Aldi will bis 2025 vollständig auf Fleisch von Rind, Schwein, Hähnchen und Pute aus der Haltungsform 1 verzichten. Ein Jahr später soll dann ein Drittel des Frischfleisch-Umsatzes aus den Stufen 3 und 4 kommen, derzeit sind es 12 bis 13 Prozent. Ab 2030 will Aldi kein Fleisch der beiden unteren Haltungsstufen mehr verkaufen.
Planungssicherheit für Produzenten
Mit diesem Zeitplan gebe Aldi "Landwirten und Verarbeitern über Jahre hinaus Planungssicherheit", sagte Aldi-Nord-Manager Tobias Heinbockel. Aldi Nord und Süd haben nach eigenen Angaben einen Marktanteil von rund 24 Prozent am SB-Fleisch.
Aldi sieht sich als Vorreiter bei der Umstellung der Haltungsformen. In einer Reaktion auf die Aldi-Ankündigung teilte die Handelskette Rewe mit, sie strebe an, in den Supermärkten und bei der Discount-Tochter Penny bis Ende 2030 "im gesamten Eigenmarken-Frischfleischsortiment (Schwein, Rind und Geflügel) ausschließlich Haltungsformstufe 3 und 4 anzubieten". Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka plant, "kurzfristig auf die Haltungsstufe 1 und längerfristig auf die Haltungsstufe 2 bei Frischfleisch zu verzichten". Die konkreten Ziele will Edeka "aus Wettbewerbsgründen aktuell noch nicht nennen".
Kosten für das Fleisch noch offen
Wie viel Aldi-Kundinnen und -Kunden künftig mehr für das Fleisch bezahlen müssen, ließen die Unternehmen offen. Die Umstellung könne "natürlich nicht auf dem Preisniveau von Haltungsstufe 1 und 2" erfolgen, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Entwicklung nach 2025 lasse sich heute noch nicht prognostizieren. Aldi werde den Haltungswechsel aber "nicht auf den Rücken der Landwirte" austragen.
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Der Deutsche Bauernverband reagierte zurückhaltend auf die Ankündigung von Aldi. "Die Haltungsstufen 3 und 4 sind aktuell eine absolute Marktnische", sagte Präsident Joachim Ruckwied. Aber offensichtlich sei der Lebensmitteleinzelhandel nun bereit, "im Einkauf erhebliche Summen aufzuwenden, um mehr Tierwohl angemessen zu honorieren".
Ohne ein einfacheres Baurecht für Ställe "dürfte aus dieser Idee ohnehin nichts werden", betonte Ruckwied. Die Landwirte müssen viel Geld in den Um- und Neubau von Ställen investieren und klagen über lange Genehmigungsverfahren. Anfang der Woche hatte sich die Große Koalition auf Erleichterungen beim Umbau von Ställen für eine bessere Tierhaltung verständigt.
Lob kommt von Umwelt- und Tierschützern
Lob erhielt Aldi von Umwelt- und Tierschützern. "Aldis Ankündigung ist ein Meilenstein, der der ganzen Branche zeigt, wo es hingehen muss", kommentiert Stephanie Töwe, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace. "Aldi zeigt der Politik, wohin die Reise gehen sollte", sagte der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder. Entscheidend sei, dass andere Handelsunternehmen dem Schritt von Aldi folgen. Dagegen kritisierte Foodwatch, Aldi gaukele "den Menschen vor, mit dem Kauf von Produkten der Haltungsstufen 3 und 4 das Leben der Tiere nachhaltig verbessern zu können".
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Die bayerische Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) rief die Bürger auf, Mehraufwendungen der Bauern an der Ladentheke zu honorieren. "Dass Aldi Billigfleisch den Kampf angesagt hat, ist ein gutes und wichtiges Signal." Letztlich entschieden aber die Verbraucherinnen und Verbraucher über die Art der Produktion und das Tierwohl. Bislang ist das Angebot an Fleisch der höheren Stufen 3 und 4 gering. Nur 13 Prozent des gekennzeichneten Fleisches stamme aus diesen Haltungsformen, hatten die Verbraucherzentralen im vergangenen Jahr bei einem bundesweiten Marktcheck festgestellt.
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Die Grünen warfen der Union Blockade vor. "Der Lebensmitteleinzelhandel ist den Zielen der CDU/CSU inzwischen weit voraus", kommentierten die Ernährungs- und Agrarsprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Renate Künast und Friedrich Ostendorff, den Schritt von Aldi. "Niedrige Haltungsstandards werden mittelfristig ausgelistet und haben keine Zukunft."