Ab 2024 soll Produktion starten

MAN investiert Millionen in Nürnberg - und will Dieselmotoren bauen lassen

Anne Kleinmann

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22.9.2021, 06:00 Uhr
Auf dem MAN-Gelände soll bis 2023 eine neue 23.000 Quadratmeter große Halle entstehen. 

© imago images/U. J. Alexander, NNZ Auf dem MAN-Gelände soll bis 2023 eine neue 23.000 Quadratmeter große Halle entstehen. 

Auf dem Gelände der MAN an der Vogelweiherstraße in Nürnberg sind die Bauarbeiten bereits in vollem Gange: Bis 2023 soll dort eine 23.000 Quadratmeter große Fertigungshalle entstehen. Kostenpunkt: 170 Millionen Euro und damit "eines der größten Bauprojekte in der Geschichte des hiesigen Standortes", führte Standortleiter Ulrich Zimmer bei der Veranstaltung zum Spatenstich am Dienstag aus.

Doch trotz des Wandels hin zu alternativen Antriebstechnologien in der Mobilitätsbranche will der Fahrzeug- und Maschinenbaukonzern die Halle künftig nicht etwa für die Produktion von Elektromotoren verwenden, sondern für einen 13-Liter-Dieselmotor. Konkret soll in dem Gebäude ab 2024 die markenübergreifende Motorengeneration CBE ("Common Base Engine") für MAN, Scania und Navistar gefertigt werden. Zwar setze auch der Nutzfahrzeughersteller künftig "auf emissionsneutrale Antriebe, dennoch werden gerade im Langstreckenbereich und bei Offroad-Anwendungen Dieselmotoren in der Übergangszeit zum emissionsneutralen Güterverkehr noch weiter eine Rolle spielen", so die Erklärung des Konzerns.

Zusammen mit Scania habe MAN deswegen seit 2017 die Motorenplattform entwickelt, die auch strengere Umweltauflagen erfülle und den CO2-Ausstoß minimieren könne. "Der Abschied vom Dieselmotor geschieht nicht auf Knopfdruck", so Standortleiter Zimmer. Dennoch soll der neu entwickelte Dieselmotor der letzte seiner Art sein.
Für den schwedischen Hersteller Scania, der neben Nutzfahrzeugen auch Schiffs- und Industriemotoren fertigt, und die MAN ist es dagegen das erste gemeinsame Projekt. Beide Unternehmen gehören inzwischen zu dem VW-Tochterunternehmen Traton, das in diesem Jahr zudem den US-Lkw-Hersteller Navistar übernahm.

Betriebsrat hofft auf weitere Investitionen

Im Zuge dessen wurde auch bei der MAN umstrukturiert: So soll etwa im Werk in München ab 2024, zeitgleich also zum Start der hiesigen Dieselmotoren-Produktion, die Serienherstellung der langstreckentauglichen MAN-Elektro-Lkw beginnen. Deren E-Antriebsaggregate werden allerdings aus Nürnberg kommen.

Dass sich die MAN mit der neuen Ausrichtung in Nürnberg trotz des deutlichen Wandels in der Mobilitätsindustrie zukunftsfest aufstellt, hofft man offenbar auch im Betriebsrat. Noch würden Dieselmotoren gebraucht, für die Investition in die neue Fertigungshalle sei man deswegen dankbar. Allerdings habe der Konzern damit nicht alle Wünsche der Arbeitnehmervertreter erfüllt, mahnte der Betriebsratsvorsitzende Markus Wansch bei der Veranstaltung. "Wir hoffen, dass wir in zwei bis drei Jahren wieder zu einem Spatenstich zusammen kommen, in dem wir nicht über den Diesel reden, sondern über Antriebstechnologien der Zukunft."

Konzernspitze trotz negativer Schlagzeilen positiv

Denn der Wandel in der Industrie hin zu Elektroantrieben ging auch an der MAN nicht spurlos vorbei. Zusätzlich ließ die Pandemie die Produktion in Nürnberg um etwa ein Drittel zurückgehen. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern eine umfassende Neuausrichtung angekündigt, inklusive Stellenstreichungen. Im März einigten sich Gewerkschaft und Arbeitgeberseite darauf, deutschlandweit insgesamt 3500 Stellen zu streichen, 400 davon in Nürnberg. Der Abbau soll aber mehrheitlich über Altersteilzeit, das Auslaufen befristeter Arbeitsverträge, den Abbau von Stellen für Leiharbeitnehmer, über freiwillige Abfindungen und Wechsel in den VW-Konzern erfolgen.

Die Konzernspitze von MAN blickt trotz der zuletzt negativen Schlagzeilen aber offenbar positiv in die Zukunft. Mit dem CBE-Motor als neuem Flaggschiff der MAN habe man eine wichtige Investition in eine Brückentechnologie getätigt. Das verschaffe dem Konzern auch Zeit, weiterhin an der Entwicklung von batterie-elektrischen Antrieben für Busse und Lkw zu forschen, sagte Standortleiter Ulrich Zimmer. "Wir arbeiten hier also an beidem und bauen damit unser Profil als Leitwerk für alternative und konventionelle Antriebstechnologien aus."

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