Eigengewächs hat sich herangekämpft

Ein Lichtblick in dunkler Zeit: Timothy Tillman überzeugt beim Kleeblatt

11.10.2021, 06:00 Uhr
Plötzlich Bundesligaspieler: Timothy Tillman (links) durfte zuletzt gegen Köln und Anthony Modeste für das Kleeblatt starten.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Plötzlich Bundesligaspieler: Timothy Tillman (links) durfte zuletzt gegen Köln und Anthony Modeste für das Kleeblatt starten.

Timothy Tillman hatte in den vergangenen Tagen immer wieder Grund zur Freude. Das mag bei einem Spieler des Fürther Kleeblatts, das sechs von sieben Saisonspielen verloren hat, überraschend sein, aber man muss ja nach Dingen suchen, an denen man sich auch in schlechten Zeiten hochziehen kann.Gegen den FC Bayern feierte der 22-Jährige sein Bundesliga-Debüt für die Spielvereinigung und bereitete gleich ein Tor vor, eine Woche später in Köln durfte er sogar von Beginn an mitspielen und machte seine Sache wieder sehr gut. Eine weitere Vorlage inklusive.

Beim jüngsten Testspiel gegen Heidenheim saß er dann auf der Bank - was ein weiteres Zeichen war. Schließlich sollten sich gegen den Zweitligisten vor allem die Spieler aus der zweiten Reihe beweisen, Tillman hingegen hat sich mit guten Leistungen im Training und in der Liga in den Fokus gespielt. Trainer Stefan Leitl spricht seit Wochen sehr positiv von seinem „Timmy“, der sehr hart an sich arbeitet - und damit ein Lichtblick in einer für die Fürther bisweilen sehr dunklen Zeit ist.

Das 2:3 gegen Heidenheim konnte er nach seiner späten Einwechslung zwar nicht mehr verhindern, trotzdem erwähnte ihn sein Trainer in der Analyse danach. Das war noch vor ein paar Monaten nicht abzusehen, im Aufstiegsjahr war das Eigengewächs ja kein Stammspieler. Doch jetzt scheint Tillman angekommen, er hat sich durchgebissen und immer weiterentwickelt - auch wenn es nicht immer einfach war. "Extrem viel gelernt" hat er nach eigener Auskunft seit seiner Rückkehr nach Fürth im Januar 2020.

Da lagen gerade eher ernüchternde Monate hinter ihm. Das vermeintlich große Talent, für das der FC Bayern einst 500.000 Euro nach Fürth überwiesen hatte, für das sich angeblich sogar der FC Barcelona interessiert hatte, schien festzustecken in seiner Entwicklung. Beim 1. FC Nürnberg versuchte er sich 2018/2019 in der Bundesliga, "ich habe Erfahrungen gesammelt und konnte mich als Mensch weiterentwickeln", sagt er. "Die Zeit dort war nicht immer einfach."

Deshalb kam er nach fünf Jahren auf Wanderschaft wieder heim nach Fürth - wo er jetzt Bundesliga spielt. "Ich habe geschaut, dass ich immer Gas gebe und dranbleibe", sagt er, "so, wie ich es jetzt auch mache." Mit zwei Assists ist er derzeit der beste Fürther Vorlagengeber, "natürlich kann ich mich darüber freuen", sagt Tillman. Er weiß aber auch, dass Fußball ein Mannschaftssport ist, in dem es nicht auf individuelle Statistiken ankommt. "Es geht um das Team, darum, dass wir als Mannschaft gut da stehen. Wenn ich dafür auf ein Tor oder einen Assist verzichten müsste, würde ich das lieber tun."


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Das ist im Regelwerk des Fußballs allerdings nicht vorgesehen, weshalb es für ihn und das Kleeblatt mit jedem Spiel schwerer wird. Aus diesem "Schlamassel", wie Timothy Tillman es nennt, müssten sie sich gemeinsam rausziehen, helfen könnten dabei unter anderem die Tillmanschen Tugenden: Kopf hoch, Brust raus, immer weiter Gas geben und an sich glauben.

Der Lichtblick will jedenfalls auch am Samstag gegen Bochum wieder leuchten, "es kommt mir entgegen, dass die Bundesliga technisch versierter und nicht so sehr auf den Zweikampf fokussiert ist", sagt Tillman. An seiner körperlichen Stärke hat er in Fürth dennoch fleißig gearbeitet – ohne dabei zu übertreiben. "Ich brauche eine gesunde Mitte, das habe ich gut hinbekommen über letztes Jahr", sagt er. "Es erwartet aber niemand von mir, dass ich zum Schrank werde."

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