Wichtig für die Gesundheit

Tierärztin rät: So füttern Sie Ihren Hund oder Ihre Katze artgerecht

Jana Vogel

Volontärin Lokalredaktion Pegnitz

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22.10.2021, 09:34 Uhr
Zeit zum Fressen: Das perfekte Tierfutter gibt es nicht, aber man sollte gerade bei Hundewelpen doch einiges beachten.

© demanescale - stock.adobe.com Zeit zum Fressen: Das perfekte Tierfutter gibt es nicht, aber man sollte gerade bei Hundewelpen doch einiges beachten.

Ernährung ist der Schlüssel zur Gesundheit – das gilt für den Menschen ebenso wie für Hunde und Katzen. Wenn Tierbesitzer nicht darauf achten, was sie füttern, hat das für ihre Lieblinge Konsequenzen. "Wir haben Hunde mit metabolischem Syndrom, fettleibige Katzen, Diabetes, Nierenerkrankungen und Leberleiden. Die ganze Palette an Wohlstandserkrankungen haben wir auch beim Tier", berichtet Antonia Körber. Die Tierärztin berät seit Jahren in ihrer Praxis in Stegaurach Haustierbesitzer zu Ernährungsfragen und weiß, worauf es zu achten gilt.

Qualität hat ihren Preis, dieser altbekannte Spruch ist nicht immer zutreffend, beim Tierfutter aber umso mehr. "Wenn ich beim Discounter einen Sack Futter für fünf Euro kaufe, muss ich mir darüber im Klaren sein, dass das Design wertiger ist als der Inhalt", betont Antonia Körber. Man müsse nur den Preis mancher Futtermischungen mit den Preisen in der Metzgerei vergleichen, um zu wissen, dass darin kein Fleisch enthalten sein könne, sagt sie.

Stattdessen enthalten diese einen hohen Anteil tierischer Nebenprodukte, von Knochen geschabte Fleischreste oder sogar Kleie oder Abfallprodukte aus der Getreideproduktion, weil dies günstiger ist. "Das Futtermittelrecht in Deutschland ist sehr lasch", erklärt Körber.

Allerdings ist nicht jedes Trockenfutter auf dem Markt schlecht. Ab etwa 45 bis 50 Euro für einen Sack mit zehn Kilogramm könne man gutes Futter aus echtem Fleisch bekommen, schätzt die Tierärztin. Für Verbraucher ist der Unterschied abseits des Preises nicht immer leicht zu erkennen.

Ein guter Indikator ist es aber, wenn auf der Rückseite der Packung möglichst detailliert beschrieben wird, was genau enthalten ist. Darunter sollten möglichst wenige sogenannte "tierische Nebenprodukte" sein. Zudem kann man auch die Prozentangaben der angegebenen Zutaten zusammenrechnen. Wenn 50 Prozent unklar bleiben, ist das nicht unbedingt vertrauenswürdig.

Eine Frage der Abwechslung?

Rind und Lachs, Geflügel und Krabben, Krokodil und Süßkartoffel: Die Palette an Futtersorten ist größer als so manche Speisekarte. "Alles völliger Quatsch", sagt Körber: "Ein Hund verlangt nach Abwechslung, weil er es gewöhnt ist." Solange Qualität und Ration stimmen, ist eine einzige Sorte Futter ihr zufolge ausreichend, auch für Katzen, die "ihre Halter gerne mal an der Nase herumführen."

Wichtiger ist es, das Futter dem Alter und der Gesundheit des Tieres anzupassen. Etwa fünf bis sechs Monate lang sollte man beispielsweise Welpenfutter geben und dann langsam umstellen, empfiehlt die Tierärztin. Bei alten und weniger aktiven Tieren müsse geprüft werden, ob irgendwann auch eine niedrigere Energiedichte reicht.

Hunde können auch eine gewisse Menge Kohlenhydrate oder Obst verdauen, pflanzliche Produkte, die sie sonst mittelbar über den Mageninhalt ihrer Beutetiere zu sich nehmen würden. Der Vitamine wegen ist es durchaus sinnvoll, ihnen Gemüse zu geben. Auch Getreide, sofern es nicht nur dessen Abfallstoffe sind, hat viele gute Inhaltsstoffe. Katzen haben dagegen völlig andere Enzyme und verdauen nur Fleisch, für sie ist Abwechslung fehl am Platz.

Vorsicht bei der Rohfütterung

Biologisch artgerechte Rohfütterung (BARF) wird von vielen Hundehaltern propagiert, von vielen Tierärzten dagegen abgelehnt. "Ich sehe es oft, dass Leute denken, sie bereiten fünfmal die Woche Fleisch zu, und dann ist ihr Hund gut ernährt", stellt auch Körber fest. Tatsächlich aber kann man beim "barfen" vieles falsch machen. Oft bleibt die Versorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen auf der Strecke. Ein falsches Calcium-Phosphor-Verhältnis kann aber beispielsweise zu Knochen- und Wachstumsproblemen führen.

Hinzu kommt die Frage, ob das eigene Tier die Umstellung überhaupt verträgt. "Jeder Darm hat sich an etwas angepasst, so auch beim Hund", erklärt Körber. "Wenn er ein Leben lang Trockenfutter gegessen hat, kann der Darm mit rohem Fleisch nichts anfangen." Einige Tiere bekämen deswegen sogar blutigen Durchfall.

Dieser Kritik zum Trotz lehnt sie die Methode BARF nicht komplett ab: "Für viele Hunde ist Rohfütterung heilsam, beispielsweise wenn sie viele Unverträglichkeiten und Allergien haben." Dann sei es aber unbedingt notwendig, mit einem Experten darüber zu sprechen und sich eine individuell angepasste Ration berechnen zu lassen, die alle Nährstoffe enthält. Zudem solle man sein Tier vorsichtig daran gewöhnen, man könne beispielsweise erst mal frisches Fleisch selbst kochen.

Nur bei einer Gruppe von Hundebesitzern rät sie strikt von BARF ab: Schwangere und Familien mit sehr kleinen Kindern. Der Grund: Rohfleisch ist oft bakteriell kontaminiert, Geflügel oft mit Salmonellen belastet. Diese können leicht für den Menschen gefährlich werden. Durch rohes Schweinefleisch kann zudem der Erreger der Aujeszkyschen Krankheit übertragen werden, erklärt die Bundestierärztekammer. Diese verläuft für Hunde tödlich. Wer dennoch auf BARF umsteigen will, sollte daher auf andere Fleischsorten zurückgreifen.

Vegetarismus bei Hund und Katze

Beim Menschen werden Vegetarismus und Veganismus zunehmend beliebt, so sehr, dass manche auch ihre Haustiere einbeziehen wollen. "Bei einer Katze würde ich klar nein sagen, das finde ich an sich artenwidrig", sagt Antonia Körber. Schließlich sei die Katze ausschließlich Fleischfresser. Ähnlich sieht es der Deutsche Tierschutzbund: Während vegetarische Ernährung nur unter sehr hohen Anforderungen möglich sei, hätten Studien bei veganer Ernährung von Katzen klare Mangelerscheinungen aufgezeigt.

Beim Hund ist es dagegen möglich, ihn vegetarisch zu ernähren. "In der Regel ist bei gesunden, erwachsenen Hunden gegen eine lacto-ovo-vegetarische Ernährung nichts einzuwenden", schreibt der Deutsche Tierschutzbund auf seiner Webseite. Allerdings müsse man hier genau darauf achten, dass die richtige Ration wissenschaftlich berechnet würde. Viele vegetarische Alleinfuttermittel im Handel wiesen Studien zufolge keine ausgewogene Zusammensetzung auf.

Grundsätzlich sollte man auch beim Hund bedenken, dass dieser ein Fleischfresser sei, meint Körber. Manchmal könne die Umstellung aber sinnvoll sein, beispielsweise wenn ein Tier unter Leishmaniose leidet und purinarme Nahrung benötigt, oder bei einer Nierenerkrankung, bei der eiweißarme Kost angesagt ist.