Bilanz: Handelskonflikte dämpfen deutschen Export

dpa

7.2.2020, 14:10 Uhr

Die Abkühlung der Weltwirtschaft und globale Handelskonflikte haben kräftige Schrammen in der deutschen Exportbilanz 2019 hinterlassen. Zwar stieg die Warenausfuhr auf den Rekordwert von 1327,6 Milliarden Euro. Doch der Zuwachs fiel mit 0,8 Prozent wesentlich schwächer aus als in den beiden Vorjahren, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Damals hatte es noch ein Plus von 3 Prozent beziehungsweise 6,2 Prozent gegeben.

Zwar gab es einen Lichtblick zum Jahresende 2019: Die Ausfuhren stiegen im Dezember insgesamt um 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die deutsche Wirtschaft erwartet aber vorerst keine durchgreifende Erholung.

"Mit der konjunkturellen Eintrübung, dem Brexit und nun der Ausbreitung des Coronavirus haben wir weitere Herausforderungen, die es in diesem Jahr zu meistern gilt", erläuterte Holger Bingmann, Präsident des Außenhandelsverbandes BGA. Mit der Bilanz des vergangenen Jahres zeigte er sich angesichts politischer und wirtschaftlicher Turbulenzen zufrieden. Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie sieht anhaltend hohe Risiken für den Außenhandel. "Wir rechnen mit Auswirkungen auf das Wachstum in China", sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang mit Blick auf die Ausbreitung der neuartigen Lungenkrankheit.

Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist ein wichtiger Absatzmarkt. Im vergangenen Jahr war China nach den USA und Frankreich den vorläufigen Daten der Wiesbadener Behörde zufolge der drittgrößte Einzelmarkt für Waren "Made in Germany". Die Exporte in das Land stiegen um 3,2 Prozent auf rund 96 Milliarden Euro.

Stärker als die Ausfuhren legten im Gesamtjahr die Importe zu. Deutschland führte Waren im Wert von 1104,1 Milliarden Euro ein, 1,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dadurch verringerte sich der Überschuss im Handel mit anderen Ländern auf 223,6 Milliarden Euro (2018: 228,7 Mrd). Der Überschuss der Leistungsbilanz, die unter anderem auch Dienstleistungen umfasst, stieg nach vorläufigen Berechnungen der Bundesbank dagegen auf 266,2 Milliarden Euro (2018: 246,0 Mrd.) Der Überschuss Deutschlands sorgt bei Handelspartnern immer wieder für Kritik, insbesondere bei US-Präsident Donald Trump.

Die globalen Unsicherheiten bleiben nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) auch 2020 bestehen. So herrscht trotz der Teileinigung zwischen den USA und China beispielsweise an der Handelsfront noch keine Ruhe. Trump hatte der Europäischen Union jüngst erneut mit der Einführung von Strafzöllen auf Autoimporte gedroht, falls sich die EU und die USA nicht auf ein Handelsabkommen verständigen könnten.

Die Unsicherheiten hinterlassen auch deutliche Spuren bei der Industrieproduktion. Kunden halten sich mit Bestellungen zurück. Gehen weniger Aufträge ein und sind alte Orders abgearbeitet, fahren Unternehmen die Produktion herunter. Im Dezember verringerte sich die Gesamtherstellung deutlich um 3,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Es war der stärkste Rückgang seit Anfang 2009, als die Produktion infolge der Finanzkrise weggebrochen war. Gegenüber dem Vorjahresmonat fiel die Herstellung um 6,8 Prozent. Dies zeigt nach Einschätzung des BayernLB-Experten Stefan Kipar, "dass die konjunkturelle Schwächephase noch nicht vorbei ist."

Einige Ökonomen rechnen damit, dass Europas größte Volkswirtschaft im vierten Quartal nicht mehr gewachsen ist. Vorläufige Daten will das Statistische Bundesamt kommenden Freitag (14.2) veröffentlichen. Zuletzt war die Behörde in einer ersten Schätzung von einem "geringfügigen" Anstieg ausgegangen. Auch vom Start ins laufende Jahr erwarten Volkswirte keine durchgreifende Besserung. Die Erholung in der deutschen Industrie dürfte länger auf sich warten lassen und das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2020 "kaum mehr als stagnieren", sagte der Konjunkturchef des Instituts für Weltwirtschaft, Stefan Kooths.

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