Am Stammsitz in Herzogenaurach
Großer Schock in Mittelfranken: Sport-Gigant Adidas muss wohl Hunderte Stellen streichen
23.1.2025, 11:36 UhrErst am Dienstag hat der Sportartikelkonzern Adidas eines der besten Quartalsergebnisse der letzten Jahre vorgestellt: Der Sportgigant hat nach einem starken Schlussquartal besser abgeschnitten als erwartet. So stieg der Umsatz vorläufigen Berechnungen zufolge im 4. Quartal um 24 Prozent auf knapp 6 Milliarden Euro, wie das Unternehmen in Herzogenaurach mitteilte. Trotz der positiven Zahlen macht sich nur einen Tag später allerdings Verunsicherung breit.
Nach Informationen des "Manager Magazins", soll der Vorstandschef Bjørn Gulden am Mittwoch intern Pläne verkündet haben, bis zu 500 Stellen am Headquarter in Herzogenaurach zu streichen. Bereits zuvor hatte laut mehrerer Medienberichte die Gerüchteküche deshalb gebrodelt.
Bei den etwa 5800 Menschen, die aktuell in Herzogenaurach beschäftigt sind, würde dies den Wegfall von etwa jeder zwölften Stelle bedeuten. Laut Informationen unserer Redaktion seien die Mitarbeitenden am Mittwoch in einer spontanen Versammlung über die Schritte informiert worden.
Die genauen Zahlen oder Details konnte Stefan Pursche, Unternehmenssprecher von Adidas, nicht bestätigen. "Wir stehen noch ganz am Anfang von diesem Prozess. Strukturveränderungen werden jetzt erst erarbeitet", stellt er klar. Daher lasse sich heute noch nicht sagen, wie sich die Veränderungen im Ergebnis konkret auswirken werden.
Stellenabbau bei Adidas - Unternehmenssprecher äußert sich zum Grund
Gulden begründet den Stellenabbau mit der Komplexität der Zentrale. "In den vergangenen zwei Jahren haben wir eine starke Dynamik für unser Geschäft, unsere Marke und unsere Produkte erzeugt", erklärt Unternehmenssprecher Stefan Pursche dazu am Donnerstag auf Nordbayern.de-Nachfrage. Das zeige, dass der Ansatz, Kundenorientierung in den Mittelpunkt zu stellen, funktioniert. "Wir haben jedoch auch festgestellt, dass unsere aktuellen Unternehmensstrukturen in einer sich ständig verändernden Welt zu komplex sind", so der Sprecher weiter.
Um Adidas langfristig erfolgreich zu machen, wollen die Verantwortlichen nun prüfen, wie sie die Strukturen an die Realität der Arbeitsweise des Unternehmens anpassen können. "Dies kann Auswirkungen auf die Organisationsstruktur und die Anzahl der Stellen in unserer Zentrale in Herzogenaurach haben", erklärt Pursche ohne zunächst eine konkrete Zahl für den Stellenabbau zu liefern.
Freiwilligenprogramm und Sozialplan angekündigt
Vorstandschef Gulden soll am Mittwoch bereits ein Freiwilligenprogramm angekündigt haben, welches ein Ausscheiden mit Abfindung ermöglichen soll - auch ein möglicher Sozialplan kam zur Sprache. "Wir werden bei der Ausarbeitung eng mit dem Betriebsrat zusammenarbeiten und sicherstellen, dass alle Veränderungen mit größtmöglichem Respekt und größter Sorgfalt für alle Beschäftigten durchgeführt werden", betont der Unternehmenssprecher.
Der Stellenabbau in der Zentrale in Herzogenaurach geht mit Guldens strategischer Vision für des Sport-Gigant einher. Der Vorstandschef setzt stark auf lokale Marktverantwortliche an den Standorten weltweit.
Das Unternehmen betont, dass es sich bei den Maßnahmen nicht um ein Kostensenkungsprogramm handeln soll, "sondern wir passen unsere Strukturen an die Arbeitsweise an, die wir seit zwei Jahren praktizieren", so Pursche. Damit solle die Komplexität reduziert werden.
Auch Puma kündigt neues Spar-Programm an
Die Zeiten sehen auch für den ebenso in Herzogenaurach ansässigen sportlichen Konkurrenten Puma nicht gerade rosig aus: Vorstandschef Arne Freundt hat ein neues Effizienzprogramm angekündigt, da die Geschäfte nicht wunschgemäß verliefen. Es zielt auf eine höhere Marge ab, das heißt, vom Umsatz soll ein höherer Anteil als Gewinn übrig bleiben, wie die "Deutsche Presse-Agentur" berichtet.
Direkte und indirekte Kosten sollen "optimiert" werden, hieß es weiter. "Dies beinhaltet Personalkosten, die wir auf strategische Wachstumsbereiche ausrichten werden", sagte Freundt laut Mitteilung, ohne nähere Details zu nennen.
Ein Stellenabbau wie bei Adidas soll das Sparprogramm aber nicht zur Folge haben. "Unser Ziel ist es, unsere Mitarbeiterzahl stabil zu halten. Es gibt kein globales Ziel für Entlassungen", wie Unternehmenssprecherin Kerstin Neuber am Donnerstag auf Nachfrage mitteilt.
Puma sei bereits ein schlankes und agiles Unternehmen. "Im Rahmen des Programms "nextlevel" werden wir sicherstellen, dass wir unsere Ressourcen dort einsetzen, wo wir sie brauchen, um unser Wachstum voranzutreiben", betont die Sprecherin weiter.
Auch für die Zentrale in Herzogenaurach sei es das Ziel, die Anzahl der Mitarbeiter stabil halten.
Das Programm ziele darauf ab, die direkten und indirekten Kosten zu optimieren. Die größten Kostenblöcke des Sportartikelherstellers seien demnach die Kosten der verkauften Waren (direkte Kosten) und Ausgaben für Dritte (indirekte Kosten). Puma sieht an beiden Stellen Verbesserungsmöglichkeiten. Bei den direkten Kosten sei das beispielsweise die Verringerung der Materialkomplexität und effizientere Beschaffung wie Lieferantenkonsolidierung. Um indirekte Kosten einzusparen, möchte das Unternehmen etwa seine Größenvorteile nutzen und bessere Preise mit Drittpartnern aushandeln.
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