Die Rente reicht nicht

Wie Sie selbst fürs Alter vorsorgen

2.8.2023, 13:55 Uhr
Sorgenfrei in die Zukunft blicken - das gelingt mit einer optimalen Absicherung für das Alter.

© Christin Klose/dpa-tmn Sorgenfrei in die Zukunft blicken - das gelingt mit einer optimalen Absicherung für das Alter.

In diesem Artikel:

Die gesetzliche Rente allein reicht im Alter in den meisten Fällen nicht aus, um den gewohnten Lebensstandard zu halten. Sie sollten im Lauf Ihres Lebens selbst aktiv werden.

Hier erfahren Sie, welche Möglichkeiten es noch gibt, um fürs Alter vorzusorgen - und welche Absicherungen Sie haben sollten.

Die Altersvorsorge in Deutschland stützt sich auf drei Säulen:

  • Gesetzliche Altersvorsorge: Die gesetzliche Rentenversicherung ist die wichtigste Einkommensquelle für Menschen im Alter. Sie umfasst neben der Altersrente auch die Erwerbsminderungs- und Hinterbliebenenrente. Als Arbeitnehmer sind Sie verpflichtet, in die Rentenkasse einzuzahlen. Je länger Sie in Ihrem Leben gearbeitet und je mehr Sie verdient haben, umso höher sind Ihre Rentenansprüche.
  • Betriebliche Altersvorsorge: Die betriebliche Rente läuft über den Arbeitgeber. Sie erfolgt als Direktversicherung, Pensionskasse, Pensionsfonds, Direktzusage oder Unterstützungskasse.
  • Private Altersvorsorge: Diese Säule umfasst alle privaten und freiwilligen Geldanlagen, um ein Vermögen im Alter anzusparen. Dazu zählen private Rentenversicherungen, Lebensversicherungen, die Riester-Rente und Kapitalanlagen am Aktienmarkt.
Eine frühzeitige Altersvorsorge zahlt sich aus.

Eine frühzeitige Altersvorsorge zahlt sich aus. © Christin Klose/dpa-tmn

Um fürs Alter vorzusorgen, sollten Sie sich nicht allein auf die gesetzliche Rente verlassen - sie reicht meist nicht aus. Schauen wir uns deshalb die anderen beiden Säulen etwas genauer an.

Unter diesem Begriff versteht man alle finanziellen Leistungen, die der Arbeitgeber zur Altersvorsorge zusagt:

  • Altersversorgung in Form lebenslanger Rentenzahlungen
  • Hinterbliebenenversorgung im Todesfall
  • Invaliditätsversorgung bei Unfall oder Krankheit

Dafür schließt das Unternehmen meist einen Vertrag mit einer Pensionskasse, einem Pensionsfonds oder einer Direktversicherung ab, erklären die Verbraucherzentralen. Dorthin überweist der Arbeitgeber dann monatlich einen bestimmten Anteil des Gehalts.

Hier sind zwei Varianten möglich:

  1. Der Arbeitgeber finanziert die Betriebsrente alleine.
  2. Als Arbeitnehmer stecken Sie einen Teil Ihres Gehalts in die Betriebsrente. Das nennt sich Entgeltumwandlung und steht jedem Arbeitnehmer zu. Der Arbeitgeber zahlt einen Zuschuss.

Lohnt sich das?

  1. Im ersten Fall sollten Sie die betriebliche Vorsorge auf jeden Fall mitnehmen, raten die Verbraucherschützer.
  2. Im zweiten Fall lohnt sich das nur, wenn der Arbeitgeber mindestens 20 und besser 30 Prozent zuschießt, so die Experten.

Bei Neuverträgen seit 2019 ist der Arbeitgeber zu einem Zuschuss von 15 Prozent verpflichtet, wenn er dadurch Sozialversicherungsbeiträge spart. Ab 2022 gilt das auch für bereits bestehende Verträge.

Sie sollten allerdings noch folgende Punkte bedenken:

  • Die Beiträge für die Betriebsrente werden vom Bruttogehalt abgezogen. Damit sparen Sie Steuern und reduzieren Ihre Beiträge zur Sozialversicherung - was aber wiederum die Rentenansprüche senkt.
  • Im Ruhestand müssen Sie die Betriebsrente komplett versteuern.
  • Wer gesetzlich krankenversichert ist, zahlt in der Rente zudem Beiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung - und zwar für die Betriebsrente in voller Höhe, also auch den Arbeitgeberanteil. Es gibt aber einen Freibetrag von aktuell 169,75 Euro (2023).

Ergebnis: Was als Steuervorteil in der Ansparphase beworben werde, sei letztlich eine Verschiebung der Abgaben in die Rentenphase, urteilen die Verbraucherschützer. Ob sich die Betriebsrente steuerlich lohnt, lässt sich also nicht pauschal sagen.

Darüber hinaus gibt es diese Vorteile:

  • In der Ansparphase wird das eingezahlte Geld nicht gepfändet, wenn Grundsicherung (Hartz IV) beantragt werden muss.
  • Wenn im Rentenalter Grundsicherung beantragt werden muss, bleibt ein Teil der betrieblichen Altersvorsorge unangetastet.

Auf der anderen Seite stehen diese Nachteile:

  • Das Konstrukt ist recht unflexibel. Bei Jobwechseln können Verträge nicht unbedingt übertragen werden.
  • Die Kosten können hoch sein, wenn Betriebe lediglich teure Direktversicherungen zu Marktkonditionen anbieten. Das Produktangebot ist oft eingeschränkt, die Bedingungen sind intransparent.
  • Der Sparer trägt das Anlagerisiko. Der Arbeitgeber übernimmt keine Haftung oder Garantie, dass die Beiträge erhalten bleiben und am Ende auch eine bestimmte Mindestrente ausgezahlt wird.

Fazit: Die betriebliche Altersvorsorge lohnt sich nicht für jeden.

  • Sinnvoll kann sie für Menschen sein, die im Alter wohl nur wenig Rente bekommen, so die Verbraucherzentrale.
  • Weniger sinnvoll ist sie für Menschen, die häufige Jobwechsel oder sogar eine Selbstständigkeit planen.

Dabei handelt es sich um Einrichtungen für bestimmte Berufsgruppen, die sich anstelle der gesetzlichen Rentenversicherung um die Alters-, Hinterbliebenen- und Invaliditätsabsicherung kümmern.

Solche Versorgungswerke gibt es zum Beispiel für:

  • Ärztinnen und Ärzte
  • Apothekerinnen und Apotheker
  • Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte
  • Steuerberaterinnen und Steuerberater
  • Architektinnen und Architekten

Im Grunde kann man sagen: Diese Berufe regeln die Absicherung fürs Alter, bei Invalidität und im Todesfall selbst. Als Mitglied einer Berufskammer können Sie sich von der Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung befreien lassen. Beiträge zahlen Sie also nicht an die Rentenkasse, sondern ans Versorgungswerk.

Unterschied: Im Gegensatz zur staatlichen Rente finanzieren sich Versorgungswerke nicht über das Umlageverfahren. Die eingezahlten Beiträge werden am Kapitalmarkt angelegt, und die Leistungen werden aus Rücklagen gezahlt. Jede Generation sorgt selbst fürs Alter vor.

Berufsständische Versorgungswerke bieten eine zuverlässige Altersvorsorge.

Berufsständische Versorgungswerke bieten eine zuverlässige Altersvorsorge. © Benjamin Nolte/dpa-tmn

Lohnt sich das?

Für viele Berufsgruppen ist die Mitgliedschaft im jeweiligen Versorgungswerk ohnehin verpflichtend. Sie haben also keine Wahl. Oft sind die zugesagten Renten höher als bei der gesetzlichen Rente.

Hierbei handelt es sich um ein Art Sparvertrag, den Sie mit einer privaten Versicherungsgesellschaft abschließen.

So funktioniert es: Sie zahlen regelmäßig Beiträge, die sogenannten Prämien, die von der Versicherungsgesellschaft angelegt werden. Mit Erreichen des Ruhestands erhalten Sie dann eine monatliche Rentenzahlung. Auf Wunsch können Sie das Geld auch auf einmal bekommen.

Verbraucherschützer halten dieses Produkt allerdings für nicht empfehlenswert, um privat fürs Alter vorzusorgen. Die Gründe:

  • Hohe Kosten: Sie mindern die Rendite. Wer vorzeitig kündigt, bekommt wegen hoher Gebühren häufig nicht die eingezahlten Beiträge zurück. Bei Vertragsabschluss rutsche man quasi erst einmal ins Minus, bemängelt die Verbraucherzentrale Hamburg.
  • Intransparente Verträge: Eine Überprüfung von ausgezahlten Beträgen, etwa des Rückkaufswerts oder der Ablaufleistung, sei für Verbraucher praktisch nicht möglich, so die Experten.

Noch weniger ratsam seien fondsgebundene Rentenversicherungen.

Dieses Produkt kombiniert einen langlaufenden Sparplan mit einer Risikolebensversicherung zur Absicherung der Angehörigen. Auch hier zahlen Sie regelmäßig Beiträge. Die Auszahlung setzt sich aus einer Garantiesumme und einer möglichen Überschussbeteiligung zusammen.

Die Verbraucherzentralen raten auch von diesem Produkt ab. Wer Geld fürs Alter sparen möchte, wählt besser andere Wege. Für den Schutz der Hinterbliebenen gibt es die Risikolebensversicherung.

In der Vielfalt der Möglichkeiten liegt die Herausforderung: den richtigen Weg für die Altersvorsorge finden.

In der Vielfalt der Möglichkeiten liegt die Herausforderung: den richtigen Weg für die Altersvorsorge finden. © Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Tipp: Trennen Sie generell das Versichern und Sparen voneinander, raten die Verbraucherschützer. Schließen Sie also erst einmal alle Versicherungen ab, die Ihre Existenz absichern:

  • private Haftpflichtversicherung
  • Berufsunfähigkeitsversicherung (BU)
  • eventuell eine Risikolebensversicherung

Die Risikolebensversicherung sichert im Todesfall die Hinterbliebenen finanziell ab. Sie ist im Gegensatz zur Kapitallebensversicherung relativ günstig zu haben, so die Verbraucherzentrale.

Für junge Familien mit kleinen Kindern kann die Versicherung sinnvoll sein, wenn ein Partner mit seinem Einkommen überwiegend für den Lebensunterhalt sorgt. Das gilt insbesondere dann, wenn eine Immobilie abbezahlt werden muss. Die Risikolebensversicherung bietet dann einen Schutz vor dem Verlust des Zuhauses.

Tipp: Die Versicherungssumme sollte beim Drei- bis Fünffachen des Bruttojahreseinkommens liegen, raten die Experten der Zeitschrift "Finanztest". Die Summe kann jedoch im Lauf der Versicherungszeit angepasst werden, wenn der Bedarf sich ändert.

Wer seinen Beruf wegen einer Erkrankung langfristig nicht mehr ausüben kann, dem bricht das Geld für den Lebensunterhalt weg. Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) springt dann ein.

Aus Sicht von Experten handelt es sich um die wichtigste Versicherung neben der Kranken- und Haftpflichtversicherung. Denn sie sichert ein existenzielles Risiko ab. Jeder Mensch, der von seiner Arbeit lebt, sollte eine BU haben, rät der Bund der Versicherten.

Das Risiko, berufsunfähig zu werden, wird häufig unterschätzt. Dabei trifft es jeden Vierten. Der Anteil psychischer Erkrankungen hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Mittlerweile sind sie der häufigste Grund für eine anerkannte Berufsunfähigkeit.

Ob und zu welchen Bedingungen man die Versicherung bekommt, hängt von ganz vielen Faktoren ab. Der Gesundheitszustand ist besonders wichtig. Menschen mit schweren Erkrankungen können abgelehnt werden.

Bei chronischen Erkrankungen können unabhängige Versicherungsberater eine anonymisierte Voranfrage stellen. Damit lässt sich herausfinden, welche Gesellschaften den Versicherungsschutz zu welchen Konditionen anbieten würden - und ob überhaupt.

Merksatz: Je jünger und fitter Sie sind, umso günstiger bekommen Sie die Versicherung. Sie zahlen dann auch weniger Zuschläge.

Auch der Beruf spielt eine Rolle. Je größer die Belastung dort ist, umso höher fällt tendenziell der Versicherungsbeitrag aus.

Tipp: Schließen Sie eine BU so früh wie möglich ab.

Mit der Riester-Rente sollte die private Altersvorsorge in Deutschland gefördert werden. Der Staat unterstützt diesen Weg durch Zulagen, damit mehr Menschen fürs Alter vorsorgen.

Vom Prinzip her funktioniert die Riester-Rente wie eine private Rentenversicherung. Es gibt aber verschiedene Produkte, etwa auch Riester-Banksparpläne oder Riester-Fondsparpläne.

Auch hier gilt: Wegen hoher Kosten und des niedrigen Garantiezinses von nur noch 0,25 Prozent raten Verbraucherschützer von Neuverträgen ab. Wegen der Zulagen seien neue Abschlüsse allenfalls manchmal für Geringverdiener oder Familien mit vielen Kindern sinnvoll.

Ob Sparbuch, Tagesgeldkonto, private Rentenversicherung oder Kapitallebensversicherung: Diese Produkte sind für den langfristigen Vermögensaufbau nicht geeignet. Sie schaffen es nicht, die Inflation auszugleichen. Ihr Geld verliert also an Wert.

Eine bessere Möglichkeit ist das breit gestreute Investieren an der Börse mithilfe von börsengehandelten Indexfonds (ETF). Am besten richten Sie einen monatlichen ETF-Sparplan ein.

Der Aktienmarkt hat es im langfristigen Schnitt immer geschafft, die Inflationsrate zu schlagen. So hätte man mit einer Anlage in den breit gestreuten Aktienindex MSCI World eine historische Realrendite von rund 4 Prozent nach Abzug der Inflation erzielen können. Durch den Zinseszinseffekt kommt eine ordentliche Summe zusammen.

Ein paar Beispiele:

Sie legen mit 20 Jahren eine Summe von 10 000 Euro an und lassen das Geld für 45 Jahre liegen. Im Schnitt erzielen Sie im Idealfall eine Rendite von 7 Prozent (vor Abzug der Inflation). Mit 65 Jahren kommen Sie auf die stolze Summe von 210 025 Euro.

Nehmen wir die Zahlen aus dem ersten Beispiel und gehen jetzt noch davon aus, dass während der gesamten 45 Jahre monatlich 500 Euro investiert werden. Nun wächst das Gesamtvermögen auf 1 989 528 Euro, also fast auf zwei Millionen Euro.

Die Weichen frühzeitig gestellt: Wer sein Geld rechtzeitig anlegt, hat im Alter weniger Sorgen.

Die Weichen frühzeitig gestellt: Wer sein Geld rechtzeitig anlegt, hat im Alter weniger Sorgen. © Benjamin Nolte/dpa-tmn

Gut zu wissen: Der MSCI World bildet die Kursentwicklung von rund 1500 Aktien der größten börsennotierten Unternehmen aus 23 Industrieländern ab. Der MSCI All Country World und FTSE All-World umfasst zusätzlich noch rund 1300 Unternehmen der Schwellenländer.

So richten Sie einen ETF-Sparplan ein:

  1. Wertpapierdepot eröffnen: Das funktioniert über das Konto bei einer Direktbank mit am besten niedrigen Transaktionskosten.
  2. Sparrate festlegen: Überweisen Sie regelmäßig eine bestimmte Sparsumme per Dauerauftrag vom Girokonto auf das Direktbankkonto.
  3. Sparplan aufsetzen: Im Online-Banking wählen Sie einen günstigen ETF auf den besonders breit gestreuten MSCI All Country World oder FTSE All-World, den sie monatlich besparen wollen.

Einmal aufgesetzt, läuft alles automatisch. Sie können die Sparrate allerdings auch anpassen oder zwischenzeitlich aussetzen.

Den Menschen ist durchaus bewusst, dass sie sich auf die gesetzliche Rente allein nicht verlassen können. Und sie haben die Sorge, im Alter schlecht dazustehen. Das zeigt eine Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) von Februar 2023:

  • Fast die Hälfte (45 Prozent) der 30- bis 59-Jährigen fürchtet demnach, im Ruhestand finanziell schlecht aufgestellt zu sein. Drei Jahre zuvor waren es lediglich 30 Prozent.
  • Die jungen Leute sehen noch schwärzer: Unter den 18- bis 29-Jährigen befürchten 49 Prozent, dass es ihnen im Alter finanziell nicht gut gehen wird. 2020 waren es nur 20 Prozent.

Den meisten dürfte klar sein, dass sie privat vorsorgen sollten. Auch das zeigen die Ergebnisse der Umfrage:

  • Von den Befragten ab 50 Jahren, die noch nicht im Ruhestand sind, verfügen 44 Prozent über eine betriebliche Altersvorsorge.
  • 41 Prozent gaben an, eine private Zusatzversicherung zu haben.

Immer wieder zeigt sich: Die Deutschen sorgen zu großen Teilen mit Finanzprodukten fürs Alter vor, die nur wenige Zinsen abwerfen und langfristig nicht die Inflationsrate ausgleichen.

Das sind laut einer Umfrage des Verbands der Privaten Bausparkassen aus 2023 die beliebtesten Formen der Geldanlage in Deutschland:

  1. Sparen auf dem Girokonto (38 Prozent)
  2. Sparbuch bzw. Spareinlagen (33 Prozent)
  3. Immobilien (25 Prozent)
  4. Renten- und Kapitallebensversicherungen (24 Prozent)
  5. Bausparvertrag (23 Prozent)
  6. Investmentfonds (22 Prozent)
  7. Tagesgeldkonto (20 Prozent)
  8. Aktien (20 Prozent)
  9. Riester-Rente (17 Prozent)
  10. Festverzinsliche Wertpapiere (8 Prozent)