Neue Recherche
"Bumsen, belügen, wegwerfen": Reschke teilt gegen Julian Reichelt aus
Volontärin
In der dritten Folge von "Reschke Fernsehen" in der ARD geht es um Julian Reichelt und seinen Umgang mit Praktikantinnen, Volontärinnen und Redakteurinnen. Der damalige Chefredakteur des Boulevard-Blatts wurde im Oktober 2021 bei BILD rausgeworfen. Grund dafür seien Sexismus, Affären und das Ausnutzen seiner Machtposition gewesen.
Das Team von "Reschke Fernsehen" erzählt nicht einfach die Causa Reichelt nach, sondern berichtet von neuen Recherchen. Nach eigenen Angaben habe die Redaktion mit "50 Beteiligten aus dem Umfeld von Julian Reichelt und dem Springer-Konzern" Kontakt gehabt. Darunter seien Berufsanfänger und Berufsanfängerinnen sowie Führungskräfte: Männer und vor allem Frauen, die beschreiben, wie sie von "Reichelts systematischem Machtmissbrauch betroffen waren" oder diesen mitbekommen haben. Öffentlich zeigen wollten sie sich nicht.
In der Sendung werden Aussagen der Quellen stattdessen nacherzählt. Eine weibliche Stimme sagt: "Julian Reichelt ist unberechenbar. Ich möchte anonym bleiben, weil ich Angst vor Rache habe." Eine weitere: "Das Machtnetzwerk von Springer reicht weit über den Konzern hinaus". Reschke sagt, es sei nicht feige, öffentlich darüber zu sprechen, sondern nur folgerichtig. Sie verweist auf die MeToo-Bewegung in Deutschland, die Anfang 2018 dazu geführt hat, dass Frauen öffentlich von sexuellen Belästigungen gesprochen haben, die ihnen widerfahren sind.
Praktikantinnen und Volontärinnen betroffen
Eine Frau, die Volontärin beim Springer-Verlag gewesen sein soll, erzählt wie Reichelt sie umworben habe und von Komplimenten über ihr Talent überhäuft wurde. Eine andere Person berichtet von anzüglichen und übergriffigen Nachrichten von Reichelt. Während der Sendung werden immer wieder Nachrichten eingeblendet, die der Ex-Chefredakteur Mitarbeiterinnen geschrieben haben soll. Eine lautet: "Weil ne dumme Affäre wie du es nicht besser verdient hat, ganz einfach: Bumsen, belügen, wegwerfen." Oft soll es Praktikantinnen und Volontärinnen getroffen haben.
Reschke kritisiert den Umgang der Causa Reichelt im Springer-Verlag. Eine Quelle sagte dem Reschke-Team gegenüber, sie hätte bereits im Herbst 2019 in einem Brief von Julian Reichelts Affären erzählt und ihn in den anonymen Briefkasten von Springer eingeworfen.