Pragmatischer Fußball

Kleeblatt-Coach Siewert vor Gastspiel in Elversberg: „Müssen den Gegner niederringen“

Sara Denndorf

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13.02.2025, 15:28 Uhr
Jan Siewert feierte mit dem Kleeblatt zuletzt zwei Siege.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink Jan Siewert feierte mit dem Kleeblatt zuletzt zwei Siege.

"Wir müssen über den Kampf ins Spiel finden". Diese These hört man in Stadien und auf Amateurfußballplätzen sowie in Fanforen zuhauf. Auch Jan Siewert scheint diese Auffassung zu teilen: "Wir müssen uns erstmal reinfinden in das Spiel, den Gegner niederringen und dann spielerische Lösungen finden", gab der Cheftrainer der SpVgg Greuther Fürth vor dem Auswärtsspiel bei der SV Elversberg die Marschrichtung vor.

Die Gegenposition vertritt etwa Christoph Kramer: Der Weltmeister dreht die These einmal um, spricht in seiner Rolle als TV-Experte häufig davon, eine Mannschaft müsse über das Spiel in den Kampf finden. Gemeint ist, dass es zunächst spielerisch-taktische Lösungen braucht, etwa um die nötige Kompaktheit herzustellen und dadurch überhaupt in die Zweikämpfe zu kommen.

Letztendlich müssen sich beide Aussagen gar nicht ausschließen: Ein taktisch schlüssiger Matchplan ist ebenso erforderlich wie eine kämpferische Grundhaltung, die Fähigkeit, fußballerische Lösungen zu finden, wird genauso benötigt wie Intensität, um Spiele zu gewinnen. Dem Kleeblatt gelang dies zuletzt zweimal in Folge: Nach dem schwachen Jahresauftakt mit zwei Niederlagen fuhr Fürth im Februar zwei 2:1-Siege in Paderborn und daheim gegen Regensburg ein. "Es ist ein anderes Stimmungsgefühl da", sagte Siewert über den Aufwind und das Selbstvertrauen seiner Mannschaft nach den beiden Erfolgserlebnissen, mahnte aber auch: "Kirche im Dorf lassen. Wir haben noch gar nichts erreicht. Wir haben zwei Siege geholt, aber das war es."

Zwar baute das Kleeblatt seinen Vorsprung auf die Abstiegszone zuletzt aus und steht derzeit mit acht Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz im soliden Tabellenmittelfeld. In der aktuellen, enorm engen Zweitliga-Saison genügen aber auch zwei schlechtere Spiele, um wieder in akute Abstiegsgefahr zu rutschen. Um dies zu vermeiden und weiterhin Siege einzufahren, "müssen wir uns bewusst werden, was wir dafür tun müssen", betonte Siewert auf der Pressekonferenz.

So will Siewerts Fürth gegen Elversberg bestehen

Gegen die SV Elversberg, welche unter Trainer Horst Steffen einen attraktiven, ballorientierten Offensiv-Fußball kultiviert hat, gilt es insbesondere "den Rhythmus des Gegners zu brechen". Dies gelingt laut Siewert etwa durch das Gewinnen der ersten und zweiten Bälle, durch erfolgreiche Luftduelle oder indem man den Gegner gut zustellt. Zugleich liegen die Stärken der Steffen-Elf im Gegenpressing. Für das Kleeblatt wird es also nicht nur darauf ankommen, die Offensivkraft und Spielstärke der SVE einzudämmen, sondern auch im Falle von Balleroberungen die Situation aufzulösen und "nach Ballgewinn Passoptionen zu zeigen, die den Gegner vor Probleme stellen".

Hinsichtlich der Spielweise veränderte sich sein Team in den vergangenen Wochen. Nachdem das Kleeblatt gegen Kaiserslautern zwar ansehnlichen Fußball gezeigt hatte, letztendlich aber verlor, liegt der Fokus in Fürth nun primär auf den Resultaten: "Die wichtigste Komponente im Moment für uns ist nicht so dieses Auf-Teufel-Komm-Raus-Spielen und Verspielen, es geht eher darum, das Ergebnis zu ziehen." Effizienter Pragmatismus statt brotloser Kunst, das scheint die Devise zu sein. Eine wichtige Rolle in dieser neuen Herangehensweise spielt Jannik Mause: Der Neuzugang vertrat im Heimspiel gegen den SSV Jahn den angeschlagenen Felix Klaus und fungierte als Zielspieler der zahlreichen hohen Bälle, die das Kleeblatt zuletzt vermehrt spielte. Zwar genießen hohe Bälle nicht den Ruf, Teil eines besonders attraktiven Fußballs zu sein, sind aber in Summe risikoärmer als Kurzpassspiel im Aufbau.

Ob Mause auch an der Kaiserlinde stürmen darf, ist ebenso fraglich wie einige weitere Positionen – zur Freude des Cheftrainers: "Es macht gerade viel Spaß. Nicht nur wegen den zwei Siegen, sondern weil die Jungs sich alles abverlangen. Es gibt eine richtig gute Konkurrenzsituation." Auch die Neuzugänge, welche im Winter zur Spielvereinigung stießen, heizen den Konkurrenzkampf an, sämtliche Spieler drängen in die Startelf. Siewert könne und müsse "bis zur letzten Sekunde" entscheiden, wen er "in den Ring werfen will", wer "bereit ist für dieses Spiel". Nicht bereit sind abgesehen von den Langzeitverletzten auch die beiden erkrankten Offensivspieler Julian Green und Roberto Massimo. Felix Klaus geht es indes wieder "ganz gut", der zuletzt angeschlagene Routinier trainierte wieder mit dem Team und drängt ebenfalls in die Startelf.

Unabhängig davon, welcher Startelf der Cheftrainer ins Rennen schickt und welcher Gegner gegenüber steht, gilt folgende Herangehensweise: "Dadurch dass die Spiele so eng ist, müssen wir es schaffen, uns erst einmal reinzuarbeiten in das Spiel und dann können sich Spiele auch so entwickeln, dass man mit Ball viel bessere Lösungen findet. Man muss in dieser Liga aber erstmal den Gegner niederringen und diese Spielmomente für sich entscheiden können." Diese Spielmomente können Ballgewinne ebenso sein wie gelungene Umschaltmomente. Also: Für das Kleeblatt geht es darum, über den Kampf ins Spiel und über das Spiel in den Kampf zu finden. Und vor allem geht für Siewert um eines: "Wir brauchen Ergebnisse, und zwar schnellstmöglich."

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