1,2 Milliarden Euro Verlust

Deutsche Bahn AG in Schieflage: Reisende und Mitarbeitende sind frustriert

Minh Anh Nguyen

Online-Redaktion

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5.8.2024, 11:37 Uhr
Das Logo der Deutschen Bahn DB.

© Sina Schuldt/dpa Das Logo der Deutschen Bahn DB.

Die Probleme bei der Bahn machte sich im vergangenen Halbjahr auch bei der Zahl der Reisenden deutlich. Nach Streiks, Extremwettern, Baustellen und schlechter Pünktlichkeitsrate verzeichnet der Konzern im Fernverkehr ein Minus an Fahrgästen von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Unterm Stricht ergibt dies nach Zinsen und Ertragssteuern ein Verlust von 1,2 Milliarden Euro, erklärt der Konzern in einer Pressemitteilung.

Die Deutsche Bahn setzt aus diesem Grund vor allem in der Verwaltung Maßnahmen fort zur Kostensenkung und Verbesserung der Effizienz. Gegenüber der "Deutschen Presse Agentur" (dpa) erklärt Finanzvorstand Levin Holle Ende Juli, dass folgend auch beim Personal gespart werden soll: "Wir wollen in den nächsten fünf Jahren den Personalbedarf um etwa 30.000 Vollzeitpersonale reduzieren".

EVG schlägt Alarm

Laut Bahngewerkschaft EVG bleibt es aber nicht nur bei der Kürzung auf Verwaltungsebene, auch der Personaleinsatz in den Zügen soll sich ändern. Die Gewerkschaft erklärt in einer Pressemitteilung, dass die DB Fernverkehr AG plant, zukünftig nur noch eine Zugchefin beziehungsweise -chef sowie eine Zugbegleiterin beziehungsweise -begleiter pro Zug einzuteilen. "Unabhängig von Faktoren wie Auslastung oder Wagenzahl".

Beim längsten Zug der AG, dem ICE 4, wären dann zwei Mitarbeitende für bis zu 900 Reisende zuständig. Diese müssten das Fahrgeld sichern und gegebenenfalls die erste Klasse gastronomisch am Platz versorgen. "Dies ist nicht nur aus Sicherheitsaspekten fragwürdig, auch der Service am Kunden bleibt zwangsläufig auf der Strecke", erklärt die Gewerkschaft.

Das Konzept sei nach Informationen der EVG noch nicht beschlossen, ist entgegen der aktuellen Stimmung aber wohl eher kontraproduktiv. Nicht nur Reisende beschweren sich über das DB-Klima, auch Mitarbeitende klagen über Stress und die aktuelle Infrastruktur. Die "Süddeutsche Zeitung" zitiert jüngst einen internen Chat zwischen Bahn-Mitarbeitenden. Diese schreiben, dass das, was die Bahn abliefert, "an Peinlichkeit nicht zu überbieten" sei. "Man möge mir meine Wortwahl verzeihen, nicht an einem einzigen Tag läuft hier irgendwas... es ist nur noch zum K*****", zitiert die Zeitung aus dem Chat.

Weselsky: Maßnahmen werden folgenlos bleiben

Im privaten Austausch beschweren sich die Mitarbeiter über wenig Personal, bereitgestellte ICE mit kaputten Klimaanlagen sowie fehlende Gastro-Lieferungen. "Ich finde, es wird jeden Tag schlimmer und man ist immer mit weniger Personal auf den Zügen", schreibt eine Person.

Auch Gewerkschaft GDL äußert sich zu der jüngsten Halbjahresbilanz und vermutet, dass die Reduzierung des aktuellen Personalbedarfs den gesamten operativen Bereich des Bahnbetriebs betreffen wird. "Die Aussage `vor allem in der Verwaltung` ist bloße Augenwischerei und wird wie früher folgenlos bleiben, ebenso wie die Verbesserung von Verlässlichkeit und Betriebsqualität bei der DB", so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky.

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