam Alois Schwartz, der allerdings mit drei Niederlagen startete und deshalb am Samstagnachmittag doch schon ziemlich unter Druck stand.
Zwei Änderungen in der Fürther Startelf
Doch mit diesem Druck gingen die abstiegskämpfenden Rostocker erstaunlich gut um, schüchterten das Kleeblatt mit harter Spielweise ein und gewannen nach acht (!) sieglosen Spielen vollkommen verdient mit 2:0 (0:0). Der Auftritt der Gäste bei der eigentlich formschwächsten Mannschaft der Liga hingegen wirft sehr viele Fragen auf.
Seine Startelf veränderte Fürths Trainer Alexander Zorniger nur auf zwei Positionen. Branimir Hrgota rückte nach abgesessener Gelbsperre wieder auf die Zehn und verdrängte Lukas Petkov auf die Bank, wo der unter anderem neben Gideon Jung Platz nahm, der wegen einer leichte Gehirnerschütterung zuletzt nur dosiert trainiert hatte. Jungs Platz rechts in der Dreierkette übernahm Sebastian Griesbeck.
Die Partie begann dann schmerzhaft. Bereits in der ersten Minute grätschte Rostocks Lukas Fröde den Fürther Max Christiansen mit gestrecktem Bein im Mittelfeld um und hatte Glück, dass er dafür nur Gelb sah. Die schlechteste Heim- und Rückrundenmannschaft der Liga wollte das Kleeblatt also gar nicht ins Spiel kommen lassen und ihm mit (übertriebener) Härte begegnen. Diese Herangehensweise zeigte Wirkung, denn in der ersten Viertelstunde gelang den Gästen so gar nichts.
Oussama Haddadi spielte früh einen einfachen Pass über wenige Meter ins Seitenaus, sah dann auch mehrmals im Zweikampf schlecht aus - und sein Abwehrkollege Sebastian Griesbeck legte Lukas Hinterseer den ersten Rostocker Torschuss auf, der aber weit vorbei ging (10.). Besser machte es Kevin Schumacher drei Minuten darauf, der aus 18 Metern halblinker Position wuchtig abschloss und Andreas Linde zu einer Flugeinlage zwang.
Nach 15 Minuten versuchte es Armindo Sieb auf der anderen Seite des Feldes erstmals aus der Distanz, schoss den Ball aber auf die Rostocker Fantribüne hinter dem Tor. Alle weiteren Fürther Versuche, meist nach Standards, versandeten - und dann wurde der eh schon schwierige Samstagnachmittag noch ein bisschen schwieriger.
Ache muss nach 26 Minuten verletzt raus
Ragnar Ache hatte sich bei einer Grätsche gegen Dennis Dressel offenbar am Knie verletzt und konnte den Platz nur von Kollege Afimico Pululu und Teamarzt Ekkehardt Templer gestützt verlassen. Die Fürther mussten folglich schon nach 26 Minuten verletzungsbedingt wechseln - und verloren mit Ache einen ihrer kopfballstärksten Spieler. Zorniger brachte Tobias Raschl, was einige Umstellungen zur Folge hatte. Raschl rückte auf die Acht, Green von dort auf die Zehn und Hrgota in den Sturm. Zudem beorderte der Trainer den schwachen und fahrigen Haddadi
Auch die Heimmannschaft reagierte früh - Trainer Schwartz nahm aber den gelbvorbelasteten Fröde, der Christiansen böse gefoult hatte, sicherheitshalber vom Platz und wechselte den Ex-Nürnberger Simon Rhein ein (27.). Bis zur Pause fiel dem Kleeblatt gegen die kompakte und kopfballstarke Rostocker Defensive nur wenig ein, der bemitleidenswerte Sieb war in den vielen Luftduellen erwartungsgemäß stets nur zweiter Sieger.
Kurz vor der Pause kombinierte sich das Kleeblatt aber doch einmal bis in den Sechzehner durch, wo Rostocks Schumacher gerade noch vor dem lauernden Asta rettete (43.). Eine Fürther Führung wäre nach dieser sehr durchwachsenen ersten Hälfte, erneut ohne Schuss auf das gegnerische Tor, aber auch nicht verdient gewesen. Die Gäste zeigten mal wieder ihr wenig schönes Auswärtsgesicht - und kassierten kurz nach Wiederanpfiff das 0:1.
Bei einem langen Ball von Rostocker Torhüter Markus Kolke stand die Fürther Defensive schlecht, Kai Pröger legte ab auf Nils Fröling, den keiner so recht angreifen wollte. Also zog er aus 25 Metern einfach mal ab und schoss den FC Hansa mit einem Traumtor genau in den Winkel in Führung. Die Fürther mussten nun mehr tun, Siebs Versuch nach schöner Einzelaktion und Doppelpass mit Haddadi wurde aber noch von einem Blau-Weißen entscheidend abgefälscht (52.).
Fürths Trainer Zorniger wechselt doppelt
Es blieb aber die einzig gefährliche Aktion der weiterhin schwachen Gäste, weshalb Zorniger nach einer Stunde genug gesehen hatte und doppelt wechselte. Für Griesbeck und Asta kamen Marco John und Marco Meyerhöfer, die die beiden Außenbahnen übernahmen - Haddadi rückte derweil auf seine dritte Position in diesem Spiel und verteidigte fortan rechts in der Dreierkette.
Doch auch das brachte nichts - stattdessen wurde in der 65. Minute alles nur noch schlimmer. Kai Pröger ließ Michalski nach einem langen Ball im Dribbling alt aussehen und flankte von der Grundlinie perfekt auf den sträflich freien Dennis Dressel, der den Ball volley nahm und zum 2:0 für Rostock traf.
Nun klappte alles beim FCH. Kolke hielt einen gut platzierten Distanzschuss von Hrgota und sorgte damit für Standing Ovations im eh schon sehr lauten Ostseestadion (69.), der schwache Versuch von Sieb kurz darauf war kein Problem für den Torhüter. Eine Viertelstunde vor Schluss wechselte Zorniger erneut, brachte mit Lukas Petkov und Dickson Abiama (für Green und Michalski) zwei frische Spieler - und stellte auf ein 4-4-2 um.
Doch auch dieser Änderungsversuch versandete, so wirklich schienen sich die Fürther nicht mehr auflehnen zu wollen gegen den Tabellenvorletzten, der von den 24.000 Zuschauern frenetisch gefeiert wurde. Drei Minuten vor Schluss rettete Andreas Linde seine Mannschaft im Eins-gegen-Eins gegen Morris Schröter vor einer noch höheren Niederlage, auf der anderen Seite flankte Itter genau in die Arme von Kolke. Um kurz vor Drei hatte Schiedsrichter Patrick Ittrich ein Einsehen und erlöste die Fürther - die die Reifeprüfung an der Ostsee nicht bestanden hatten.
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