Debatte ums Einfamilienhaus: Kommunen sind am Zug

Verena Litz

Leiterin Redaktion Politik und Wirtschaft

E-Mail zur Autorenseite

15.2.2021, 16:16 Uhr
Ein Haus im Grünen - davon träumen viele Menschen.

© imago stock&people, NNZ Ein Haus im Grünen - davon träumen viele Menschen.

Wie und wo wollen wir wohnen – und was können wir uns als Gesellschaft leisten, auch mit Blick auf die Umwelt? Diese wichtigen Fragen stehen nicht erst seit gestern im Raum. Dass die Zahl der Sozialwohnungen massiv in den Keller gegangen ist, das ist eine seit Jahren bekannte Malaise – und die Politik tut mindestens ebenso lange zu wenig wirklich Hilfreiches dagegen.

Knackpunkt teurer Baugrund

Ebenfalls kein Geheimnis ist, dass Neubau insbesondere in den wirtschaftlich starken, attraktiven Städten und Ballungsräumen eine kostspielige Angelegenheit ist: Baugrund ist knapp und teuer, die mannigfaltigen gesetzlichen Vorgaben, die technischen Standards, aber auch die Erwartungen der Menschen an ihre Bleibe machen das, was viele Menschen unter „bezahlbarem“ Bauen verstehen, schier unmöglich. Die Folge: Vielerorts brennen die Mieten tiefe Löcher in die Geldbeutel der Bürger, immer mehr können sich ihre Wohnung nicht mehr leisten. Und nicht wenige finden dort, wo sie leben möchten, schlicht und einfach nichts, was zu ihren finanziellen Möglichkeiten passt.


Teures Wohnen in Nürnberg: Hohe Mieten sind nur fair


Damit kein Missverständnis aufkommt: Dass sich nicht jeder alles leisten, nicht jeder seinen persönlichen Wohntraum auch verwirklichen kann, ist klar – die Penthouse-Wohnung in München ist für die allerwenigsten erschwinglich. Wenn allerdings immer mehr Bevölkerungsgruppen durchs Raster fallen, dann ist Feuer unter dem Dach. Wohnen in der Stadt darf nicht zum Luxus mutieren, den sich nur noch Besserverdiener und gut Betuchte leisten können. Diese Entwicklung birgt sozialen Sprengstoff.

Viele Politikerinnen und Politiker sind sich der Problematik bewusst. Bei den Lösungsansätzen gibt es allerdings noch reichlich Luft nach oben. Im Klartext: Der Staat muss deutlich mehr Geld in die Hand nehmen, um günstigen Wohnraum zu schaffen, und verstärkt Anreize für Investoren schaffen. Richtig, auch das ist keine neue Erkenntnis. Passiert ist allerdings noch viel zu wenig.

Nachverdichtung und "Nimby"-Effekt

Um die Lage am Wohnungsmarkt zu entspannen, hilft nur: bauen. Womit wir beim Thema Nachverdichtung sind. Ja, in den Städten hierzulande gibt es dazu etliche Möglichkeiten, zum Beispiel durch Aufstockung von Gebäuden und Schließen von Baulücken. Ein Selbstläufer sind solche Maßnahmen allerdings nicht: Nicht jedem gefällt es, wenn das Nachbargebäude plötzlich höher wird oder Freiflächen bebaut werden.

Der Nimby-Effekt ist ein großer Stolperstein. Die englische Abkürzung „Nimby“ steht für „Not in my backyard“, zu Deutsch: Nicht in meinem Hinterhof, und beschreibt das Phänomen, dass Veränderungen vor der eigenen Haustüre oft abgelehnt werden.

Aktuell hat die Diskussion, wie und wo gebaut werden soll, wieder Fahrt aufgenommen. Und ja, die Frage des Flächenverbrauchs stellt sich in diesem Zusammenhang natürlich auch. Einfamilienhäuser dabei per se als Umweltsünde zu schmähen, ist aber der falsche Weg.

Auch, weil nicht wenige Kommunen jenseits der Städte strukturierten Zuzug durchaus gut gebrauchen können – die Betonung liegt auf „strukturiert“. Genau das jedoch haben die Verantwortlichen vor Ort mit den Bebauungsplänen in der Hand. Zersiedelte Landschaften braucht wirklich niemand.

18 Kommentare