Experte schwärmt vom Schweden
Torhüter mit internationaler Erfahrung: Fürth verpflichtet Andreas Linde
10.1.2022, 17:34 UhrDas größte Geschenk kam mit dem Flugzeug. Am Montag durfte Rachid Azzouzi seinen 51. Geburtstag feiern und beschenkte sich zu diesem Anlass einfach selbst. Mit Andreas Linde schaute zum Wochenstart ein neues Gesicht in Fürth vorbei, um nach dem obligatorischen Medizincheck einen Vertrag bis zum Sommer 2024 zu unterschreiben. Beim Kleeblatt soll er sich in den nächsten Wochen und Monaten einen Zweikampf mit Sascha Burchert um den Platz im Tor liefern.
"Mit dem Wechsel in die Bundesliga geht für mich ein langgehegter Wunsch in Erfüllung, in einer der besten Ligen Europas meine Chance zu suchen", sagt Linde in einer Mitteilung. "Ich habe in den Gesprächen einen sehr guten Eindruck vom Verein und von den Verantwortlichen gewonnen, was mein sehr gutes erstes Bauchgefühl bestärkt hat und weshalb ich mich für den Wechsel entschieden habe." Auch Geburtstagskind Azzouzi ist überglücklich, dass die Suche nach einem neuen Torhüter abgeschlossen ist. "Andreas", betonte der Geschäftsführer, "ist der erfahrene Torwart, den wir gesucht haben."
"Er war wie eine Wand"
Spricht man mit Magnus Gamlem von der norwegischen Tageszeitung "Verdens Gang", dann hat sich die Spielvereinigung mit Linde einen sehr starken Spieler gesichert. "Er war über Jahre einer der besten Spieler in der norwegischen Liga und hat sehr viel zu Moldes Erfolg beigetragen", erzählt Gamlem, der am Sonntag zuerst vom anstehenden Wechsel nach Deutschland berichtet hatte. "Linde war ein absoluter Schlüsselspieler für die Mannschaft."
Molde FK wurde in der vergangenen Saison, die mit dem Kalenderjahr 2021 endete, mit drei Punkten Rückstand auf FK Bodo/Glimt Vizemeister und spielte in den vergangenen Jahren immer wieder auch international. In der jüngeren Vergangenheit brachte Linde unter anderem die TSG Hoffenheim zum Verzweifeln, die vor knapp einem Jahr in der Zwischenrunde der Europa League an Molde scheiterte. "Er war in einigen europäischen Spielen wie eine Wand", lobt Gamlem, "es wirkte, als hätte er sein Tor vernagelt."
Wirkliche Schwächen hat der norwegische Sportjournalist beim neuen Fürther Torhüter nicht ausgemacht, viel lieber spricht er über die vielfältigen Stärken Lindes. Der sei nicht nur sehr groß, auch wenn sich die Angaben in den Datenbanken zwischen 1,96 und 2,02 Metern bewegen, sondern auch in allen torwartspezifischen Bereichen top ausgebildet. "Er hat gute Reflexe, ist ein guter Shot-Stopper und auch in der Strafraumbeherrschung gut", erzählt Gamlem.
Zudem sei Linde ein guter Fußballer - was bei seinem alten Klub auch notwendig war. "Molde spielt einen schönen Positionsfußball, da ist es wichtig, dass der Torwart auch vernünftig mit dem Ball umgehen kann", betont der Sportreporter. Der norwegische Spitzenklub hat in den vergangenen Jahren mehrere Spieler hervorgebracht, die es in die besten Ligen der Welt geschafft haben. Neben Mohamed Elyounoussi, der inzwischen in der Premier League beim FC Southampton spielt, trug auch Erling Haaland vor seinem Wechsel nach Salzburg das blau-weiße Trikot des FK.
Deshalb glaubt Magnus Gamlem, dass der neue Mann eine große Verstärkung für das Kleeblatt sein wird. "Linde war in Norwegen ein sehr kompletter Torhüter", sagt er. "Fürth wird mit ihm keinen Manuel Neuer bekommen, aber einen sehr guten Torhüter." Das Niveau der "Eliteserien" sei zwar bei weitem nicht mit dem in der Bundesliga vergleichbar, die Top-Klubs aber könnten durchaus international mithalten. In der Conference League gewann Meister Bodo/Glimt zuletzt unter anderem 6:1 gegen die AS Roma.
Mit Lindes Ankunft in Fürth dürfte auch klar sein, dass mindestens einer der beiden derzeitigen Torhüter das Kleeblatt im Sommer verlassen wird. Die Verträge von Sascha Burchert sowie Herausforderer Marius Funk laufen bekanntlich zum Saisonende aus, noch vor ein paar Wochen sollen die Verantwortlichen mit einem größeren Umbruch im Tor geplant haben. Zuletzt aber machte Burchert vier gute Spiele und kassierte in den letzten drei Heimspielen, auch wegen einer insgesamt guten Defensivleistung, kein Gegentor.
Eine Frage nach der Zukunft ist mit dem Transfer von Linde beantwortet, andere bleiben vorerst offen. Nicht zuletzt, weil Rachid Azzouzi kürzlich sehr positiv über Leon Schaffran sprach. Der dritte Mann, der seinen Vertrag in Fürth im vergangenen Jahr bis 2024 verlängert hatte, sei "ein sehr, sehr talentierter Torwart", lobte Azzouzi. "Man muss perspektivisch auch sehen, wo sein Platz ist. Wir versprechen uns sehr viel von ihm." Vielleicht ja die Rolle als neue Nummer zwei hinter Andreas Linde.
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