Für dreistelligen Millionen-Betrag

China-Konzern übernimmt Mehrheit an Leoni - Fränkischer Standort zu 100 Prozent betroffen

Johanna Mielich

Online-Redaktion

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20.9.2024, 11:11 Uhr
Während im Gesamtkonzern des Autozulieferers Leoni nur Teile betroffen sind, trifft es das Kabelgeschäft am Standort Roth zu 100 Prozent.

© Marco Frömter/VNP Während im Gesamtkonzern des Autozulieferers Leoni nur Teile betroffen sind, trifft es das Kabelgeschäft am Standort Roth zu 100 Prozent.

Der österreichische Unternehmer Stefan Pierer verkauft die Mehrheit an dem erst im vergangenen Jahr erworbenen Nürnberger Kabel- und Bordnetzspezialisten Leoni nach China. 50,1 Prozent der Anteile an der Leoni AG sollen an den Elektronik-Zulieferer Luxshare gehen, teilte Leoni mit. Eine entsprechende Vereinbarung sei unterzeichnet worden.

Die Vereinbarung habe einen "mittleren dreistelligen Millionenwert", sagte ein Leoni-Sprecher. Die Kabelsparte von Leoni gehe zudem zu 100 Prozent an ein Joint-Venture unter Führung von Luxshare. Die Wettbewerbsbehörden müssen noch zustimmen.

Leoni-Standort in Roth zu 100 Prozent betroffen

Auch die fränkischen Standorte sind von dem mehrheitlichen Verkauf betroffen: 50,1 Prozent der Anteile des Standorts in Nürnberg, welcher zur Leoni AG gehört, werden künftig von Luxshare gehalten, 49,9 Prozent von Stefan Pierer. Das Kabelgeschäft des Autozulieferers, die Division Automotive Cable Solutions (ACS) am Rother Standort, wird dagegen zu 100 Prozent in eine Tochtergesellschaft von Luxshare überführt - nämlich in die Time Interconnect Gruppe, wie Leoni-Pressesprecher Gregor le Claire gegenüber unserer Redaktion mitteilte.

Alle Mitarbeitenden seien zum Tag der Unterzeichnung über die strategische Partnerschaft informiert worden. Das sei über verschiedene Kanäle, beispielsweise ein Informationsschreiben des Vorstandsvorsitzenden der Leoni AG, Videobotschaften der beteiligten Partner oder dem Intranet passiert, sodass man möglichst alle erreiche. Am Mittwoch stellten sich am Standort Roth dann auch Vertreter der TIME Interconnect Gruppe den Beschäftigten direkt vor, so der Sprecher weiter.

Auf die Frage, wie es am Standort Roth künftig weitergeht, konnte er noch keine Auskunft geben. Nach der getroffenen Vereinbarung gebe es noch keine Beschlüsse, einzelne Standorte betreffend, heißt es.

TIME Interconnect habe aber in Roth die Aussage aus der Pressemitteilung bekräftigt, dass sie künftig die gesamte ACS – also eben unter anderem auch Roth – als führenden unabhängigen Anbieter von Automobilkabeln positionieren wollen.

Unternehmen war ins Schlingern geraten

Der österreichische Unternehmer Stefan Pierer war vor einem Jahr Alleineigentümer des angeschlagenen Nürnberger Autozulieferers geworden. Die Anteilsscheine der Altaktionäre wurden im Zuge einer spektakulären Rettungsaktion auf Null gesetzt, das Unternehmen von der Börse genommen, um eine Insolvenz zu vermeiden. Pierer hatte eine Kapitalspritze in Höhe von 150 Millionen Euro eingebracht.

Aktionärsschützer hatten den Schritt scharf kritisiert. Er war aus Sicht des Unternehmens nötig geworden, nachdem der damals zum Schuldenabbau geplante Verkauf der Kabelsparte an einen thailändischen Investor überraschend geplatzt war.

Leoni beschäftigt weltweit rund 95.000 Mitarbeiter und hatte im vergangenen Jahr einen Umsatz in Höhe von rund 5,46 Milliarden Euro erzielt. Der Kabel- und Bordnetzspezialist hatte im Zuge seiner internationalen Expansion Schulden angehäuft und war dann in Folge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs ins Schlingern geraten.