Machbar oder Sensationsgefahr?

Kleeblatt gastiert beim TSV Schott Mainz: Das wird im Pokalspiel wichtig

Sara Denndorf

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15.8.2024, 11:18 Uhr
Dennis Srbeny braucht für das Erstrunden-Spiel im DFB-Pokal einen neuen Sturmpartner - Noel Futkeu muss mit einer Rotsperre passen.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink Dennis Srbeny braucht für das Erstrunden-Spiel im DFB-Pokal einen neuen Sturmpartner - Noel Futkeu muss mit einer Rotsperre passen.

"Welchen Gegner wünscht Ihr Euch für die erste Runde?", werden Vereinsvertreter niederklassiger Pokal-Teilnehmer üblicherweise bei der Auslosung im Rahmen der "Sportschau" genannt. Häufig lautet die Antwort "FC Bayern München", schließlich bringt der Rekordmeister nicht nur reichlich Prestige, sondern auch ein hochkarätiges Starensemble auf die Sportanlagen. Eine valide Aussicht auf ein Weiterkommen besteht in den Duellen mit dem Münchner "Goliath" nur selten: Erst zweimal schied der Bundesligist aus der Landeshauptstadt in der ersten Pokalrunde aus – bei elf der aktuellen Erstligisten kam dies häufiger vor.

Die Chancen auf einen Erfolg wären also bei Bremen (13 Niederlagen in der ersten Runde), Stuttgart (10) oder Dortmund viel höher – oder eben beim Kleeblatt: Die SpVgg Greuther Fürth avancierte zuletzt zum Gegenteil eines Pokalschrecks, schied in den vergangenen zehn Saisons fünfmal in der ersten Runde aus. Seit der Jahrtausendwende schafften es die Fürther, welche seither mit Ausnahme zweier Kurz-Intermezzi im Oberhaus überwiegend in der 2. Bundesliga an den Start gingen, nur sechsmal überhaupt ins Achtelfinale.

Anders gesagt: Durchschnittlich nur alle vier Jahre gelang es der Spielvereinigung, die ersten beiden Pokalrunden zu überstehen. Heuer wäre es also wieder an der Zeit, nachdem das letzte Achtelfinale, eine 0:2-Niederlage gegen den SV Werder Bremen, bereits dreieinhalb Jahre zurückliegt. Für den nächsten Versuch, eine etwas längere Pokalsaison zu spielen und dabei auch die lukrativen Prämien des Deutschen Fußball Bundes abzugreifen, gastiert die Mannschaft von Cheftrainer Alexander Zorniger am Samstag (13 Uhr) beim TSV Schott Mainz im Bruchwegstadion.

Der Gegner

Der TSV Schott Mainz spielt in der laufenden Saison in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar. Dabei handelt es sich um die fünfthöchste Liga, also quasi das Äquivalent zur Bayernliga. Der letztjährige Regionalliga-Absteiger startete mit einem 3:0-Sieg gegen Arminia Ludwigshafen in die Saison und feierte dann einen 4:1-Erfolg im Verbandspokal gegen die TSG Bretzenheim. Zuletzt aber musste sich der Aufstiegskandidat aus Mainz am Wochenende dem Mitfavoriten, Wormatia Worms, mit 2:3 geschlagen geben.

David gegen Goliath

Die Rollen sind in der ersten Pokalrunde klar verteilt: hier der David aus Mainz, dort der Goliath aus Fürth. Zur Einordnung: Laut "Transfermarkt" ist der Marktwert des gesamten Kaders von Schott Mainz (545 Tausend Euro) in etwa so viel wert wie Niko Gießelmann (500 Tausend Euro). Insgesamt kommt das Kleeblatt mit einem Kaderwert in Höhe von 18,03 Millionen Euro verglichen mit dem Fünftligisten auf den 33-fachen Wert.

Derartige Duelle mit vermeintlich übermächtigen Gegnern hatte der TSV in der jüngeren Vergangenheit mehrmals, geht er doch als amtierender Verbandspokalsieger zum dritten Mal in Folge im DFB-Pokal an den Start. Einzig der Einzug in die zweite Runde blieb den Mainzern bislang verwehrt: Gegen Hannover 96 (0:3) und Borussia Dortmund (1:6) unterlag der TSV Schott zuletzt deutlich.

Vor dem Duell mit dem Kleeblatt scheinen sich die Mainzer nun mehr auszurechnen als in den vergangenen Jahren: Nach Angaben eines lokalen Journalisten soll Trainer Samuel Horozovic unmittelbar nach der Auslosung am Telefon erzählt haben, direkt nach dem Termin für die zweite Runde geschaut zu haben. "Mit einem Augenzwinkern", das betonte Horozovic aber in der Pressekonferenz, habe er diesen Satz gesagt, und erklärte: "Wir wissen unsere Rolle einzuschätzen als Underdog. Trotzdem wollen wir euphorisch an die Sache rangehen, den Großen ärgern und die Sensation packen." Dafür, da ist sich der 27-Jährige sicher, muss aber "sehr viel passieren".

Das Personal

Alexander Zorniger, dessen Team mit einem 3:1-Erfolg gegen Aufsteiger Preußen Münster und zumindest einem 2:2-Remis beim 1. FC Kaiserslautern vernünftig in die neue Saison gestartet war, kann im Pokal nahezu aus dem Vollen schöpfen. Einzig Noel Futkeu steht nicht zur Verfügung. Der junge Angreifer verpasst das Duell aufgrund einer Rotsperre, welche er sich in der Vorsaison noch im Trikot von Eintracht Frankfurt eingehandelt hatte: Bei der 0:2-Blamage gegen den 1. FC Saarbrücken trat der 21-Jährige fernab des Balles seinen Gegenspieler von hinten um – und sah für diese Tätlichkeit die Rote Karte. Als wahrscheinlichster Ersatz im Sturm gilt Youngster Leander Popp. Zwar spielte der 19-Jährige bislang noch keine allzu große Rolle und kam in den ersten beiden Saisonspielen nur zu einem zweiminütigen Kurzeinsatz am Betzenberg, allerdings ist er der einzige gelernte, gesunde, nicht gesperrte und nicht auf anderen Positionen eingeplante Mittelstürmer im Kader: Kapitän Branimir Hrgota spielte unter Trainer Zorniger nur äußert selten in vorderster Linie, Marlon Mustapha laboriert an muskulären Problemen, Noel Futkeu ist gesperrt und Dennis Srbeny sucht eben noch seinen Sturmpartner.

Abgesehen von der vakanten Position im Angriff ist nicht mit weitreichenden Änderungen zu rechnen: Verglichen mit der Startelf, welche der Cheftrainer in den ersten beiden Saisonspielen ins Rennen schickt, könnte womöglich Niko Gießelmann eine Option für die Anfangsformation werden. Der Routinier wurde bereits im Gastspiel in Kaiserslautern zur Halbzeit für Roberto Massimo eingewechselt – und könnte den Neuzugang im Pokal womöglich aus der Startelf verdrängen.

Die Übertragung

Ob der SpVgg Greuther Fürth ein souveräner Einzug in die nächste Runde gelingt oder Opfer der von neutralen Fans sehnlichst herbeigesehnten "Pokal-Sensation" wird, können Sie einzig im kostenpflichtigen Angebot des PayTV-Senders "Sky" verfolgen: "Sky Sport 4" zeigt das Einzelspiel, die Konferenz läuft unter anderem auf "Sky Sport 1" und "Sky Sport Top Event". In der Konferenz-Schaltung läuft – sofern es nicht in die Verlängerung geht – einzig die Partie zwischen Erzgebirge Aue und Borussia Mönchengladbach als Parallelspiel. Abgesehen von der Live-Übertragung im Fernsehen können Fans die Begegnung auch im "Kleeblatt Radio" verfolgen.

Das Spiel findet nicht in der klassischen Heimspielstätte des TSV Schott Mainz auf der Bezirkssportanlage Mainz-Mombach statt, sondern im Bruchwegstadion. Das frühere Stadion, in welchem die Profis des 1. FSV Mainz 05 ihre Heimspiele austrugen, wird inzwischen überwiegend von der U23 und der U19 genutzt.

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