Remis gegen Köln
Fürths Futkeu trifft und vergibt: Die ambivalente Bewertung von Stürmern mit vielen Chancen
12.04.2025, 08:12 Uhr
Es stellte sich nicht die Frage nach dem „Ob?“, sondern nur nach dem „Wer?“: Dass Branimir Hrgota nach seiner abgesessenen Gelb-Sperre im Heimspiel gegen den 1. FC Köln direkt wieder in die Startelf zurückkehren würde, stand spätestens nach dem uninspirierten und ungefährlichen Auftritt seiner Kollegen in Darmstadt außer Frage. Das stellte auch Kleeblatt-Coach Jan Siewert auf der Pressekonferenz vor dem Duell mit dem Aufstiegsanwärter unmissverständlich klar. Vielmehr stellte sich die Frage, welche Offensivkraft aus der ersten Elf rausrotieren würde, um Platz für den Kapitän zu machen.
Kandidaten hierfür waren einerseits der großgewachsene Dennis Srbeny, dem Siewert Stärken in den Halbräumen attestierte. Möglich wäre derweil auch ein Bankplatz für Noel Futkeu gewesen. Der „Box-Stürmer“ saß bereits gegen Schalke zunächst auf der Bank. An Offensivstärke mangelte es dem Kleeblatt beim damaligen 3:3-Unentschieden allerdings nicht. Trainer Siewert jedoch betonte die Bedeutung von Tiefenläufen - einer der Qualitäten des ehemaligen Frankfurters - und behielt Futkeu in seiner Anfangself. Damit bewies der Chefcoach den richtigen Riecher - und zwar in erster Linie deshalb, weil der Stürmer gegen Köln das lieferte, was man von Stürmern im originären Sinne verlangt: ein Tor.
Futkeu trifft und vergibt
In der zwölften Spielminute setzte sich Roberto Massimo auf der Außenbahn stark durch und gab den Ball in die Mitte. Dort war Futkeu den entscheidenden Schritt schneller als sein Kölner Bewacher und vollstreckte dann mit Hilfe des Querbalkens zur 1:0-Führung für Fürth.
Dass die Szene der einzige Torerfolg des 22-Jährigen trotz diverser anderer hochkarätiger Möglichkeiten bleiben sollte, steht auf der anderen Seite der Medaille. Es ist eine Philosophie-Frage: Bewertet man Stürmer, die mehrere Chancen vergeben, schlechter, da sie nicht die nötige Effizienz an den Tag legen? Oder rechnet man ihnen auch vergebene Chancen als Pluspunkte an mit dem Argument, dass sie sich zumindest immer wieder in aussichtsreiche Abschlusssituationen bringen konnten? Natürlich wäre die Idealvorstellung, dass Stürmer in der Lage sind, in vielversprechende Situationen zu kommen und diese dann effizient zu nutzen. Aber: Solche Spieler spielen dann in den seltensten Fällen (lange) in der 2. Bundesliga.
Ähnlich verhält es sich bei Noel Futkeu: Der Stürmer zeigt - übrigens ebenso wie sein Vorgänger und Kölner Konkurrent Tim Lemperle - mitunter starke Ansätze, die aber am Ende oftmals nur Ansätze bleiben.
Fürth und Futkeu: Es bleibt oftmals bei Ansätzen
So auch bei einer von Futkeus größten Chancen des Spiels: In der 69. Minute verarbeitet Futkeu ein hohes Zuspiel im Strafraum stark, stellt gegen Leart Paqarada gut den Körper rein und behauptet den Ball - eigentlich eine gute Aktion. Nur beim Torabschluss, der freilich unter gehörigem Gegnerdruck erfolgt, bringt der junge Angreifer dann nicht mehr ausreichend Druck hinter den Ball, sodass er am bockstarken Torwart des Geißbock-Vereins scheitert. Guter Ansatz, keine Vollendung. Gute Situation, die bei anderen Stürmern womöglich schon mit der Ballannahme vorbei gewesen wäre, aber kein Tor.
Teil der Wahrheit ist aber auch, dass Futkeu im Allgemeinen eine ansehnliche Chancenverwertung an den Tag legt: So übertrifft er seinen xG-Wert, also die erwarteten Tore in Abhängigkeit von der Chancenqualität, je nach Datenanbieter um rund zwei Treffer. Anders gesagt: In all den Chancen, die der Angreifer im Laufe der Saison hatte, werden statistisch weniger Tore erzielt als es dem 22-Jährigen tatsächlich geglückt ist. Hinzu kommt, dass kein anderer Fürther annähernd so viele aussichtsreiche Chancen wie Futkeu bekommt, was ebenfalls als Indiz dafür gelten kann, wie geschickt sich der dynamische Stürmer in der Box verhält. Und unabhängig von den erwarteten Toren sprechen auch klassische Statistiken für Futkeu: Mit zehn Treffern ist er der Toptorschütze beim Kleeblatt.
Zurück zum Köln-Spiel: Beim Heimspiel gegen den Aufstiegsanwärter, das mit einem 1:1-Remis, zahlreichen Chancen und einem mitunter gefälligen Spiel durchaus zu den positiven Schlaglichtern der Kleeblatt-Saison 2024/25 zählt, konnte der Fürther Stürmer in Summe auf jeden Fall Eigenwerbung betreiben. Durch sein Tor, durch seine Chancen, die er zwar vergab, aber zumindest hatte. Auch dank Futkeus Laufwegen und Positionierungen und nicht zuletzt seiner Athletik gelang es dem Kleeblatt immer wieder hinter die Kette zu kommen und eine Anspielstation in der Box zu finden.
Mit seiner mangelnden Effizienz steht Futkeu an diesem Tag im Übrigen stellvertretend für eine gesamte fränkische Truppe, die - anders als in der Vorwoche - gefährlicher und inspirierter agierte, sich aber schlichtweg nicht belohnte. „Das Wichtige ist, dass wir gute Spiele zeigen und dass wir punkten. Das haben wir heute gemacht. Wenn wir weiter so eine Leistung in den Spielen zeigen, dann wird es auch noch ein paar Punkte geben“, bilanzierte Kapitän Branimir Hrgota.
Demnach kann das Kleeblatt nach dem Duell gegen den Aufstiegsaspiranten und einer guten Leistung mit einem Punkt und Noel Futkeu mit einem Tor leben. Die Ausbeute ist damit gut - und hätte dennoch in beiden Fällen noch größer ausfallen können.
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