Zeit für Heldentaten: Dem Club droht in Wolfsburg der Abstieg

4.5.2019, 05:55 Uhr
Gegen den FC Bayern erlitt Patrick Erras (l.) einen Nasenbeinbruch, der Defensivstratege wird am Samstag in Wolfsburg mit einer Gesichtsmaske auflaufen.

© Sportfoto Zink / WoZi Gegen den FC Bayern erlitt Patrick Erras (l.) einen Nasenbeinbruch, der Defensivstratege wird am Samstag in Wolfsburg mit einer Gesichtsmaske auflaufen.

Die vielleicht beste Botschaft für den 1. FC Nürnberg kam in dieser Woche aus Berlin. "Sie haben das Netz kaputt geschossen und aus allen Lagen getroffen", berichtete Pal Dardai. Dardai ist Trainer von Hertha BSC, für den Tabellenelften ist die Saison bereits so gut wie gelaufen. Am Samstag aber sollen sich die Hauptstädter bitte schön noch einmal zusammenreißen und dem VfB Stuttgart Paroli bieten. Das hofft man zumindest in Franken. Denn ohne fremde Hilfe, das ist vor diesem 32. Spieltag klar, kann der Club sein Sehnsuchtsziel Relegation nicht mehr erreichen.

Die Rechnung ist relativ einfach: Gewinnt Stuttgart am Samstag (15.30 Uhr) in Berlin, muss zeitgleich auch der aktuell fünf Punkte hinter den Schwaben liegende Club beim VfL Wolfsburg siegen, um seine kleine Restchance aufrechtzuerhalten. Schon bei einem Remis wäre der neunfache deutsche Meister auch ein neunfacher deutscher Absteiger.

Mit derlei Worst-Case-Szenarien will sich in Nürnberg aber kaum jemand aufhalten. Immerhin schwebt das Damoklesschwert der 2. Liga schon seit geraumer Zeit über dem wackeren Aufsteiger, der sich einfach nicht aufgeben mag, vor allem aber dank der historisch schwachen Konkurrenz im Keller immer noch auf das "kleine Wunder" (Trainer Boris Schommers) hoffen darf.

Bayern-Auftritt macht Mut

Zwar weiß auch Schommers, "dass wir erstmals nicht nur punkten wollen, sondern müssen". Doch warum sollte dies einer Mannschaft, die vor Wochenfrist um ein Haar den deutschen Rekordmeister geschlagen hätte, nicht auch in Wolfsburg gelingen? Der couragierte Auftritt gegen den FC Bayern sei "die Basis", auf die man in Niedersachsen aufbauen wolle, betonte Schommers: "Wenn wir diese Leistung wieder abrufen, ist die Chance groß, auch in Wolfsburg etwas mitzunehmen." Das angesichts des Last-Minute-Elfmeterdramas zunächst als eher unglücklich empfundene 1:1 gegen München bewertete der Coach als "weiteren Schritt nach vorne".

Damit dieser im Endspurt auch noch in der Tabelle glückt, müssen aber endlich Siege her. Deshalb will Schommers in der Volkswagen-Arena Vollgas geben und seine Elf eher agieren als reagieren lassen, ohne dem VfL dabei ins offene Messer zu laufen: "Wolfsburg ist eine der konterstärksten Mannschaften der Liga, die ihre Chancen sehr effektiv nutzt. Da müssen wir schon aufpassen und eine gute Mischung finden." Dass die "Wölfe" nach ihrem imponierenden 4:1-Coup beim direkten Konkurrenten Hoffenheim nur einen Punkt von der Qualifikation zur Europa League entfernt sind, dürfte die Aufgabe nicht unbedingt einfacher machen. "Die sind heiß", ahnt Schommers.

Wolfsburg geht am Stock

Allerdings geht der VfL aktuell ziemlich am Stock. Der scheidende Trainer Bruno Labbadia muss neben William (Gelbsperre) voraussichtlich auch weiterhin Stammkeeper Koen Casteels, Ignacio Camacho, Jerome Rousillon, Felix Uduokhai, Gian-Luca Itter und den Ex-Nürnberger Daniel Ginczek ersetzen. Beim Club sind neben den Langzeitpatienten Enrico Valentini und Adam Zrelak lediglich die Reservisten Alexander Fuchs (Adduktoren) und Ivo Ilicevic (muskuläre Probleme) fraglich.

Defensivstratege Patrick Erras wird nach seinem gegen die Bayern erlittenen Nasenbeinbruch mit einer speziellen Gesichtsmaske auflaufen. Aber wann, wenn nicht jetzt, werden beim Club echte Helden gebraucht? Sie müssen ja nicht gleich das Tornetz kaputtschießen.

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