Siebte Niederlage im achten Spiel

Der Tiefpunkt: Wie das Kleeblatt das 0:1 gegen den VfL Bochum verarbeitet

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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17.10.2021, 12:48 Uhr
Nichts als Leere, Trauer und Verzweiflung: Die Fürther Spieler Viergever, Hrgota, Green und Itter (von links) nach dem Schlusspfiff.  

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Nichts als Leere, Trauer und Verzweiflung: Die Fürther Spieler Viergever, Hrgota, Green und Itter (von links) nach dem Schlusspfiff.  

Um 17.22 Uhr erlöste der Schiedsrichter alle Fürther von ihren Qualen. Es war allerdings keine Erleichterung zu spüren, vielmehr legte sich an diesem späten Samstagnachmittag eine große Leere über den gesamten Ronhof. Die Stille war beinahe beängstigend. Jeder, der es mit dem Kleeblatt hielt, versuchte die vorangegangenen 94 Minuten irgendwie zu verarbeiten. Erst, als die Bochumer Spieler mit ihren Fans im Gästebock über den 1:0-Erfolg jubelten, kehrte das Leben zurück ins Stadion.

Dorthin, wo die Zuschauer ihre niedergeschlagene Mannschaft kurz darauf mit einer Mischung aus Pfiffen, deutlich vernehmbarer Kritik, aber auch aufmunterndem Applaus verabschiedeten. Die Menschen in Weiß und Grün wussten, so schien es, nicht so recht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollten. Sie waren gefangen in einem Gefühlskonflikt. Allen in Fürth ist bewusst, dass es einem Wunder gleicht, dass dieser Verein im Konzert der Großen mitspielen darf. Dass es ein noch viel größeres Wunder wäre, wenn das Kleeblatt auch in der kommenden Saison noch Erstligist wäre.

Andererseits ist die Ernüchterung nach einem guten Viertel der Saison, nach nur einem Punkt aus acht Spielen, riesengroß. Aus dem Traum von der Bundesliga ist längst ein Albtraum geworden. Einer, bei dem alle Fürther aber feststellen müssen, dass er real ist. Bislang konnten sich Mannschaft, Trainer, Verantwortliche und Fans noch an guten Momenten, an einer steten Entwicklung hochziehen. Doch dieser 17. Oktober 2021 war der Tiefpunkt einer an Tiefpunkten bislang so reichen Saison der Spielvereinigung.

Es war ja nicht nur so, dass das Kleeblatt als Tabellenletzter gegen den Vorletzten verloren hatte - was dazu führt, dass selbst der Mit-Aufsteiger VfL Bochum bereits sechs Punkte Vorsprung hat. Das Wie dieser Niederlage war viel erschreckender: Eine wirklich gefährliche Torchancen konnte sich die Mannschaft von Stefan Leitl in 94 Minuten nicht erspielen, sie kassierte das entscheidende Gegentor durch Anthony Losilla wieder nach einer schlecht verteidigten Standard-Situation - und wirkte nach dem 0:1 in der 80. Minute wie gelähmt.

In der letzten Viertelstunde war das Kleeblatt mut- und ideenlos, die Bochumer waren dem 2:0 näher als die Fürther dem Ausgleich. "In der Situation, in der wir sind, können wir nicht mehr zurückkommen, um das Spiel zu drehen", sagte ein ernüchternder Fürther Trainer hinterher. Die Frage, gegen wen der womöglich erlösende erste Sieg gelingen soll, gegen wen diese Mannschaft überhaupt noch gewinnen will, stellten sich viele im Ronhof. "Wir haben gegen den VfL Bochum gespielt, der Zweitliga-Meister geworden ist und mit den gleichen Mitteln wie wir kämpft, um diese Liga zu halten", antwortete Leitl. Man habe "Woche für Woche die Chance, in der Bundesliga zu punkten, wenn Du an Deine Leistungsgrenze kommst und Fehler vermeidest".

Vertrauen? Traum?

Das sei das "Ziel für die kommenden Wochen", es sei ja erst "der achte Spieltag" - nach dem die Fürther mit 5:20 Toren und einem Punkt allerdings Tabellenletzter sind und bereits beide Heimspiele gegen die direkten Konkurrenten Bielefeld und Bochum gespielt haben. "Das liest sich nicht optimal, das machen wir nicht klein", bekannte Leitl. Es gelte, eine "ordentliche Leistung mit einem Ergebnis zu unterstreichen, damit die Fans und die Stadt wieder das Vertrauen kriegen, dass wir diesen Traum realisieren können."

Doch vom Klassenverbleib träumt in Fürth niemand mehr. Zu schlecht waren die vergangenen Monate mit einer Vorbereitung ohne Sieg, einem Pokal-Aus beim Viertligisten und acht sieglosen Spielen in der Bundesliga. An anderen Standorten würde nach einer solch erfolglosen Zeit auch die Trainerfrage gestellt - beim Kleeblatt nicht. Dennoch gab sich auch Stefan Leitl am Samstagabend sehr selbstkritisch. Natürlich hinterfrage er sich selbst, "ich mache es mir nicht einfach und zeige mit dem Finger auf andere", sagte er. Die Bilanz "liest sich schlecht", man dürfe das "nicht kleinreden", wenngleich es eine Situation sei, "auf die wir uns in gewisser Art und Weise vorbereitet haben. Dass sie so eintritt mit dieser Negativserie, war nicht zu erwarten."

Stefan Leitl aber will weiter kämpfen, "ich werde nicht unruhig und versuche jeden Tag mein Bestes für den Verein zu geben", sagte er. Zum Abschluss wollte er noch "erinnern an den Februar 2019", als er das Kleeblatt übernommen und anschließend aus einem Abstiegskandidaten einen Aufsteiger geformt hatte. Es sei, sagte, Leitl "nicht schlecht, was wir gemeinsam erreicht haben".

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