Varianten, Impfungen, Tests

Was sollte ich tun, wenn ich Corona habe?

19.11.2023, 05:57 Uhr
Auf Abstand und mit Maske: Eine Verpflichtung zu Schutzmaßnahmen gibt es nicht mehr - Eigenverantwortung ist gefragt.

© Zacharie Scheurer/dpa-tmn Auf Abstand und mit Maske: Eine Verpflichtung zu Schutzmaßnahmen gibt es nicht mehr - Eigenverantwortung ist gefragt.

In diesem Artikel:

Die Pandemie ist zwar vorbei, aber das Virus nicht verschwunden: Corona ist gekommen, um zu bleiben. Für die meisten Menschen hat es seinen Schrecken zwar verloren. Doch harmlos ist es nicht. Außerdem entwickelt sich das Virus ständig weiter. Risikogruppen sollten sich weiterhin schützen, auch durch die neue Impfung.

In diesem Überblick beantworten wir alle wichtigen Fragen, die sich jetzt zu Corona stellen.

Manche sind überzeugt, Corona sei harmlos wie ein Schnupfen. Anders dürften das Patientinnen und Patienten mit Long Covid sehen. Sie leiden unter teils gravierenden Langzeitfolgen ihrer Infektion.

Schauen wir uns die Fakten an:

  • Covid-19 ist keine Erkältung. Medizinerinnen und Mediziner sprechen von einer Multisystemerkrankung, die neben Atemwegen und Lunge auch Organe wie das Herz und die Blutgefäße schädigen kann.
  • Die Erkrankung verläuft bei vielen Menschen mild oder sogar komplett symptomlos. Sie kann sich anfühlen wie eine heftige Grippe. In seltenen Fällen kommt es zu einem schweren Verlauf. Auch schwere Langzeitschäden wie Long Covid sind möglich.
  • Aktuell erwarten Fachleute, dass gesunde Menschen in der Regel nicht mehr so schwer erkranken, dass sie ins Krankenhaus oder gar auf eine Intensivstation müssen. Große Teile der Bevölkerung verfügen über einen Immunschutz durch die Impfungen und durchgemachte Infektionen. Menschen aus Risikogruppen haben allerdings weiterhin ein höheres Risiko, schwer zu erkranken.
  • Corona kann im Winter zur Belastung für das Gesundheitswesen werden, auch wegen Personalmangels in den Kliniken und anderen saisonalen Infektionswellen wie der Grippe.

Am Anfang war der Wildtyp. Bald setzte sich die Delta-Variante durch, bis sie weltweit von Omikron abgelöst wurde. Mit dieser Variante gingen weniger schwere Krankheitsverläufe einher.

Seitdem entwickeln sich immer wieder neue Untervarianten von Omikron.

In Deutschland zirkulieren derzeit diese neuen Typen:

  • EG.5 (Eris)
  • XBB.1.16
  • BA.2.86 (Pirola)

Solange keine sonstigen neuen Omikron-Varianten auftauchen, dürfte die Corona-Lage nach Ansicht von Experten recht entspannt bleiben. Das Robert Koch-Institut (RKI) sieht derzeit keine Hinweise auf eine größere Krankheitsschwere. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet die Untertypen als "Virusvarianten von Interesse".

Wissenswert: Ob Corona so harmlos bleibt wie derzeit, hängt entscheidend davon ab, ob nicht doch noch einmal eine Variante entsteht, die unser Immunsystem auf neue Art und Weise austricksen kann.

Der Hersteller Biontech/Pfizer hat ein weiterentwickeltes Präparat entwickelt, das an die Omikron-Sublinie XBB.1.5 angepasst wurde. Diese Variante hat sich Anfang 2023 rasch in Europa verbreitet.

Der neue Impfstoff soll allgemein besseren Schutz vor den aktuell kursierenden Varianten bieten. Zudem gibt es von Biontech einen an XBB.1.5 angepassten Booster.

Hier interessant: Das Spike-Protein der Variante EG.5 sei dem der Linie XBB.1.5 sehr ähnlich, so Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.

Gut zu wissen: Der angepasste Impfstoff steht den Menschen in Deutschland seit September über die Arztpraxen zur Verfügung. Es gibt verschiedene Präparate für die unterschiedlichen Altersgruppen:

  • für Menschen ab 12 Jahre
  • für Kleinkinder
  • für Kinder zwischen 5 und 11 Jahren

Außerdem zugelassen wurde ein angepasster Impfstoff von Moderna. Hinzu kommt ein adaptiertes Präparat des Herstellers Novavax.

Seit dem Urtyp haben sich verschiedene Corona-Varianten entwickelt.

Seit dem Urtyp haben sich verschiedene Corona-Varianten entwickelt. © Boris Roessler/dpa/dpa-tmn

Gesunde Erwachsene unter 60 und Schwangere brauchen keine Auffrischung der Impfung mit dem neuen Impfstoff.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt diese nur noch bestimmten Gruppen (Stand: 18. September 2023):

  • Menschen ab 60
  • Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen (ab einem Alter von sechs Monaten)
  • Pflege- und Gesundheitspersonal
  • Angehörigen von Risikopatienten

Mindestens zwölf Monate sollen in der Regel seit der letzten Impfung oder Infektion vergangen sein.

Brauche ich eine Auffrischungsimpfung? Am besten sprechen Sie darüber mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

Brauche ich eine Auffrischungsimpfung? Am besten sprechen Sie darüber mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. © Benjamin Nolte/dpa-tmn

Für gesunde Säuglinge, Kinder und Jugendliche empfiehlt die Stiko angesichts der abgeschwächten Pandemie-Lage bereits seit Mai 2023 generell keine Corona-Impfung mehr.

Der Grund: Die Impfung soll vor allem schwere Krankheitsverläufe und Krankenhauseinweisungen verhindern. Bei Kindern und Jugendlichen verläuft die Infektion aber überwiegend mild oder asymptomatisch. Deshalb profitierten gesunde Kinder und Jugendliche von der Impfung insgesamt nur wenig, erklärt die Stiko.

Das Alter ist der größte Risikofaktor für einen schweren Verlauf. Das Risiko erhöht sich ab einem Alter von etwa 50 bis 60 Jahren.

Nach dem Alter sind es vor allem bestimmte Erkrankungen, die Menschen zu Risikopatienten machen - auch wenn diese jünger sind. Und sie erhöhen das Risiko für ältere Menschen zusätzlich.

Bei bestimmten Grunderkrankungen empfiehlt die Stiko eine regelmäßige Auffrischungsimpfung. Das sind Menschen...

  • mit chronischen Erkrankungen der Atmungsorgane wie COPD
  • mit chronischen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie koronarer Herzerkrankung sowie der Leber und Niere
  • mit Diabetes mellitus und anderen Stoffwechselerkrankungen
  • mit Adipositas (Übergewicht)
  • mit Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie chronischen neurologische Erkrankungen, Demenz oder einer geistigen Behinderung sowie psychiatrischen oder zerebrovaskulären Erkrankungen
  • mit Trisomie 21 (Down-Syndrom)
  • mit einem geschwächten Immunsystem, etwa durch eine angeborene oder erworbene Krankheit oder die Einnahme bestimmter Medikamente
  • mit aktiven neoplastischen Krankheiten

Nein, anders als im Herbst 2022 gibt es keine Auflagen. Niemand muss sich testen lassen, eine Maske tragen oder sich bei einer Infektion häuslich isolieren.

Der Schutz vor Corona wird in die Hände der Bürgerinnen und Bürger gelegt, alle Maßnahmen sind freiwillig.

Corona-Tests sind nicht mehr vorgeschrieben. Aber sie können natürlich darüber Auskunft geben, ob man tatsächlich Corona hat - oder doch nur eine einfache Erkältung oder die Grippe.

Wer typische Symptome hat, kann sich weiterhin zu Hause mit einem Antigentest testen. Dabei können auch ältere Tests verwendet werden, solange das Haltbarkeitsdatum nicht überschritten ist. Außerdem sollten die Tests ordnungsgemäß gelagert worden sein.

Das sollten Sie bei Corona-Selbsttests noch beachten:

  • Anwendung: Für ein möglichst verlässliches Ergebnis am besten einen Abstrich in Rachen und Nase machen - und dabei jeweils so tief reingehen, bis es leicht unangenehm wird.
  • Unterschiedliche Ergebnisse: Fällt der Test einmal negativ und einmal positiv aus, machen Sie noch einen dritten Test zwölf Stunden später. In der Zwischenzeit besser auf Sozialkontakt verzichten.
  • Negativ trotz Symptomen: In diesem Fall auf Nummer sicher gehen und noch einen weiteren Test mit zwei Tagen Abstand machen. Aber natürlich kann hier auch einfach eine Erkältung dahinterstecken.
  • Schwacher zweiter Strich: Nicht ignorieren, sondern ernst nehmen. Der zweite Strich kann bedeuten, dass man gerade erst positiv ist. Aber auch, dass eine bestehende Infektion gerade wieder abklingt.

Die eigene Corona-Infektion mag harmlos sein. Doch es besteht das Risiko, andere Menschen aus Risikogruppen zu infizieren, die das Virus womöglich nicht so einfach wegstecken.

Bei einer akuten Infektion der Atemwege sollte man daher die folgenden Empfehlungen beachten:

  • drei bis fünf Tage zu Hause bleiben, bis die Beschwerden weg sind
  • Kontakte möglichst reduzieren
  • in die Armbeuge husten und niesen
  • regelmäßig die Hände waschen

Gut zu wissen: Hat man sich positiv getestet, aber keine Symptome, muss man rein rechtlich zur Arbeit gehen - denn eine behördliche Isolationspflicht gibt es nicht mehr. Ausnahmen können für Menschen bestehen, die im Gesundheitswesen arbeiten.

Mit Corona infiziert? Für einen selber mag die Infektion halb so wild sein, andere kann es hart treffen. Deshalb sollten Sie auf Schutzmaßnahmen setzen.

Mit Corona infiziert? Für einen selber mag die Infektion halb so wild sein, andere kann es hart treffen. Deshalb sollten Sie auf Schutzmaßnahmen setzen. © Christin Klose/dpa-tmn

Wer arbeitsfähig, aber mit Corona infiziert ist, sollte natürlich - falls das möglich ist - im Homeoffice arbeiten.

Für immungeschwächte Patienten kann es ratsam sein, beim Einkaufen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln auch weiterhin eine Maske zu tragen. Das gilt auch für Menschen, die positiv getestet sind.

Um Familienmitglieder oder Mitbewohner nicht anzustecken, sollten sie sogar zu Hause eine Maske benutzen.

Die Deutsche Seniorenliga rät Risikopatienten, bei einem positiven Test den Hausarzt oder die Hausärztin zu kontaktieren. Die Fachleute können das individuelle Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf abschätzen, dafür wird auch der Impfstatus herangezogen.

Ist das Risiko für einen schweren Verlauf hoch, kann die Ärztin oder der Arzt antivirale Medikamente verschreiben. Die Therapie muss aber spätestens fünf Tage nach Beginn der Symptome starten.

Für alle anderen gilt: Bessert sich der Gesundheitszustand während der ersten Krankheitswoche nicht oder verschlechtert sich sogar, ist ärztlicher Rat sinnvoll.

Wichtig: Am besten erst einmal telefonisch abklären, wann man in der Praxis vorbeikommen kann.

Wer außerhalb der Sprechzeiten medizinische Hilfe benötigt, erreicht den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116 117.

Als sicher gilt dem RKI zufolge, dass die Ansteckungsfähigkeit in der Zeit kurz vor und nach Symptombeginn am größten ist. Ein erheblicher Teil von Übertragungen erfolgt demnach bereits vor dem Auftreten erster klinischer Symptome. Man ist ansteckend, ohne es zu merken.

Wie lange man ansteckend ist, sei unterschiedlich, sagt Carsten Watzl. "Manche bekämpfen das Virus schnell, das sind meist die Jüngeren, sie sind nach vier oder fünf Tagen schon wieder virusfrei." Andere brauchen durchaus bis zu zehn Tage.