Diehl: Betriebsrat fürchtet schleichende Verlagerung ins Ausland
23.2.2021, 12:02 Uhr"Uns ist klar, dass die gesamte Luftfahrtbranche derzeit eine Durststrecke erlebt", sagt Dieter Kramer, Betriebsratsvorsitzender von Diehl Aviation in Laupheim. "Aber wir haben den Eindruck, dass Corona ein Stück weit ausgenutzt wird, um andere wirtschaftliche Interessen durchzusetzen." Auch Petra Wassermann von der IG Metall ist alarmiert ob der Ankündigungen seitens des Unternehmens. Demnach plane der in Nürnberg beheimatete Konzern, seinen bereits in Ungarn bestehenden Produktionsstandort um eine weitere Halle und damit enorme Produktionskapazitäten auszubauen - die dann in Deutschland wegfallen.
Vor dem Hintergrund angekündigter Stellenstreichungen, die nicht nur den Hauptstandort des auf Luftfahrt spezialisierten Teilkonzerns Diehl-Aviation in Laupheim, sondern auch den ihm zugehörigen Bereich Aerospace aus der Nürnberger Donaustraße treffen werden, höchstproblematisch, so die Arbeitnehmervertreter. Klar ist bisher: Von den rund 4900 Mitarbeitern im Teilkonzern Aviation müssen 1400 Beschäftigte gehen. Ein großer Teil davon in Laupheim, 200 in Summe an den Standorten Nürnberg, Frankfurt und Überlingen, die gemeinsam derzeit noch 1000 Mitarbeiter zählen. Konkrete Details speziell für den Standort Donaustraße sind bisher nicht bekannt. Der Stellenabbau soll möglichst sozialverträglich ablaufen, wie es vom Unternehmen heißt. Allerdings könnten auch Kündigungen nicht ausgeschlossen werden.
"Nicht kurzfristig auf den Cent achten"
Was für Aviation-Sprecher David Voskuhl die Folge langfristiger Planungen ist, die "gänzlich unabhängig vom den corona-bedingten Stellenstreichungen stattfindet", schürt bei den Arbeitnehmervertretern die Befürchtung einer "Abwärtsspirale für den hiesigen Produktionsstandort", wie es Wassermann formuliert.
"Dass in Ungarn groß geplant wird, heißt doch schlicht, dass es wieder Aufträge geben wird", ergänzt Kramer. Nur dass diese offenbar im günstigeren Ausland umgesetzt werden sollen. Voskuhl hält dagegen: Man plane schon länger, etwa ein Arbeitspaket eines Zulieferers aus Rumänien nach Ungarn zu verlagern, auch werde man das Werk in Ungarn brauchen, wenn die Aufträge wieder zunehmen. Die Stellenstreichungen, die aufgrund der massiven Umsatzrückgänge in der von der Pandemie besonders gebeutelten Luftfahrtbranche verhandelt jetzt für die deutschen Standorte verhandelt würden, hätten damit nichts zu tun. "Das sind zwei paar Schuhe."
Petra Wassermann mag das nicht so recht glauben: "Wenn der Stamm an Fähigkeiten an den deutschen Standorten zu klein wird, kehrt sich die kurzfristige Low-Cost-Rechnung um. Das ist kurzsichtig gedacht." Die Verhandlungen werden am 3. März fortgesetzt.
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