"Tchusss...": Trinchieri und das merkwürdige Ende einer Ära

22.2.2018, 17:02 Uhr
Die Bestätigung, dass Andrea Trinchieri nicht länger an der Bamberger Seitenlinie aktiv ist, folgte erst Tage, nachdem der Trainer sich selbst via Twitter verabschiedet hatte.

© Sportfoto Zink / HMI Die Bestätigung, dass Andrea Trinchieri nicht länger an der Bamberger Seitenlinie aktiv ist, folgte erst Tage, nachdem der Trainer sich selbst via Twitter verabschiedet hatte.

Als Grund für das lange Stillschweigen führt der Bundesligist, der derzeit als Zehntplatzierter erstmals seit 17 Jahren wieder um die Play-offs bangen muss, an, dass man erst am Mittwochnachmittag mit Trinchieris Agenten Gespräche führen konnte. Bambergs Verantwortliche wollten die Zusammenarbeit aus Respekt vor der erfolgreichen Arbeit des Italieners und dessen gesundheitlicher Situation abgestimmt beenden.

Dem Ganzen griff der gebürtige Mailänder selbst vor und verabschiedete sich via Twitter von Freak City. "Es war eine gute Zeit, vielen Dank an die, die diese möglich gemacht haben, viel Glück", schrieb der Italiener bei dem Kurznachrichtendienst über ein Bild seiner Trophäensammlung der vergangenen drei Jahre. Mit "Tchuss..." beendete er den Tweet und seine Amtszeit beim deutschen Serienmeister, den er seit 2014 zu drei Meisterschaften und einem Pokalsieg führte.

"Natürlich sind wir Andrea Trinchieri sehr dankbar, dass er mit dem Team von Brose Bamberg die deutschen Meisterschaften 2015, 2016 und 2017 und den deutschen Pokal 2017 gewinnen konnte und eine neue, attraktive Spielweise entwickelt hat", zollte auch Broses Geschäftsführer Rolf Beyer dem scheidenden Coach die erforderliche Anerkennung.

"Spannungen auf allen Seiten"

Etwas deutlicher wurde dagegen Michael Stoschek. Der Aufsichtsratsvorsitzende gab mit Bedauern zu Protokoll, dass es Trinchieri "in der Saison 2017/2018 nicht mehr gelungen ist, sein System und den Erfolg fortzusetzen." Gleichzeitig betonte der 70-Jährige, dass der Übungsleiter immer in die Spielerverpflichtungen eingebunden war und nach dem Abgang von Sportdirektor Daniele Baiesi allein über die Zusammenstellung des Teams entschieden habe. "Leider war es ihm nicht möglich, eine Mannschaft zu formen und ihr sein Spielsystem zu vermitteln. Am Ende führte die Unzufriedenheit auf allen Seiten zu so großen Spannungen, dass auch Aufsichtsrat und Geschäftsführung das Vertrauen in seine Arbeit verloren haben", nennt Stoschek Gründe für die Trainerentlassung.


Ein Kommentar von NN-Sportredakteur Sebastian Gloser: Die Trennung von Trinchieri tut weh, ist aber nachvollziehbar


Bis auf weiteres soll der bisherige Assistenztrainer von Trinchieri, Ilias Kantzouris, dessen Aufgaben übernehmen. Ob dem Griechen innerhalb kürzester Zeit nun das gelingt, was Andrea Trinchieri offenbar nicht mehr schaffte - nämlich eine Einheit auf und neben dem Parkett zu formen - bleibt abzuwarten. Nach wie vor hat der deutsche Meister mit enormen Verletzungssorgen zu kämpfen, die den Teambildungsprozess schon unter Trinchieri arg beeinträchtigt hatten. Elias Harris, Patrick Heckmann und Bryce Taylor fallen nach wie vor aus und wann Luka Mitrovic wieder ins Spielgeschehen eingreifen kann, ist noch unklar.

So oder so haben die Brose-Boys bereits am Freitag in der Euroleague-Heimpartie gegen Roter Stern Belgrad eine erste Gelegenheit, sich unter der Federführung von Kantzouris erstmals neu zu beweisen. Anschließend folgen unter anderem mit den Duellen in Gießen und gegen Würzburg richtungsweisende Playoff-Kämpfe auf nationalem Parkett.

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