Nach Frankenderby: Palikuca hadert, bleibt aber optimistisch
26.11.2019, 06:00 UhrUm Robert Palikuca wütend zu machen, genügt am Montag nach dem Derby eine Frage nach dem Videoassistenten. Man kann den Sportvorstand des 1. FC Nürnberg also fragen, ob er nicht glaubt, dass Iuri Medeiros bei seiner sonntäglichen Großchance in der 90. Minute nicht leicht im Abseits gestanden habe und dem Derbysiegtreffer so bei einer Überprüfung sowieso die Anerkennung verweigert worden wäre. Robert Palikuca antwortet dann: "Jetzt machen Sie mich wieder wütend, weil Sie den Videoschiedsrichter ansprechen."
Dann geht es Palikuca aber gar nicht um die Szene in der 90. Minute, als Medeiros frei vor Fürths Torwart Sascha Burchert ja das Tor eh nicht getroffen hatte. Er will viel lieber wütend über die 56. Minute sprechen, als Sebastian Kerk vielleicht das Tor getroffen hätte, aber der Fürther Maximilian Wittek dieser Übung ein Ende machte – mit dem Ellbogen, sagt Palikuca, also quasi mit der Hand, es hätte Elfmeter für Nürnberg geben müssen.
Der Schiedsrichter sah das anders. Dass Manuel Gräfe diese Meinung haben kann, bestreitet Palikuca nicht. Dass er sich in dieser Meinung aber vom Videoassistenten in Köln hat bestärken lassen, anstatt sich die Szene noch einmal auf einem Bildschirm anzusehen, das stört Palikuca. "Da muss er Elfmeter pfeifen", sagt Palikuca. Hat er aber nicht, weshalb es am Ende des Derbys eben 0:0 stand und Palikucas Nürnberger sich andere Dinge suchen mussten, über die es sich zu freuen lohnt.
Fündig wurden sie in dieser Hinsicht natürlich auch, weil so ein 0:0 in einem Derby viel attraktiver wird, wenn man in den Wochen zuvor von Bochum drei und von Bielefeld gleich fünf Tore eingeschenkt bekommen hat. Also lobt auch Palikuca am Tag nach dem Derby die "Aggressivität", mit der der Club im Ronhof gegen den Ball gearbeitet hat. Allerdings war das erst mit einiger Verzögerung geschehen, in der ersten Halbzeit war der Gastgeber doch erstaunlich überlegen.
Schuld daran war die Möglichkeit von Daniel Keita-Ruel, der nach zehn Minuten die Führung knapp verpasst hatte. "Das hat unsere Beine gelähmt", sagt Palikuca am Tag danach. Als die Lähmung nach 45 Minuten vorbei war, spielte der Club selbstbewusster auf und geriet in der Defensive nur selten in Schwierigkeiten.
"Da war die Mannschaft füreinander da", sagte dazu nach dem Spiel Trainer Jens Keller. Einer, der die ganze Zeit über für die Mannschaft da war, hatte am Tag vor dem Derby eher beiläufig erfahren, dass er mitspielen würde. Im Aufzug, erzählt Torwart Felix Dornebusch, habe ihn Keller gefragt, ob er wisse, dass er spielen würde. Ja, antwortete Dornebusch.
Und dann spielte er nach einem Jahr ohne Wettkampfpraxis und fast einem halben Jahr Arbeitslosigkeit so, als wäre das sehr normal, in einem Derby sein Debüt zu geben. Dornebusch strahlte Souveränität aus und das übertrug sich irgendwann auf die Mannschaft. "In unserer Situation ist eine gewisse Erfahrung und Reife hilfreich, auch wenn es Benedikt Willert zuletzt gut gemacht hat", sagte Keller über Dornebusch und jenen Torwart, der das Pech hatte, einer zerfallenden Mannschaft in den Spielen in Bochum und gegen Bielefeld ein Rückhalt sein zu sollen.
Das Verhalten der Viererkette
In Fürth zerfiel der Club nicht, er spielte stattdessen das, was man gemeinhin so unter Zweitliga-Fußball versteht: hinten kein Gegentor bekommen und vorne auf das Glück hoffen. Das Glück kam diesmal noch nicht, aber auch dafür hatte Dornebusch Verständnis: "In unserer Situation kann nicht alles funktionieren."
Dass die Defensivarbeit demnächst wieder besser funktioniert, davon ist er aber überzeugt. "Ich bin durchweg froh, dass die Jungs sich so in die Bälle geschmissen haben. Das zeigt, dass da ein Prozess stattfindet, was das Defensivverhalten angeht", sagte Dornebusch. Eine Überraschung war das zumindest für ihn nicht, die Trainingswoche vor dem Derby war sehr darauf ausgelegt, dass es nicht zur nächsten Havarie kommt. "Im Wesentlichen ging es da um das Verhalten der Viererkette", sagte Dornebusch.
Er selbst war zufrieden mit sich: "Es ist absolut schön, wieder auf dem Platz zu stehen. Es überwiegt die Freude." Vielleicht kann er die kommende Trainingswoche nutzen, um seinem Sportvorstand dieses Gefühl nahezubringen.
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