Triathlon in Erlangen: Wie aus Rivalinnen Freundinnen wurden
20.4.2021, 13:15 UhrEs sind fast fast 600 Kilometer, die anfangs zwischen Anna Schmidt und Sarah Neukam liegen. Schmidt kommt aus Mecklenburg-Vorpommern, Neukam aus Erlangen. Und trotzdem kennen sie sich schon lange. Die Triathlon-Welt ist klein. Die beiden Sportlerinnen treffen sich zu Jugend-Wettkämpfen, vor allem im Sommer. "Es waren immer kurze Wochenend-Begegnungen. Und wir waren natürlich Konkurrentinnen. Deshalb haben wir nicht allzu viel miteinander geredet", erinnert sich Neukam und lacht.
Schmidt geht seinerzeit auf das Sportinternat in Neubrandenburg und startet für den TV Lemgo in der Bundesliga und das Nationalteam. Neukam tritt für den TV 48, damals auch noch erste Bundesliga, an. Neben dem Sport kennen sich die beiden über eine gemeinsame Freundin, die auch auf das Sportinternat geht. Doch für mehr als einen flüchtigen, distanzierten Kontakt reichen die Gemeinsamkeiten zunächst nicht.
Jedes zweite Jahr Gegnerinnen
Schmidt und Neukam liegen einen Jahrgang auseinander, im Triathlon starten im Nachwuchs immer zwei Jahrgänge zusammen. Jedes zweite Jahr sind die beiden also Gegnerinnen im Wettkampf. "In den Jahren war die Konkurrenz natürlich groß, weil es auch um die wenigen internationale Startplätze ging", erzählt Schmidt. "Auch wenn es nicht persönlich bezogen war, es ging natürlich um Kaderplätze."
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Doch die Rivalität lebten die beiden immer fair aus. "Es war nie so, dass es ein großes Gezicke gab. Mit dem Startschuss ist man volle Kanone Gegner, aber im Ziel nimmt man sich schonmal in den Arm", sagt Neukam. Ihre Freizeit verbringt sie trotzdem lieber mit ihren Teamkollegen und -kolleginnen.
Nach Erlangen zum Studium
Und doch vermisst sie etwas. Neukam hat ein Jahr in den USA studiert, war dort im "Track and Field"-Team der Universität. "Es gab da ein Team, das täglich zusammen war. In Erlangen haben dagegen viele studiert oder schon gearbeitet. Da war es nicht so eng"; erzählt sie. Bis sich im Jahr 2015 etwas ändert. "Meine Mutter sagte zu mir, dass die Anna jetzt in Erlangen ist. Ich hab sie dann angeschrieben. Und so hat das alles angefangen", erzählt Neukam.
Schmidt kommt für ihr Studium nach Erlangen, Molekularmedizin kann man in Deutschland nur an wenigen Orten studieren. Und sie sucht sich den aus, von dem sie glaubt, hier am Besten Triathlon betreiben zu können. Zunächst startet sie weiter für Lemgo, doch nach zwei Jahren werden ihr die erste Bundesliga und die internationalen Auftritte zu viel. Sie wechselt 2018 zum Erlanger Zweitliga-Team des TV 48.
Quatschen auf dem Fahrrad
Die beiden jungen Frauen haben oft die gleichen Trainingszeiten, sehen sich beim Lauftraining der LAC Quelle Fürth, verabreden sich zum Radfahren oder Schwimmen. "Wenn man viel Zeit auf dem Rad verbringt, kommt man auch ziemlich viel zum quatschen", erzählt Schmidt. Irgendwann verbringen sie auch ihre Freizeit zusammen, kochen gemeinsam. "Es war schön zu merken, dass wir auch gemeinsame Interessen abseits vom Sport haben", sagt Neukam. Beide studieren etwas Ähnliches - Neukam studiert Zahnmedizin -, beide sind gerne draußen.
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Es gibt Abende, an denen schauen sie "Germanys Next Topmodel". Meistens treffen sie sich dann aber doch zum Sport. 2019 gehen sie gemeinsam auf ein besonderes Abenteuer: Mit dem Rennrad fahren sie in drei Tagen über die Alpen an den Gardasee.
Der Sport ist nicht mehr das Wichtigste
Normalerweise sehen sie sich fast jeden Tag zum Training, auch in Corona- und Promotions-Zeiten noch drei- bis viermal in der Woche. Schließlich haben sie auch noch eine gemeinsame Aufgabe: Als Teamleiterinnen kümmern sie sich um alles Organisatorische im Hintergrund des Zweitliga-Triathlonteams des TV 48. "Es ist gar nicht so sehr abgesprochen, aber Anna weiß, worum sie sich kümmert und ich weiß, worum ich mich kümmere. Das schweißt ganz gut zusammen", sagt Neukam.
Und noch etwas verbindet die beiden: Der Sport nimmt immer noch einen wichtigen Teil in ihrem Leben ein. Aber er ist nicht mehr das Wichtigste. "Es hat eine Zeit gedauert, zu akzeptieren, dass ich nicht nur Sport mache, sondern mich auch auf ein anderes Bein stütze", erzählt Neukam.
Fehlende Regeneration
Anna Schmidt hat zwar eine Weile versucht, Studium und Sport voll nebeneinander laufen zu lassen. Aber lange ging das nicht gut. "Die Regeneratioszeiten sind komplett weggefallen. Ich war um sechs in der Schwimmhalle und um acht in der Uni. Irgendwann schafft man das Pensum nicht mehr", erzählt die 25-Jährige. Beeinflusst haben sie sich bei der Entscheidung nicht, sagen sie. Aber sie haben beide die selbe getroffen. "Leistungssport ist schön, man kommt in der Welt rum durch Wettkämpfe und Trainingslager. Aber irgendwann muss man einen Entschluss fassen", sagt Schmidt.
"Ich fand es cool, jemanden kennenzulernen, der einen ähnlichen Weg wie ich gegangen ist", sagt Neukam. Die Gemeinsamkeit hat die beiden noch näher zusammen gebracht.
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