Die Kleinen schützen

Corona bei Kindern: Das müssen Eltern wissen

6.10.2023, 14:44 Uhr
Bei Kindern verläuft eine Corona-Erkrankung meist ohne Komplikationen.

© Annette Riedl/dpa Bei Kindern verläuft eine Corona-Erkrankung meist ohne Komplikationen.

In diesem Artikel:

Kinder und Jugendliche stecken eine Corona-Infektion in der Regel gut weg. Dennoch ist Covid-19 für die Kleinen nicht ganz ungefährlich. Und es stellen sich einige praktische Fragen, falls es zu einer Ansteckung kommt.

Dieser Ratgeber bringt Eltern auf den aktuellen Stand.

Die gute Nachricht: Eine Corona-Erkrankung mit der Omikron-Variante verläuft bei Kindern in aller Regel sehr mild.

Der wichtigste Unterschied im Vergleich zu Erwachsenen: "Selbst in den Risikogruppen verläuft die Erkrankung meist ohne Komplikationen", sagt die Kinder- und Jugendärztin Tanja Brunnert aus Göttingen. Kinder neigten nicht zu einem schweren Verlauf.

Steckt sich ein Kind an, zeigt es häufig Erkältungssymptome: "Die Corona-Infektion äußert sich mit den typischen Symptomen eines Luftwegsinfektes, wenn sie denn überhaupt symptomatisch verläuft", sagt Brunnert. Heißt: Oft fällt die Infektion gar nicht auf.

Noch eine gute Nachricht: Der weitaus häufigste Verlauf bei Kindern und Jugendlichen sei selbstlimitierend, so Brunnert. Das bedeutet: Das Kind bekommt die Ansteckung in der Regel aus eigener Kraft in den Griff. "Eine spezifische Therapie ist nahezu nie erforderlich."

Tanja Brunnert ist auch stellvertretende Bundespressesprecherin des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte in Köln.

"Bezogen auf das Alter richten wir unsere Aufmerksamkeit insbesondere auf erkrankte Säuglinge und Neugeborene infizierter Mütter", berichtet Brunnert. "Sie sind aufgrund ihres Alters immer bei fieberhaften Erkrankungen in unserem besonderen Fokus."

Auch bestimmte Vorerkrankungen erhöhen das Risiko für einen schweren Verlauf. Hier seien es insbesondere neurologische und neuromuskuläre Erkrankungen, die ein Risiko für einen potenziell komplizierten Verlauf darstellten, so die Expertin.

Auch Übergewicht (Adipositas) gilt als Risikofaktor für Corona.

Besonders Neugeborene und Säuglinge benötigen bei fieberhaften Krankheiten besondere Aufmerksamkeit.

Besonders Neugeborene und Säuglinge benötigen bei fieberhaften Krankheiten besondere Aufmerksamkeit. © Christin Klose/dpa-tmn

Auch wenn die meisten Infektionen mild oder symptomlos verlaufen - ganz ungefährlich ist Corona für Kinder nicht.

So diskutiert die Fachwelt die Häufigkeit des Post-Covid-Syndroms im Kindes- und Jugendalter, meist Long Covid genannt.

Beobachtungen sprechen dafür, dass Kinder nicht so gefährdet sind wie Erwachsene: "Im ambulanten Bereich können wir aus den Rückmeldungen der niedergelassenen Kinder- und Jugendärztinnen sagen, dass Long Covid eher eine untergeordnete Rolle spielt", sagt Brunnert.

Das Robert Koch-Institut (RKI) schreibt zum Risiko von Post Covid für Kinder und Jugendliche: Die Studienlage sei insgesamt sehr heterogen, präzise Schätzungen seien derzeit nicht möglich.

In der Regel reicht es aus, wenn sich das Kind zu Hause ausruht. "Kinder und Jugendliche mit fieberhaften Infekten sollen generell zu Hause bleiben und sich auskurieren", rät Brunnert.

"Im ambulanten Bereich ist keine spezifische Therapie erforderlich", sagt die Ärztin. "Die Fiebersenkung kann mit Paracetamol oder Ibuprofen erfolgen." Negative Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf gebe es durch Einsatz dieser Medikamente nicht.

"Wenn ich abends den Eindruck habe, mein Kind hätte heute einen Kindergarten- oder Schultag gut meistern können, dann darf es morgen wieder los", sagt Brunnert. "So wie bei anderen Erkrankungen auch."

Brunnert empfiehlt den Arztbesuch, wenn das Kind noch ein Säugling ist und Fieber entwickelt.

In anderen Altersgruppen ist etwa bei folgenden Symptomen ein Arztbesuch angeraten:

  • anhaltend hohes Fieber über mehrere Tage
  • angestrengter Husten mit Atemgeräuschen, die durch Abhusten nicht besser werden
  • Schmerzen im Brustkorb

Tiefe Abstriche im Rachen sind Brunnert zufolge nicht notwendig. "Da hat uns das Virus in seiner aktuellen Variante den Gefallen getan, dass wir es mittlerweile am besten im vorderen Nasenabschnitt nachweisen können", sagt sie.

Die Entnahme an zwei Stellen im Nasen-Rachen-Raum entspricht zwar den Empfehlungen der WHO als Goldstandard, erklärt Andreas Bobrowski, Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher Laborärzte (BDL). Oft wird in der Praxis aber nur an einer Stelle Material entnommen. Wichtig ist vor allem, dass die Tests richtig angewendet werden.

Für Kinder gebe es auch die Möglichkeit, mittels Lolli- oder Spucktests zu untersuchen, erklärt Ärztin Brunnert.

Der Lolli-Test ist für Kinder besser geeignet als tiefe Abstriche im Rachen oder in der Nase.

Der Lolli-Test ist für Kinder besser geeignet als tiefe Abstriche im Rachen oder in der Nase. © Christin Klose/dpa-tmn

Im Internet finden Eltern eine detaillierte Anleitung zum Corona-Selbsttest bei Kindern. Herausgegeben hat sie unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.

Prof. Renate Schepker ist Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie am ZfP Weissenau in Ravensburg. Sie rät Eltern zu den gleichen Maßnahmen wie bei jeder anderen Krankheit auch:

  • fiebersenkende Mittel geben
  • eine ruhige Atmosphäre schaffen
  • trösten, Mut machen und vermitteln, dass bald alles gut ist
  • etwas vorlesen
  • die Krankschreibung bis zum Ende ausschöpfen
  • selbst keine Angst zeigen

"Bei den meisten Kindern ist Corona schneller vorbei als bei Erwachsenen", sagt Schepker, die auch Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) ist.

Eltern müssten davon ausgehen, sich selbst anzustecken. "Immungeschwächte Eltern sollten natürlich selbst geimpft sein, um sich bestmöglich zu schützen", sagt die Ärztin.

Behördliche Corona-Auflagen gibt es nicht mehr. Niemand muss sich testen lassen, eine Maske tragen oder bei einer Infektion isoliert zu Hause bleiben. Alle Maßnahmen sind freiwillig.

Für gesunde Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) derzeit keine Covid-19-Impfung, weder eine Grundimmunisierung noch eine Auffrischungsimpfung.

Der Grund: Die Impfung soll vor allem schwere Krankheitsverläufe und Krankenhauseinweisungen verhindern. Bei Kindern und Jugendlichen verläuft die Infektion aber überwiegend mild oder asymptomatisch. Deshalb profitierten gesunde Kinder und Jugendliche von der Impfung insgesamt nur wenig, erklärt die Stiko.

Die Experten betonen allerdings: Es bestehen weiterhin keine besonderen Sicherheitsbedenken bei der Impfung von Kindern und Jugendlichen. Das heißt, dass Eltern ihre Kinder durchaus impfen lassen können, sofern sie das nicht ohnehin schon getan haben.

Potenzielle unerwünschte Komplikationen wie eine Herzmuskelentzündung könnten auch in dieser Altersgruppe nicht mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden, so die Stiko weiter.

Empfohlen wird die Impfung für Kinder und Jugendliche ab einem Alter von sechs Monaten aus, die ein erhöhtes Risiko haben. Dazu gehören:

  • Kinder und Jugendliche mit Grunderkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für schwere Covid-19-Verläufe haben
  • Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeeinrichtungen
  • Jugendliche mit einem erhöhten beruflichen Infektionsrisiko in der medizinischen und pflegerischen Versorgung

Für Kinder und Jugendliche, die in eine dieser Gruppen fallen, wird eine Grundimmunisierung (zwei Dosen) plus Auffrischungsimpfung (eine Dosis) empfohlen, um eine Basisimmunität aufzubauen.

Wichtig dafür ist den Experten zufolge, dass das Immunsystem dreimal Kontakt mit dem Erreger hat. Mindestens zwei dieser Kontakte sollten durch die Impfung erfolgen, so die Stiko.

Zusätzlich zur Basisimmunität wird für Kinder und Jugendliche mit erhöhtem Risiko eine weitere Auffrischungsimpfung empfohlen - mit einem neuen, weiterentwickelten Impfstoff, etwa von Biontech/Pfizer.

Der angepasste Impfstoff steht den Menschen in Deutschland seit September über die Arztpraxen zur Verfügung.

Was es dabei zu beachten gilt: Seit der letzten Impfung oder Infektion sollten zwölf Monate vergangen sein.

Kinder mit erhöhtem Risiko sollten sich gegen Corona impfen lassen.

Kinder mit erhöhtem Risiko sollten sich gegen Corona impfen lassen. © Christin Klose/dpa-tmn