Nur ein Ausrutscher?

Nach 0:5-Klatsche: Kleeblatt-Coach Siewert ist „sauer über die Art und Weise“

Sara Denndorf

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21.12.2024, 19:38 Uhr
Am Ende einer turbulenten Hinrunde und zu Beginn eines schier aufkeimenden Aufwärtstrends setzte es für Jan Siewert und die SpVgg Greuther Fürth eine Bruchlandung in Hamburg.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink Am Ende einer turbulenten Hinrunde und zu Beginn eines schier aufkeimenden Aufwärtstrends setzte es für Jan Siewert und die SpVgg Greuther Fürth eine Bruchlandung in Hamburg.

Selbst an Weihnachten – oder kurz vor Heiligabend – kann man sich keine Ergebnisse wünschen, das weiß auch Jan Siewert: "Was am Ende dabei rauskommt, können wir nie garantieren." Stattdessen stellte der Fürther Cheftrainer auf der Pressekonferenz vor der Partie eine Forderung an seine Mannschaft: "Ich erwarte von uns, mit der Art und Weise, dieser Bereitschaft und dem Willen bis zum Ende wieder voranzugehen. Diesen Anspruch haben wir an uns selbst." Weder der Wunsch, in Hamburg "gut auszusehen" noch die Erwartung, das angesprochene Engagement auch im letzten Spiel des Jahres an den Tag zu legen, wurden erfüllt. Stattdessen gab es eine Weihnachts-Überraschung zu Unlieben der Fürther, nämlich eine bittere 0:5-Niederlage im Volksparkstadion. Im Anschluss an die Partie bemängelte der Kleeblatt-Coach selbst: "Ihr entnehmt es meinem Gesicht: da ist Wut, ich bin sauer natürlich über dieses Spiel und die Art und Weise, wie wir das Spiel bestritten haben", sagte der sichtlich frustrierte, dennoch um Sachlichkeit bemühte 42-Jährige. Es geht um die Art und Weise.

Seine Mannschaft hatte wenig zuvor nicht nur eine Niederlage, sondern eine regelrechte Klatsche kassiert und sich diese mit einer desaströsen Leistung auch in der Höhe verdient. Die eigenen drei Chancen (drei an der Zahl), die durch einen langen Ball, eine Standard-Situation und einen kuriosen Fallrückzieher-Fauxpas eines Hamburgers entstanden waren, blieben ungenutzt. Man könnte nun argumentieren, die Effizienz habe an diesem Tag den Unterschied gemacht, und würde damit doch komplett am Spielfilm vorbei argumentieren. Freilich präsentierten sich die Hamburger insbesondere in der Anfangsphase gnadenlos effizient, freilich vergab das Kleeblatt durch Noel Futkeu die frühe Großchance zum Ausgleich. Und dennoch darf die Chancenverwertung nicht über die gebotenen Leistungen beider Teams hinwegtäuschen.

Denn: Das Kleeblatt ließ die durch die Anfangsphase zunehmend berauschten Hausherren über weite Strecken gewähren, offenbarte mitunter eklatante Defizite in der Defensive. Exemplarisch etwa, wie sich Anssi Suhonen, der Vorbereiter des fünften Treffers, zentral an der Strafraumkante mit einer einzigen, sicherlich feinen und dennoch simplen Pendelbewegung durch mehrere Fürther hindurchwinden und anschließend auf den Torschützen spielen kann. So kam es zu einem Mis-Match: Spielstarke, technisch versierte Hamburger trafen auf eine löchrige Fürther Defensive, die nicht nur im Individuellen an Zweikampfstärke, sondern auch im Mannschaftstaktischen an Ordnung vermissen ließ. Auch beim vierten Treffer genügte ein einfaches Mittel, diesmal ein angechippter Pass auf dem rechten Flügel, um unmittelbar vor dem eigenen Tor in eine Unterzahl-Situation zu laufen.

Die Kurzlebigkeit des Erfolgs und Misserfolgs - oder: Die 2. Bundesliga in der Saison 2024/25

Letztendlich war es nur ein Spiel. Eine herbe Niederlage, ja. Auch eine enttäuschende Leistung. Aber es war nur ein Spiel – und ein Blick auf die Tabelle zeigt, wie schnell einzelne Erfolge oder Misserfolge einen Impact haben können und wie schnell dieser auch wieder vergehen kann. Konkret: Vor dem Gastspiel der SpVgg Greuther Fürth beim Hamburger SV trennten die beiden Teams nur drei Plätze in der 2. Bundesliga. Während der Partie lag dann (mindestens) ein Klassenunterschied zwischen den Konkurrenten. Und nach Abpfiff sind es elf Plätze Differenz zwischen den Franken und den Hanseaten. Und dieses Spiel sowie auch diese Konstellation beschreiben den Kern der laufenden Zweitliga-Saison – in zweierlei Hinsicht.

Zum Einen stehen beide Teams – in Relation zu ihrer bisher gebotenen Leistung – doch relativ gut da. Weder Fürth noch Hamburg standen in der jüngeren Vergangenheit nach 17 Spielen mit weniger Punkten da als es in der laufenden Saison der Fall ist. Beide Teams blicken zudem auf zuletzt turbulente Wochen mit Trainerwechseln und Sieglos-Serien zurück. Dennoch überwintern die Rothosen auf einem direkten Aufstiegsplatz und das Kleeblatt im gesicherten Mittelfeld.

Zum Anderen zeugt die gegenwärtige Tabellensituation auch von der Enge und der Leistungsdichte in der 2. Bundesliga. Ein Sieg genügt dem Hamburger SV, um von der unteren Tabellenhälfte auf den zweiten Platz zu springen. Zwei Siege genügten dem Kleeblatt, um nicht mehr in direkter Reichweite zu den Abstiegsrängen zu stehen und ein Weihnachten ohne akute Abstiegssorgen verbringen zu können. Zwei Siege zum richtigen Zeitpunkt genügten der SV Elversberg, um zwischenzeitlich von der Tabellenspitze zu grüßen. Mit dieser Leistungsdichte einher geht, wie knapp die meisten Spiele mitunter ausfallen, wie sehr einzelne Aktionen ins Gewicht fallen können – das gilt freilich nicht immer, man denke an das Fürther 0:5-Debakel in Hamburg, aber oft. Entsprechend konstatierte Jan Siewert: "Wir müssen immer an die 100% kommen, um die Spiele zu ziehen. Jetzt müssen wir die Köpfe freibekommen nach dieser Hinrunde und dann starten wir in die Vorbereitung, da haben wir einiges zu tun."

Wenngleich also die nicht-weihnachtliche Forderung des neuen Kleeblatt-Trainers nicht umgesetzt wurde und das Christkind keine drei Punkte unter den kleeblatt-grünen Christbaum legt, so besteht doch schon beim Rückrunden-Auftakt am 18. Januar gegen Preußen Münster zumindest die Chance auf Besserung. Die Hoffnung, dass das Gastspiel in Hamburg nur ein Ausrutscher war und der ansonsten zuletzt angestoßene Aufwärtstrend im kommenden Kalenderjahr seine Fortsetzung findet – mit den richtigen Ergebnissen, aber insbesondere mit der richtigen "Art und Weise", die der Trainer wünscht (oder fordert).

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