Bahn: Neue Milliarden für mehr Pünktlichkeit

Arno Stoffels

Reporter-Team

E-Mail zur Autorenseite

20.11.2018, 21:28 Uhr

Zwar seien die wirtschaftlichen und auch politischen Rahmenbedingungen günstig wie nie für das System Schiene. Die Bahn als letzter großer Staatskonzern profitiere davon aber kaum und hat auf allen Ebenen mit Kapazitätsengpässen zu kämpfen. Nach außen hin am sichtbarsten wird das beim Dauer-Reizthema Pünktlichkeit.

Im Oktober waren nur 71,8 Prozent der ICE, IC und Eurocity nach Fahrplan unterwegs, was nach Definition der DB ohnehin nur heißt, dass die Abweichung nicht mehr als sechs Minuten beträgt. Mit Juli ist das der schwächste Wert des Jahres. Dabei sah bereits das von Ex-Bahnchef Rüdiger Grube im Jahr 2015 aufgelegte Sanierungsprogramm "Zukunft Bahn" für 2018 eine 82-prozentigen Pünktlichkeit vor.

Die Deutsche Bahn braucht Investoren

Genützt hat es wenig. Lutz schrieb Anfang September selber In einem Brief an die Führungskräfte,  dass die Leistung der Bahn am Boden ist. "Das gilt gleichermaßen für Wirtschaftlichkeit, Qualität und Pünktlichkeit", heißt es darin. Nun aber geht es laut Lutz darum, "die Bahn in diesem Land besser zu machen und den Eigentümer dabei an seiner Seite zu wissen". Kurz: Es geht um zusätzliches Geld für mehr Investitionen, dass die DB aber nicht mehr aus eigener Kraft erwirtschaften kann.  


Warum die Bahn bei Problemen ihre Kunden stehen lässt


Die Schienengüter-Sparte DB Cargo kommt seit Jahren nicht aus der Krise und aus den tiefroten Zahlen. Es fehlen Kapazitäten, permanent muss Kunden abgesagt werden, weil beispielsweise Lokführer und Loks fehlen oder es an den Rangierbahnhöfen klemmt. Der Investitionsrückstau im Schienennetz ist mit über 30 Milliarden Euro immer noch riesig, dringend müssen Engpässe beseitigt werden. Gleichzeitig sind viele weitere Milliarden Euro nötig, um wenigstens die Magistralen digital mit der neuen Leit- und Sicherungstechnik ETCS aufzurüsten, damit Züge in geringerem Abstand hintereinander fahren können.  

Mehr Personal ist dringend erforderlich

Das alles bedeutet aber auch mehr Baustellen, was sich auf die Pünktlichkeit auswirkt. Bis hier Besserung eintritt, "wird mehr Zeit vergehen, als wir uns das selber gedacht haben", so Lutz. Auf eine weitere Präzisierung verzichtet er.  Dazu kommen hohe Investitionen in neue Fahrzeuge und ohne Personal läuft gar nichts. 24 000 neue Mitarbeiter braucht die DB allein in diesem Jahr. Und dann wäre da ja noch die Verschuldung, die  Mitte des Jahres bei 19,7 Milliarden Euro lag, was unter anderem mit dem einst politisch verordneten Tiefbahnhof-Abenteuer "Stuttgart 21" zusammenhängt.

Wer am Ende mehr Geld im Kampf gegen die Krise in die Hand nimmt, ob der Bund sich auf eine weitere Kapitalerhöhung einlässt, die DB ihre Auslandstochter Arriva oder den Logistiker Schenker teilprivatisiert oder mit Billigung des Bundes noch mehr Schulden machen darf, sagen Lutz und Scheuer nicht. Man wolle dem Aufsichtsrat nicht vorgreifen, erklären beide. Der beschäftigt sich am Donnerstag und Freitag mit der Lage des Konzerns. Erst nach der Sondersitzung würde auch über den Finanzbedarf gesprochen, heißt es. Blankoschecks will der Bund laut Scheuer aber nicht ausstellen.  "Wir wollen viel fördern, aber auch viel fordern". Erste Verbesserungen für die Fahrgäste will er schon im ersten Halbjahr 2019 sehen.

Verwandte Themen


3 Kommentare