Zurück mit Zuschauern: So plant der HCE die Zukunft
28.6.2020, 14:28 UhrFür René Selke ist die Handball-Pause natürlich keine, der Geschäftsführer des Bundesligisten HC Erlangen hatte und hat in den Monaten ohne das deutsche Zweitlieblingsspiel noch weniger Pausen als ohnehin schon. Selke hat sich, wie jeder im Land, ein wenig in Virologie fortgebildet, dabei festgestellt, dass "es inzwischen sogar mehr Hobby-Virologen als Hobby-Bundestrainer gibt" und ansonsten Pläne geschmiedet, wie es weitergehen könnte. Zu den regelmäßigen Videokonferenzen der Handball-Bundesliga (HBL) versammelten sich bis zu hundert Teilnehmer.
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Die Corona-Pandemie, die den Betrieb seit 5. März lahmlegt und vor zwei Monaten zum frühen Abbruch der Saison 2019/20 führte, habe "den Zusammenhalt eher noch gestärkt", da könnte "die Krise tatsächlich sogar Positives bewirkt haben". Trotz höchst unterschiedlicher regionaler Rahmenbedingungen sei es, so Selke, "immer ums gemeinsame Ganze" gegangen, um die Frage, wann und unter welchen Bedingungen wieder gespielt werden kann. Die ist nun beantwortet, gemeinsam mit den Klubs der ersten und zweiten Bundesliga legte das HBL-Präsidium den Start der Saison 2020/21, der fünfundfünfzigsten in der Bundesliga, auf den 1. Oktober.
"Riesige Herausforderung": Handball mit Publikum in der Halle
Ein "Hygiene- und Betriebskonzept", teilte die HBL mit, werde in den kommenden Wochen fertig- und dann der Öffentlichkeit vorgestellt; in der Zeit einer "nach wie vor sehr realen Bedrohung" durch das Virus sei der Neustart im Herbst "ein wichtiger und inzwischen dringend notwendiger Schritt Richtung Normalität", äußerte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann.
Eine "riesige Herausforderung" nennt das nicht nur Selke, denn es soll nicht um derzeit beim Fußball und beim Basketball inszenierte Geisterspiele vor leeren Rängen gehen und auch nicht um ein Notprogramm. Der Handball will sein Publikum zurück in den Hallen haben und eine Saison mit Hin- und Rückspielen austragen, das "klassische Modell", wie Bohmann sagt: "Alle anderen Varianten wären nicht ausreichend praktikabel, wirtschaftlich und fair."
"So normal wie möglich", fasst René Selke zusammen, soll es ergo weitergehen, und mit "so vielen Zuschauern wie möglich", derzeit geht der Erlanger Geschäftsführer von einer "Hallen-Auslastung von bis zu fünfzig Prozent, wahrscheinlich etwas weniger" aus, es werde "natürlich strenge Auflagen geben, Sicherheitsabstände, vielleicht Masken", aber, so Selke, "Stand jetzt würde es bei uns funktionieren". Auf 8600 Zuschauer ist die Heimstätte des HC Erlangen, die Nürnberger Arena, ausgelegt, Bundesliga-Handball könnte im Idealfall vor rund 4000 Zuschauern gespielt werden.
"Behutsam und sensibel" will sich der HCE vorbereiten
Für die Vereine geht es dabei nicht nur um den emotionalen Rückhalt, anders als der vom Fernsehen inszenierte und verkaufte Fußball lebt der Handball bei weitem überwiegend von Zuschauer- und mit dem Spielbetrieb verbundenen Marketing-Einnahmen, eine Saison ohne Publikum würde die große Mehrheit der Vereine wirtschaftlich nicht überstehen.
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Sportlich dürfte die Herausforderung nicht viel geringer ausfallen als organisatorisch, eine Pause von rund sieben Monaten hat der Handball noch nie erlebt, das ab 1. Oktober anstehende Programm werde, vermutet Bohmann, den Teams "aufgrund der hohen Termindichte viel Flexibilität und Solidarität abverlangen".
Weil es wegen des Saisonabbruchs keine Absteiger gab, spielt die Bundesliga künftig mit 20 Vereinen, beendet sein soll die Saison bis zum 30. Juni 2021, mehr Zeit bliebe auch nicht – drei Wochen später sollen die um ein Jahr verschobenen Olympischen Spiele in Tokio beginnen. "Sehr behutsam und sensibel", sagt Ex-Profi René Selke, werde der HCE die seit Monaten in Kurzarbeit angestellten Profis vorbereiten. Noch immer findet weder ein Mannschafts- noch ein handballspezifisches Training statt, das wird sich erst ändern, wenn "Vollkontakt wenigstens für Berufssportler wieder erlaubt ist", sagt Selke, der dafür mit einem Termin im Juli rechnet.
Die Spieler halten sich derweil individuell in Form, "sehr gut", wie Selke sagt, sie hätten in der Krise allesamt "einen starken Charakter bewiesen". Überrascht war Selke davon natürlich nicht, aber immerhin: Es ist noch eine in der Krise gestärkte Gewissheit.
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