Klöckner auf Biofach: Hähnchen für 15 Cent ist "unerträglich"

12.2.2020, 17:05 Uhr
Klöckner auf Biofach: Hähnchen für 15 Cent ist

© Daniel Karmann

Ulrich Maly, der zum letzten Mal in seiner Funktion als Nürnberger Oberbürgermeister bei der Eröffnung der Messe sprach, verzichtete trotz einer gewohnt kurzweiligen Rede nicht auf wichtige Botschaften: Nicht nur aufgrund der Fridays-for-Future-Bewegung, sondern vor allem durch das Erleben der vergangenen Hitzesommer, hätten wir alle ein persönliches Verhältnis zum Klimawandel bekommen.

Die Stimmung verändere sich zunehmend, nun müsse es auch die Haltung tun. Denn noch, so sagte er, buchen dessen ungeachtet immer noch unverändert viele Menschen Kreuzfahrten, flögen für 19 Euro übers Wochenende auf die Balearen oder kauften weiter munter Avocados.

Umsatz bei ökologischen Lebensmittel gestiegen

Die Politik könne diese Haltung nicht verordnen, so der Rathauschef. Aber sie müsse als Vorbild vorangehen. So strebe etwa die Stadt Nürnberg an, 100 Prozent ihrer Kitas mit Bio-Lebensmitteln zu versorgen, derzeit decke man bereits 75 Prozent ab.

Die CDU-Bundesministerin für Landwirtschaft und Ernährung, Julia Klöckner, begrüßt Maly angesichts der turbulenten Tage aufgrund des angekündigten Rückzugs von Annegret Kramp-Karrenbauer von der Parteispitze witzelnd: "Ist es gefährlich, soweit von Berlin wegzusschwimmen, weil jederzeit etwas passieren könnte? Oder ist es eher ganz schön, mal weg zu sein?" Klöckner nimmt den Seitenhieb kollegial und nutzt den Auftritt auf der Bio-Fach, um für ihre Politik zu werben. Im Jahr 1984 sei das erste Mal das Wort "bio" im Bundestag gefallen, seither habe sich immens viel getan.

Konsumklima und Absatzchancen beflügelten den Markt für ökologische Lebensmittel, der Umsatz sei im vergangenen Jahr erstmals auf 12 Milliarden Euro gestiegen. Allerdings bestehe noch "viel Luft nach oben", wobei Klöckner neben dem Verbraucher auch den Handel in die Pflicht nimmt. Es sei mitnichten so, dass die Kunden nicht bereit seien, mehr für gute Lebensmittel zu bezahlen. Sie seien schlicht von den billigen Preisen dazu erzogen worden. Die Landwirtschaftsministerin erzählt hierzu von einem Reklameschnipsel, den sie sich aufgehoben hat: "100 Gramm Hähnchenfleisch für 15 Cent" hieß es da. "Das ist unerträglich." Und so schlägt sie in ihrer Rede in die gleiche Kerbe wie ihre Vorredner: "Wir brauchen mehr Wertschätzung für die Produkte und die, die sie herstellen." Und hier sei jeder von uns gefordert.

Klöckner auf Biofach: Hähnchen für 15 Cent ist

© Günter Distler


Jane Goodall auf Biofach "Leben in dunklen Zeiten"


Auf der Weltleitmesse Biofach präsentieren noch bis zum 15. Februar 3500 Aussteller ihre Innovationen rund um ökologische Lebensmittel und Verpackungen, 50 000 Fachbesucher werden erwartet. Primatenforscherin Dr. Jane Goodall spricht heute Abend um 19.30 Uhr in der Aula am FAU-Campus in der Regensburger Straße 160.

4 Kommentare