Hrgota verschießt im Elfmeterschießen

Ausgeschieden! Kleeblatt scheitert im Pokal an Viertligist Babelsberg

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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7.8.2021, 21:30 Uhr
Das Kleeblatt stolpert im Pokal: Babelsberg kegelt den Erstligisten im Elfmeterschießen raus.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Das Kleeblatt stolpert im Pokal: Babelsberg kegelt den Erstligisten im Elfmeterschießen raus.

Dass es ein besonderer Abend werden würde, sah man schon auf dem Weg zum Karl-Liebknecht-Stadion. In den Straßen rund um die traditionsreiche Heimat des SV Babelsberg waren viele Fans in Blau und Weiß unterwegs, hin und wieder erblickte man auch Menschen mit weiß-grünen Schals. 3030 Zuschauer durften beim Pokalspiel zwischen dem SVB und dem Kleeblatt dabei sein, darunter auch knapp 300 aus Fürth.

Dass es ein besonderer Abend werden würde, sah man aber auch beim Blick auf die Aufstellung. In der Abwehr trat das Kleeblatt nach der Verletzung von Luca Itter, der in Fürth geblieben war, ohne gelernten Linksverteidiger an. Für ihn rückte Innenverteidiger Justin Hoogma nach außen, das defensive Zentrum bildeten Maximilian Bauer und Gideon Jung, den verletzten Marco Meyerhöfer vertrat Simon Asta auf rechts. Die ungewohnte erste Elf komplettierten Paul Seguin auf der Sechs, davor Timothy Tillmann und Nils Seufert, Julian Green auf der Zehn sowie Jamie Leweling als Vertretung von Havard Nielsen neben Kapitän Branimir Hrgota im Angriff.

Und es wurde tatsächlich ein besonderer Abend. Auch mit dieser ersten Elf, die so noch nie zuvor zusammengespielt hatte, war das Kleeblatt dem Regionalligisten von der ersten Minuten an überlegen, nutzte diesen Vorteil aber nicht aus und musste nach 90 Minuten beim Stand von 2:2 in die Verlängerung. Auch 30 weitere Minuten brachten keine Entscheidung, im Elfmeterschießen setzte sich der Viertligist durch.

Dabei begann alles so gut

Dabei begann alles so gut. Der erste Jubelschrei aus dem Gästeblock ertönte schon in der vierten Minute. Babelsbergs Reimann hatte den Ball nach einer Hereingabe von Hrgota aber nur Außennetz abgefälscht. Die darauffolgende Ecke köpfte Hrgota aufs Tor, den Nachschuss von Leweling kratzte ein Babelsberger von der Linie - zumindest nach Meinung des Schiedsrichters. Wie die Fernsehbilder zeigten, war der Ball bereits hinter der Linie, doch weil es in der ersten Pokalrunde weder Videobeweis noch Torlinientechnik gibt, blieb es beim 0:0.

Auch danach war das Kleeblatt drückend überlegen und erspielte sich immer wieder Chancen. Nach einer Viertelstunde leistete sich die Fürther Defensive einige Wackler, vor allem Simon Asta und Gideon Jung hatten Probleme mit ihren Gegenspielern. Doch dann verlängerte Hrgota einen weiten Ball in den Lauf von Leweling, der den Torwart umkurvte und dann das Foul suchte. Der Torwart tat ihm den Gefallen - Elfmeter. Hrgota schnappte sich den Ball, verzögerte kurz und verwandelte sicher zum 1:0 (22. Minute).


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Es war die längst überfällige Führung für den Bundesligisten, der sich trotz personeller Probleme ballsicher und spielfreudig zeigte. Doch statt eines weiteren Tores für die Spielvereinigung stand es eine Viertelstunde später 1:1. Gideon Jung ließ seinen Gegenspieler auf der rechten Außenbahn laufen, ein Babelsberger kratzte den Ball von der Torauslinie in die Mitte, wo Marcel Rausch aus sechs Metern den Ausgleich erzielte. Es war der erste Torschuss des Viertligisten, für das Kleeblatt hatten die Statistiker dagegen bis zum Halbzeitpfiff 13 Versuche verzeichnet. Auf der Anzeigetafel aber stand in Weiß auf Grün: 1:1.

Barry übernahm die Rechtsverteidigerposition

Zu Beginn des zweiten Durchgangs übernahm Abdourahmane Barry die Rechtsverteidigerposition von Simon Asta. Von der offensiven Fürther Leichtigkeit war anschließend nichts mehr zu sehen, das Gegentor vor der Pause hatte offenbar Eindruck hinterlassen. Das Kleeblatt ließ die Babelsberger immer besser ins Spiel kommen, Petar Lelas Versuch sorgte für ein lautes Ooooooh im Stadion (52.). Nach einem Distanzschuss von Tillman legte Hrgota kurz darauf den Abpraller quer auf Barry, der zum 2:1 traf - doch der Linienrichter hatte seine Fahne zurecht gehoben.

Doch mit jeder Minute, in der es weiter Unentschieden stand, witterten die Babelsberger mehr ihre Chance auf eine Pokalsensation. Der Regionalligist war giftig in den Zweikämpfen, nahm den Fürthern damit die Lust und hielt das Spiel weiter offen. Stefan Leitl reagierte nach 67 Minuten und schickte Joker Dickson Abiama für Leweling auf den Platz. Doch dann geschah das, was sich alle 3000 Heimfans erträumt hatten. Tino Schmidt zirkelte einen Freistoß (nach fragwürdigem Schiedsrichterpfiff gegen Jung) an die Querlatte, von Funks Fingerspitzen rollte der Ball quer zur Torlinie, wo Marcus Hoffmann am schnellsten schaltete: 2:1 nach 70 Minuten.

Das Stadion bebte jetzt, die Babelsberger Fans peitschten ihre Mannschaft lautstark an. Das Kleeblatt probierte es weiter, blieb aber harmlos. Was die Fürther auch versuchten, es klappte nicht. Green schoss in den Potsdamer Nachthimmel, Hoogma köpfte nach einer Ecke weit daneben - und wenn doch mal ein Ball durch kam, war ein Babelsberger Bein dazwischen. Die Fürther hätten verzweifeln können - taten es aber nicht.

Green rettet das Kleeblatt in die Verlängerung

Fünf Minuten vor Schluss schickte Seguin Barry in den Strafraum, dessen perfekt getimte Hereingabe köpfte Julian Green zum 2:2 ins Tor. Das Kleeblatt war zurück im Spiel - und wollte nicht in die Verlängerung. Ein weiterer Treffer gelang in der regulären Spielzeit aber nicht, sodass der Schiedsrichter um kurz vor 20.30 Uhr die letzten 30 Minuten anpfiff.

Dort spielten die Fürther weiter mit Überzeugung nach vorne, wurde gegen den immer müder werdenden Viertligisten aber trotz knapp 70 Prozent Ballbesitz nicht wirklich gefährlich. Tillman ließ sich mit seiner Hereingabe zu lange Zeit - und lief dann mit dem Ball ins Aus. Auch nach 105 Minuten stand es noch 2:2. Zehn Minuten vor dem Ende stand Hrgota plötzlich alleine vor dem Babelsberger Tor, wartete - und schoss dann ans Außennetz.

Dann setzte starker Regen ein. Der animierte die Babelsberger Fans, ihre Mannschaft noch lautstarker nach vorne zu peitschen. Das Kleeblatt wirkte nun tatsächlich verzweifelt, Seguins Frustschuss aus 25 Metern weit über das Tribünendach war das perfekte Bild zu einem gebrauchten Tag aus Fürther Sicht. Um 21.03 Uhr pfiff der Schiedsrichter wieder ab - und es stand noch immer 2:2. Die Entscheidung musste also im Elfmeterschießen fallen.

Aus im Elfmeterschießen: Babelsberg kegelt Fürth raus

Dort trafen Green und Seguin, Hrgota verschoss. Marius Funk rettete seinen Kapitän und hielt einen Elfmeter. Nach jeweils fünf Schützen stand es weiter Unentschieden. Dann verschoss Maximilian Bauer - und David Danko schoss Babelsberg in die zweite Runde. Das Kleeblatt scheidet nach einer durchwachsenen Vorstellung aus - und offenbart eine Woche vor dem Bundesligastart große Probleme.

Fürth: Funk; Asta (46. Barry), Jung, Bauer, Hoogma - Seguin, Seufert (73. Fein), Tillmann (112. Sarpei), Green - Hrgota, Leweling (68. Abiama). - Zuschauer: 3030 (ausverkauft). - Tore: 0:1 Hrgota (22., Foulelfmeter), 1:1 Rausch (37.), 2:1 Hoffmann (70.), 2:2 Green, 3:2 Green (Elfmeter), 3:3 Frahn (Elfmeter), 4:3 Seguin (Elfmeter), 4:4 Wegener (Elfmeter), Hrgota verschießt, Lela verschießt, 5:4 Barry (Elfmeter), 5:5 Reimann (Elfmeter), 6:5 Sarpei (Elfmeter), 6:6 Moravec (Elfmeter), Bauer verschießt, 7:6 Danko (Elfmeter). - Gelb: Wilton, Flügel, Frahn, Härtel, Danko / Seufert, Seguin, Barry.

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