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Das müssen Sie wissen: Warum Starkregen so gefährlich ist

12.10.2023, 15:57 Uhr
Überschwemmung in Fürth als Folge eines Starkregens im August 2022.

© NEWS5 / Oßwald, NEWS5 Überschwemmung in Fürth als Folge eines Starkregens im August 2022.

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Ein heftiges Gewitter kann ausreichen. Schon pressen sich Wassermassen durch die Straßen, Keller von Häusern laufen voll, Autos werden mitgeschwemmt. Außerdem kann Starkregen Flüsse über die Ufer treten lassen. Kurzum: Überflutungen sind eine Gefahr für unser Hab und Gut - im schlimmsten Fall sogar für das Leben.

Für Franken sind für die zweite Wochenhälfte große Niederschlagsmengen angekündigt. Örtlich könnte es dadurch zu Überschwemmungen kommen, sicher ist dies allerdings nicht.

Bei Starkregen fallen sehr große Niederschlagsmengen in kürzester Zeit. Auf dem europäischen Kontinent halten solche Schauer zwischen fünf Minuten und drei Stunden an. Sie sind örtlich stark begrenzt, so der Deutsche Wetterdienst (DWD). Somit können manchmal nur einzelne Ortschaften oder Stadtteile betroffen sein.

Das Problem: Starkregen ist laut den Meteorologen nur schwer vorherzusagen. Zwar kann man grob die Region eingrenzen. Wo genau es wann regnet, ist aber kaum abzusehen. Genauso wenig die genaue Niederschlagsmenge.

Zwar arbeite unter anderem die Bundesoberbehörde an großen Projekten zu besseren Prognosen, sagt Thomas Deutschländer, Experte für Niederschlagsprognosen beim DWD. Perfekte Vorhersagen in diesem Bereich machen zu können, werde aber noch sehr lange dauern - wenn es überhaupt jemals möglich sein wird.

Deutschländer veranschaulicht das Problem anhand eines Beispiels: Bei einem Kochtopf auf einer Herdplatte wisse man zwar, dass etwas passieren wird - wann und wo genau die ersten Blasen des kochenden Wassers hochsteigen, könne man in der Praxis aber nicht vorhersagen.

Bezogen auf das Wetter kann es etwa eine Störung im Luftdruck geben oder eine Front in einem Tief. Beides lässt die Wahrscheinlichkeit für starke Niederschläge so stark ansteigen, dass die Meteorologen zwar sagen können, dass es zu einem Ereignis kommen wird. "Aber der genaue Ort und der genaue Zeitpunkt sind unheimlich schwer vorherzusagen", sagt der Experte.

Eine Regenrisikogefahr für einen konkreten Ort vorherzusagen, mag kaum möglich sein. Für größere Gebiete - etwa Landkreise oder Regionen - geht das häufiger. Dann verschicken der DWD, aber auch viele andere Wetterdienste Warnungen auf verschiedenen Kanälen.

Der DWD verschickt Warnungen vor Starkregen-Ereignissen. Möglich sind drei Warnstufen. Auf der niedrigsten Stufe fallen laut DWD-Prognosen voraussichtlich mindestens 15 Liter Regen auf einen Quadratmeter Boden in einer Stunde - oder über einen Zeitraum von sechs Stunden 20 Liter.

Die höchste Warnstufe ist erreicht, wenn es mehr als 40 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde oder mindestens 60 Liter in sechs Stunden regnet.

Das kann passieren: Das Wasser muss sich neue Wege suchen. Urplötzlich pressen sich große Wassermengen teils mit hohen Geschwindigkeiten durch Straßen, die noch nie zuvor geflutet wurden.

Vorsicht: Autos können hier zur tödlichen Falle werden.

Selbst Keller von Häusern am Hang laufen voll. Ihre Besitzer haben kaum eine Chance, noch etwas oder gar sich selbst zu retten, wenn sie sich in den Räumen befinden. An eine Flucht zum Beispiel durch Fenster ist nicht zu denken. Durch den Wasserdruck lassen sich diese nicht mehr öffnen. Gleiches kann für Türen gelten.

Hochwasser tritt an Bächen und Flüssen auf. Diese führen dann eine Zeit lang mehr Wasser mit sich, als in ihrem Lauf Platz findet, etwa durch Dauerregen, Starkregen oder Schneeschmelze. Irgendwann treten die Gewässer über ihre Ufer.

Oft gibt es Ausgleichsflächen, also Bereiche, in denen die Gewässer in ihrem natürlichen oder geplanten Verlauf ihr Hochwasser ableiten. Gibt es diese nicht oder führt der Fluss viel zu viel Wasser, kommt es zu Überschwemmungen.

Hochwasser sind natürliche Ereignisse, die eine wichtige ökologische Funktion haben. Sie lassen bestimmte Lebensräume wie zum Beispiel Auen erst entstehen.

Gut zu wissen: Gern wird in diesem Zusammenhang auch von Flut gesprochen - das ist so aber nicht ganz korrekt. Flut zeigt eine Bewegungsrichtung des Wassers an und beschreibt an Meeresküsten auflaufendes, also steigendes Wasser. Hochwasser hingegen zeigt den höchsten Stand des Wassers an.

Viele Niederschläge und hohe Niederschlagsmengen, aber auch die Schneeschmelze lassen die Pegel ansteigen. Es geht aber auch um die lokalen Gegebenheiten, etwa wenn viele Nebenflüsse dazukommen oder das Flussbett durch eine Engstelle oder Schleife muss.

Ein gängiger Begriff ist das Jahrhundert-Hochwasser - im Fachjargon auch als HQ100 abgekürzt. Das ist ein Hochwasser mit so hohen Pegelständen, wie sie statistisch betrachtet nur einmal in 100 Jahren erreicht oder überschritten werden. HQ50 ist die 50-jährige Hochwasserwahrscheinlichkeit. Sogenanntes häufiges Hochwasser - HQhäufig - kommt alle fünf bis 20 Jahre vor.

Gut zu wissen: Das alles sind Mittelwerte. Die Pegelstände können also auch häufiger vorkommen oder jahrhundertelang ausbleiben.

Im Rahmen des Hochwasserrisikomanagements erstellen die Landesbehörden für ihre Flüsse Karten, in denen von Überschwemmungsszenarien betroffene Flächen erkennbar sind. In solchen Gebieten kann es zum Beispiel Bauauflagen durch die Bundesländer geben. Diese Karten können im Internet eingesehen oder die Einsicht bei lokalen Behörden erbeten werden.

Wo Flüsse aktuell Hochwasser führen oder auch Sturmfluten an den Küsten drohen, zeigt das bundesländerübergreifende Hochwasserportal mit einer interaktiven Deutschlandkarte. Dort sind auch die regionalen Behörden und ihre jeweiligen Infoseiten verlinkt. Denn Hochwassermeldung und Risikoabschätzung sind in Deutschland Sache der Bundesländer, meist der Landeshochwasserzentralen.

Unwetterwarnung: Starkregen gehört dazu

In Friedenszeiten sind die Bundesländer für den Bevölkerungsschutz im Katastrophenfall zuständig. Drohendes Hochwasser und Starkregen-Ereignisse gehören dazu. Gemeinsam mit anderen Behörden und Institutionen warnen sie die Öffentlichkeit. Ein Überblick:

Push-Nachricht von Warn-Apps

Die Warn-App Nina des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und die vom Fraunhofer Fokus entwickelte Katwarn-App halten Nutzer standortgenau auf dem Laufenden und haben Notfalltipps parat. Kommt es beispielsweise zu einem Unwetter oder Großbrand, sendet die App Push-Benachrichtigung aufs Smartphone. Als Quelle nutzt Nina das Modulare Warnsystem des Bundes (MoWaS).

Die App Katwarn hingegen funktioniert nicht nur auf Smartphones. Nutzer älterer Handys können sich die Warnungen als SMS schicken lassen. Zur Anmeldung muss man lediglich eine SMS mit dem Inhalt "KATWARN" und der Postleitzahl, für die man Warnungen erhalten möchte, an die Nummer 0163 7558842 senden. Die Warnhinweise stammen von autorisierten Behörden und werden von Katwarn weitergeleitet.

Die vom Deutschen Wetterdienst angebotene WarnWetter-App bezieht ihre Informationen aus der DWD-Datenbank. Neben Warnungen vor Unwettern sowie Schnee und Glätte enthält die App auch Details zum aktuellen Wetter.

SMS

Nicht jeder Mensch in Deutschland hat ein internetfähiges Handy. Und nicht alle Smartphone-Nutzer haben eine Warn-App installiert. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums wurde etwa die App Nina in Deutschland nur von rund neun Millionen Menschen heruntergeladen.

Der Landkreistag hat deshalb vorgeschlagen, SMS zu verschicken. "Das sollte bei größeren sich anbahnenden Katastrophen damit auch auf älteren Handys und ohne zu installierende Apps möglich sein", so der Präsident des kommunalen Spitzenverbandes, Reinhard Sager. Ob und wann das SMS-Warnsystem eingerichtet sein wird, ist offen.

Allerdings kommt auch eine Warnung per SMS nicht an, wenn Sturm oder Flutwasser die Mobilfunkmasten umreißen.

Sirenen

Seit Ende des Kalten Krieges gibt es in vielen Kommunen nur noch wenige oder gar keine öffentlichen Sirenen mehr. Vorgeschrieben sind sie nur in der Nähe von Atomkraftwerken und großen Chemiebetrieben.

Gemeinden, die noch funktionstüchtige Sirenen und Lautsprecher-Anlagen haben, sind vor allem dann im Vorteil, wenn die Gefahr nachts droht und die Menschen schlafen. Ein Heulton weckt deutlich besser als eine SMS oder die Benachrichtigung einer App.

Radio und Fernsehen

Eine Vielzahl der deutschen Fernseh- und Radiosender sind an das Warnsystem MoWaS angeschlossen. Aber: Vor allem nachts sind Radio und Fernseher oft ausgeschaltet, eine Weckfunktion gibt es nicht.

Auch bei Stromausfällen sind die Durchsagen und Einblendungen nutzlos, da in den wenigsten Haushalten batteriebetriebene Empfangsgeräte vorhanden sind.