Wie Lewis Hamilton

Fleischlos glücklich: Kleeblatt-Kicker Seufert ist vegan verletzungsfrei

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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4.8.2021, 06:00 Uhr
Auf dem Sprung: Nils Seufert hat noch viel vor beim Kleeblatt.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Auf dem Sprung: Nils Seufert hat noch viel vor beim Kleeblatt.

Eine Genussreise war das Trainingslager für Nils Seufert nicht. Die frische Milch der Kühe auf den saftig grünen Bergwiesen hat er in Österreich nicht angerührt, auch auf das obligatorische Wiener Schnitzel hat der Neuzugang der Spielvereinigung verzichtet. Stattdessen gab es Nudeln oder Reis mit grünem Pesto und ein bisschen Gemüse oder Salat - abgerundet mit einem Eiweißshake. Jeden Tag wieder.

"Es war schon ein bisschen einseitig", sagt Seufert, aber er weiß ja, warum er das macht. Warum er auf Fleisch und Milchprodukte verzichtet und sich komplett vegan ernährt. Auf seiner letzten Station in Bielefeld hatte er immer wieder mit muskulären Problemen zu kämpfen, mit Zerrungen oder kleineren Muskelfaserrissen. "Das war alles nicht schlimm, aber es hat mich immer wieder rausgeworfen", erinnert sich Seufert. Also hat er sich mit einigen Mitspielern über das Thema unterhalten, hat sich Tipps geholt und dann einfach mal probiert, wie er vegan zurechtkommt.

Seit zwei Jahren lebt er nun schon ohne tierische Produkte - und wird es auch in Fürth weiterhin tun. "Ich fühle mich brutal gut", sagt Seufert, "seit ich kein Fleisch mehr esse, habe ich keine muskulären Probleme mehr." Über die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper ist er auch zu einem kleinen Experten geworden. Seufert weiß, dass er Vitamin B12 in Form von Nahrungsergänzungsmitteln supplementieren muss, weil dieses hauptsächlich in tierischen Lebensmitteln enthalten ist; er weiß, dass er sein Blut regelmäßig untersuchen lassen sollte, um weitere Mangelerscheinungen auszuschließen.

Auch andere Leistungssportler haben sich in den letzten Jahren entschieden, vegan zu leben. Weil sie gemerkt haben, dass sie dadurch weniger Entzündungen im Körper haben, besser regenerieren und einfach mehr Leistung bringen können. Tennisspielerin Venus Williams und Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton sind die bekanntesten, weitere wie Bayerns Serge Gnabry haben damit experimentiert, essen aber auch immer wieder Fleisch - weil sie dann doch Probleme hatten, genügend Protein zu sich zu nehmen.

In der Fürther Mannschaft ist Nils Seufert jedenfalls der einzige Veganer, Kollegen wie Havard Nielsen und Max Christiansen achten aber ebenfalls sehr auf ihre Ernährung. Manchmal muss sich er sich auf dem Platz auch ein paar dumme Sprüche anhören, aber über die kann er schmunzeln. "Brane (Hrgota) zieht mich manchmal damit auf, dass ich doch Fleisch essen soll, wenn ich das Tor nicht mache", erzählt Seufert.

Damit trifft der Kapitän einen wunden Punkt beim Neuen im Fürther Mittelfeld. In drei Jahren bei Arminia Bielefeld hat er kein einziges Tor geschossen, das soll sich nun in Fürth so schnell wie möglich ändern. "Ich bin einer, der über Ballkontakte ins Spiel kommt und deshalb nie in den Raum gekommen", sagt Seufert. Beim Kleeblatt sieht er sich jetzt aber "auf einem gutem Weg, Tiefe in mein Spiel zu kriegen. Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Ball reingeht."

Im Trainingslager war er bei den Abschlüssen einer der besten Fürther und wirkte mit jeder Einheit fitter. Beim letzten Testspiel in Istanbul war er nach seiner Einwechslung in der zweiten Hälfte einer der besten Fürther, Trainer Stefan Leitl zeigte sich zuletzt sehr angetan von der Entwicklung des 24-Jährigen. Der will sich jetzt einen Stammplatz im Mittelfeld erobern und zeigen, dass er ein guter Bundesligaspieler ist. Die Chancen dafür sind mit dem Abgang von Anton Stach zuletzt nochmal größer geworden.

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