Trainingslager-Fazit: Gedämpfte Euphorie beim Kleeblatt

Martin Schano

Fürther Nachrichten

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21.1.2020, 15:12 Uhr
Kleine Augen, große Hoffnung: Fürth-Coach Stefan Leitl bekam im Trainingslager wenig Schlaf, aber einen großen Überblick über den Leistungsstand der Spieler.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Kleine Augen, große Hoffnung: Fürth-Coach Stefan Leitl bekam im Trainingslager wenig Schlaf, aber einen großen Überblick über den Leistungsstand der Spieler.

In diesem Trainingslager kam noch einmal Bewegung ins Abwehrzentrum: Marco Caligiuri hatte sich Anfang Dezember einen Muskelfaserriss zugezogen. Als der Kapitän in Belek endlich wieder ins Mannschaftstraining einsteigen konnte, reiste Mergim Mavraj mit Adduktorenproblemen vorzeitig ab. Trainer Stefan Leitl musste deshalb seine Planung umschmeißen. Anstatt neben dem bewährten 4-3-3 und 4-4-2 mit Raute eine weitere Formation mit Dreierkette einzustudieren, ging er lieber ins Detail im Offensivspiel im letzten Drittel des Feldes. "Die Dreierkette ist vertagt", sagt Leitl, "es macht nur Sinn, es mit allen Verteidigern einzustudieren."

Nun ist die große Frage, ob seine beiden Platzhirsche bis zum ersten Pflichtspiel des Jahres nächsten Dienstag gegen den FC Sankt Pauli wieder fit werden. Nach einer halben Stunde Einsatzzeit im Test gegen Drittligist Hallescher FC (2:3) soll Caligiuri seine Trainingsintensität "sukzessive steigern". In Belek hat er erst einmal die obligatorischen Läufe von Strafraum zu Strafraum nachgeholt, weswegen die Augen klein waren am Abend.

Lange Nächte ohne Sauna

Dasselbe galt für Leitl. Vor halb eins kam er selten ins Bett – die Schwimmbäder und die Sauna des Fünfsterne-Hotels kennt er nur aus dem Prospekt. Bis in die Nacht steckte das Trainerteam täglich die Köpfe zusammen und beurteilte die Leistung der Spieler. Leitl lässt durchblicken: Was sie sahen, hat ihnen in den ersten Tagen in Belek nicht gefallen, doch nach einer deutlichen Ansage steigerten sich fast alle. In der Tat waren die Leistungen in den beiden Testspielen gegen die unbequemen, aber spielstarken Gegner Vaduz (0:0) und Halle ordentlich.

Im Sturm der SpVgg Greuther Fürth machte Torjäger Branimir Hrgota dort weiter, wo er mit seinen acht Toren im alten Jahr aufgehört hatte. Daniel Keita-Ruel, dem seine Rolle als Bankdrücker überhaupt nicht gefällt, konnte noch nicht die Akzente setzen, die er für die Eigenwerbung braucht. Keita-Ruel legte in Belek den Ball häufiger quer, als selbst abzuschließen. Leitl nahm ihn oft in den Arm und suchte das Gespräch. Das war in der Hinrunde noch anders, als der Trainer ihn tagelang mit Ignoranz strafte, weil er nicht mit dessen Trainingsleistung einverstanden war. Der Stürmer kann das einordnen: "Dafür bin ich dankbar. Es bringt mir ja nichts, wenn er sagt, du bist ein guter Fußballer. Das zeigt mir, dass wir eine Bindung zueinander haben."

Konkurrenzkampf auf der linken Abwehrseite

Der Nächste, bei dem vor lauter Hufescharren bald Funken sprühen, wenn er weiterhin so wenig spielt, ist David Raum. Körperlich kann er es mit Maximilian Wittek auf der linken Abwehrseite aufnehmen, doch sein Konkurrent schießt eindeutig die besseren Standards, weshalb er wohl trotz einer durchwachsenen Hinrunde die Nase vorne haben wird. Leitl lächelt, als er nach Raum gefragt wird: "Wir brauchen das. Es ist gut, dass er Druck macht und sich zeigt. Das bedeutet, dass Maxi nicht nachlassen darf, um seinen Platz zu behaupten. Dave ist sehr nah an der Startformation." Leitl sieht sich in der Zusammenstellung des Kaders auch in dieser kurzen Wintervorbereitung bestätigt: "Wir haben auf jeder Position zwei unterschiedliche Spielertypen. Wir können uns auf jeden Gegner einstellen und sind selbst schwer ausrechenbar."

Beim Blick auf die Einsatzzeiten fällt zwar eine Tendenz auf, doch Leitl behauptet: "Die Startelf war nie in Stein gemeißelt. Ein Gerüst steht, aber wir waren schon sehr mutig in diesem Jahr." Das zeigt der aufgehende Stern des Jamie Leweling. Das zeigt aber aktuell auch Mert-Yusuf Torlak, den der Trainer unbedingt nach seiner Premiere im Sommer auch im Wintertrainingslager dabeihaben wollte. Der Stürmer ist erst 17 Jahre alt, hat aber in dem halben Jahr körperlich schon zugelegt und traf prompt gegen Halle zweimal.

Wer ersetzt Mohr?

Für ihn geht es nun erst einmal wieder zurück zur A-Jugend, die ihn im Abstiegskampf braucht. Er soll aber immer wieder am Profitraining teilnehmen. Noch unbeantwortet ist die Frage, wer die Lücke vom nach Heidenheim verkauften Tobias Mohr schließt: Aus dem Trio Timothy Tillman, Marvin Stefaniak und Robin Kehr hat sich niemand aufgedrängt.

Das trübt aber das Gefühl nicht, das Leitl — trotz der abschließenden Niederlage — für den Rückflug als Übergepäck angemeldet hat. "Wir möchten die Euphorie aus dem Trainingslager nach Hause tragen und diese positive Dynamik mit ins erste Spiel nehmen", sagt er und wirkt ein bisschen zufrieden mit sich.

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