Griesbeck per Kopf!

Weiter ungeschlagen im Ronhof! Starkes Kleeblatt holt einen Punkt gegen Köln

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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26.2.2022, 17:34 Uhr
Tor fürs Kleeblatt: Sebastian Griesbeck traf per Kopf zum 1:1.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Tor fürs Kleeblatt: Sebastian Griesbeck traf per Kopf zum 1:1.

Wenn Piloten und Einhörner zusammen spaziergehen gehen und ein Bankräuber einen Clown in den Arm nimmt, dann ist der 1. FC Köln in Deutschland unterwegs. In den Straßen rund um den Ronhof fühlte man sich am Samstagnachmittag wie bei einer Faschingssitzung, an jeder Ecke sah man glückliche Jecken mit Narrenkappen und bisweilen seltsamen Verkleidungen. Mancher, das hörte man den Gesängen an, träumt beim Effzeh längst von Reisen nach Mailand, davon, seine Mannschaft schon bald quer über den Kontinent zu begleiten.

Davor aber stand erstmal ein Auswärtsspiel beim Kleeblatt, das im Ronhof zuletzt fünfmal in Folge nicht verloren hatte. Und diese Serie hielt auch an diesem Nachmittag - zur Freude aller Fürther. Die Kölner gingen zwar kurz nach der Pause in Führung, Sebastian Griesbeck aber glich 20 Minuten vor Schluss per Kopf aus, sodass nach 93 intensiven Minuten ein 1:1 auf der Anzeigetafel stand.

Wie zufrieden beide Trainer mit den vergangenen Wochen waren, zeigte sich schon beim Blick auf die Aufstellung. Während Steffen Baumgart mit Anthony Modeste und Jan Thielmann zwei neue Spieler aufbot, schickte Kleeblatt-Coach Stefan Leitl zum dritten Mal in Folge dieselbe Startelf auf den Platz. Bevor die 22 Männer Fußball spielten, wurde aber erstmal klar, wie unwichtig der Sport in diesen Tagen eigentlich ist. "Stop War - Wir gegen Krieg" stand auf einem blau-gelben Banner, hinter dem sich beide Mannschaften versammelten, um ein Zeichen zu setzen. Für den Frieden. Gegen den Einmarsch Russlands in der Ukraine.

Als der Ball dann rollte, wurde schnell klar, dass es ein sehr unterhaltsames Spiel werden würde. Bereits in der zweiten Minute flog die erste Kölner Flanke in den Fürther Strafraum, der Kopfball von Mark Uth war aber kein Problem für Andreas Linde. Der Torhüter des Kleeblatts schlug kurz darauf unter Druck einen sehenswerten Pass auf Jeremy Dudziak, der Branimir Hrgota auf die Reise schickte. Der Kapitän wurde beim Abschluss aber noch entscheidend von Luca Kilian gestört (5.).

Schon in der zweiten Liga hatte sich Leitls Kleeblatt mit Steffen Baumgarts Paderborn sehr intensive und ereignisreiche Partien geliefert, auch diesmal war das Trainer-Duell ein sehr spannendes. In der 13. Minute strich ein Schuss von Jan Thielmann nur knapp am Fürther Tor vorbei, Sekunden später fanden die Kölner erstmals ihren Zielspieler. Anthony Modestes wuchtigen Kopfball lenkte Andreas Linde gerade noch über die Latte. Die anschließende Ecke bugsierte Salih Özcan mit der Hacke artistisch an die Latte. Durchatmen für alle Fürther.

Das Kleeblatt aber wollte sich dem Druck nicht ergeben, sondern spielte ebenfalls mutig nach vorne. Jamie Leweling behauptete sich an seinem 22. Geburtstag stark gegen Timo Hübers und zog in den Strafraum, seinen Schuss aufs kurze Ecke wehrte Marvin Schwäbe aber ab. Der wieder mal sehr auffällige Leweling war es auch, der kurz darauf wieder von rechts in den Sechzehner zog, mit seiner Hereingabe aber keinen Mitspieler fand.

Wenig später kamen Max Christiansen und Timothy Tillman nicht richtig in den Zweikampf, Tillman musste den Kölner Angriff stoppen und bekam Gelb. Den fälligen Freistoß zog Florian Kainz aufs Fürther Tor, Andreas Linde aber fischte den Ball aus dem Winkel. Es ging weiter hin und her, die knapp 9000 Zuschauer im ausverkauften Ronhof hatten schon nach einer halben Stunde mehr zu sehen bekommen als in manch anderem Bundesligaspiel über 90 Minuten.

Fünf Minuten vor der Pause spielte sich das Kleeblatt vom eigenen Sechzehner über vier Stationen nach vorne, Leweling schickte Tillman per Hacke, den Schuss des Eigengewächses aber konnte Schwäche abermals parieren. Ein paar Szenen später suchte Luca Itter seinen Kapitän mit einem langen Ball hinter die letzte Kölner Abwehrkette, Hrgota aber vertändelte den Ball im Strafraum. Zwei ungefährliche Kölner Ecken später pfiff der Schiedsrichter zur Halbzeit.

Durchatmen

Nach 15 Minuten Pause, für Spieler, Fans und Beobachter, ging es sofort weiter. 54 Sekunden nach Wiederanpfiff probierte es Tillman aus 14 Metern zum ersten Mal, brachte aber kaum Wucht hinter seinen Schuss. Doch die Richtung war klar: Das Kleeblatt wollte auch dieses Heimspiel gegen den Effzeh gewinnen - und erspielte sich schnell zwei Eckbälle. Doch dann jubelten die lautstarken Kölner Fans. Florian Kainz zog von links an den Strafraum und wollte eigentlich einen Mitspieler finden, seine Hereingabe aber flog einmal durch den Sechzehner und landete hinter dem verdutzten Andreas Linde im Fürther Tor: 0:1 nach 52 Minuten.

Doch die Spielvereinigung verfiel nicht in Schockstarre. Stefan Leitl brachte in der 57. Minute Havard Nielsen für den gelb-rot-gefährdeten Tillman, Sekunden später schoss der Angreifer bereits ein erstes Mal aufs Kölner Tor, den Abpraller nahm Leweling aus 16 Metern direkt Volley - der sehenswerte Versuch wurde gerade noch von einem Kölner auf der Linie geklärt. Das Kleeblatt drückte jetzt vehement auf den Ausgleich und die Kölner in ihre eigene Hälfte.

Mehrmals gab es Applaus für die erfrischend kombinierenden und im Zweikampf bissigen Fürther, denen mit jeder weiteren Minute aber die Zeit weglief. 25 Minuten vor Schluss setzte sich Leweling gut durch, drosch den Ball aber ins Fangnetz, kurz darauf behauptete sich Hrgota und holte eine weitere Ecke raus. Die zog Luca Itter perfekt an den Fünfmeterraum, wo Sebastian Griesbeck in die Luft stieg und zum Ausgleich einköpfte (69:). Es war der verdiente Lohn für eine starke Reaktion nach dem Rückstand.

Dem Jubel folgte ein Aufschrei. Kurz nach dem 1:1 zog Dudziak in den Strafraum, wo ihn Kilian minimal am Fuß erwischte. Elfmeter? Ja, sagten die Fürther. Nein, sagte Schiedsrichter Robert Schröder - und gab Ecke (72.). In der Folge wurde der Effzeh wieder stärker, Baumgart wechselte mehrmals und die Gäste erspielten sich einige gute Möglichkeiten. Auf der anderen Seite haderten die Fürther mehrmals mit dem Schiedsrichter, unter anderem, als Christiansen bei einem Angriff umgerissen wurde - die Pfeife aber stumm blieb.

Nach intensiven 90 Minuten hatten alle Beteiligten noch nicht genug. Drei Minuten Nachspielzeit zeigte der Vierte Offizielle an, kurz darauf verpasste der eingewechselte Afimico Pululu eine Flanke von Hrgota nur knapp. Mehr passierte nicht, um 17.21 Uhr pfiff der Schiedsrichter ein letztes Mal. "Unser Kleeblatt, das wird niemals untergehen", sangen die Fans im Ronhof.

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