Video soll "Barren" im Reitsport zeigen
Tierquälerei beim Springreiten? Jetzt äußert sich Ludger Beerbaum zu den Vorwürfen
12.1.2022, 15:00 UhrEs sind schwere Anschuldigungen, die das Team von RTL Extra und Investigativ-Journalist Günther Wallraff am Dienstagabend nach zweijähriger Recherche veröffentlicht haben. In dem Filmbeitrag, der um 22.35 Uhr ausgestrahlt wurde, wird Olympiasieger Ludger Beerbaum beschuldigt, während des Trainings mit einem Pferd das sogenannte "Barren" durchgeführt zu haben. In den Aufnahmen ist zu sehen, wie Beerbaum mit dem Tier über ein Hindernis springt. Währenddessen hält ein Mitarbeiter eine Stange auf die Vorderbeine des Pferdes, damit es wegen des Schmerzes die Beine stärker anzieht und dadurch höher springt beziehungsweise während einer Springprüfung keine Stange reißt.
Das fragwürdige Vorgehen ist nicht neu. Es wurde bereits von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) verboten und stellt einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar. Zugelassen ist laut FN nur das "Touchieren", also eine abgeschwächte Form des "Barrens".
RTL-Reporterin tarnte sich als Praktikantin
Die brisanten Trainings-Videos soll eine Insiderin und enge Vertraute Beerbaums dem Investigativ-Team zugespielt haben. Daraufhin schleuste sich eine Reporterin getarnt als Mitarbeiterin auf Beerbaums Hof in Riesenbeck ein. Sie filmte unter anderem Stangen, die mit Spitzen versehen sind. Ob sie im Training zum Einsatz kommen, blieb in dem Beitrag unklar.
Nach der Ausstrahlung der Sendung am Dienstagabend veröffentlichte Beerbaum am Mittwoch auf seiner Internetseite eine Stellungnahme zu den Vorwürfen. Darin heißt es: "Der Beitrag von RTL extra ist in vielen Punkten nachweislich falsch, verleumderisch und ehrverletzend." Der Olympiasieger will demnach juristisch Schritte gegen den Sender einleiten, da es RTL nicht gestattet war, auf der Anlage zu filmen.
Ludger Beerbaum wehrt sich gegen Tierquäler-Vorwürfe
Auch zu den Szenen, die im Video gezeigt wurden, äußert sich der Springreiter: "Die im Beitrag gezeigten Szenen auf dem Reitplatz haben mit Barren nichts zu tun. Es handelt sich dabei um erlaubtes Touchieren, das von einem erfahrenen, routinierten Pferdefachmann durchgeführt wurde. Der im Video zu sehende Gegenstand erfüllte die Vorgaben der Deutschen Reiterlichen Vereinigung für ein zulässiges Touchieren: nicht länger als drei Meter, maximal zwei Kilogramm schwer."
Weiter heißt es: "Die Tatsache, dass die angeblich zwei Jahre andauernde 'Recherche' lediglich vier Szenen aufzeigen konnte, die das Touchieren eines Pferdes zeigen, verdeutlicht, dass diese erlaubte Trainingsmethode bei uns nur sehr selten angewendet wird und nicht Bestandteil der täglichen Arbeit ist."
Die fraglichen Stangen sollen Beerbaum zufolge aus einem gekauften Bestand an Hindernissen stammen und schon seit geraumer Zeit auf dem Dachboden liegen. Sie wurden aussortiert und werden nicht eingesetzt, versichert der Olympiasieger in dem Statement. Die in der Scheune vorgefundenen Mehrkantstangen würden lediglich für den Bau von Weidezäunen benutzt.
Ludger Beerbaum ist einer der erfolgreichsten deutschen Springreiter. Er gewann viermal die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen und sechsmal bei den Europameisterschaften.
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