Mietwohnungen
Nicht nur wegen Klimaschutz: "Das Wohnen wird teurer werden"
9.6.2021, 05:55 UhrHans Maier ist ein fröhlicher Mensch. Das Feld, das der Niederbayer beruflich beackert, ist allerdings eine ziemlich spaßfreie Zone: Maier ist Chef des Verbandes bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW Bayern), dem insgesamt 493 sozial orientierten Mitgliedsfirmen angehören, darunter etliche aus der Region. Für sie alle wird es immer schwieriger, ihren Kernauftrag zu erfüllen: bezahlbaren Wohnraum bereitstellen, vor allem für Menschen mit schmalem Geldbeutel.
"Wir ziehen den Kürzeren"
„Das Nadelöhr bei allen Anstrengungen rund um das bezahlbare Wohnen in Städten und Gemeinden ist der Boden, auf dem die Wohnungen gebaut werden“, sagt Maier. "Wenn sich unsere Unternehmen am freien Markt um Bauland bewerben, ziehen wir in der Regel den Kürzeren: Höchstpreise können wir nicht bezahlen." Wenn Kommunen günstigen Wohnraum wollten, dann müssten sie den sozialorientierten Unternehmen Bauland verbilligt zur Verfügung stellen, unterstreicht Maier.
Ein weiteres Problem seien die Baukosten ("ein Dauerthema"). Die Bauwerkskosten sind nach den Worten des Verbandschefs seit dem
Jahr 2000 um rund 80 Prozent gestiegen. "Der Bau eines
Quadratmeters Wohnfläche kostet inzwischen rund 3800 Euro", rechnet er vor. „Das macht es unseren Mitgliedsunternehmen schwer, eine Miete von unter zehn Euro pro Quadratmeter zu verlangen - auch in Klein- und Mittelstädten.“
Die "Illusion", dass Baukosten gesenkt werden könnten, "hat bei uns schon lange keiner mehr - wir wären schon froh, wenn sie stabil blieben", schiebt der Niederbayer nach. Ein frommer Wunsch angesichts der aktuellen Materialknappheit und entsprechender Preisentwicklung, etwa bei Holz und Stahl.
Gretchenfrage: Wer bezahlt am Ende?
Womit Maier beim Thema "geförderte Wohnungen" ist: Um die gestiegenen Baukosten aufzufangen, fordert der VdW-Chef eine Erhöhung der Zuschüsse von bisher 300 auf 500 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche im Rahmen der EOF-Förderung (Einkommensorientierte Förderung). Die Zuschusskomponente war 2015 vom Freistaat eingeführt worden - bereits 2019 hatte Maier eine Anhebung auf "mindestens 500 Euro" verlangt.
Und noch etwas will Maier: klare Worte von der Politik bei der Umsetzung der Klimaschutzziele im Gebäudebereich. Die Ziele selbst würden von der Wohnungswirtschaft nicht in Frage gestellt, betont er, "Sie werden bei uns im Verband keinen finden, der gegen Treibhausgas-Neutralität ist". Aber die Investitionen in den Klimaschutz müssten immer auch finanzierbar sein - gerade bei Mietern mit mittleren und kleineren Einkommen sei aber nicht jede Investition möglich.
Ehrliche Antwort verlangt
Vom Staat wünsche er sich deshalb eine ehrliche Antwort auf die Frage, wer die Lasten der milliardenschweren Investitionen tragen soll, so Maier. Denn so viel stehe fest: "Wohnen wird teurer werden" - und das müsse die Politik den Menschen auch vermitteln. Die Anforderungen an Wohngebäude erhöhen und zugleich die Einnahmeseite der Wohnungsunternehmen begrenzen: „Das geht sich nicht aus."
Auch mit der von Teilen der Regierenden angestrebten Aufteilung der CO2-Kosten zwischen Mieter und Vermieter ist der VdW nicht einverstanden. Die Wohnungswirtschaft hätte Verständnis, wenn sich Vermieter mit unsanierten Wohnungen an den CO2-Kosten beteiligen müssen, "aber alle Wohnungsvermieter über einen Kamm zu scheren", senke die Motivation der vielen Unternehmen, die bereits kräftig in die energetische Sanierung des Wohnungsbestandes investiert hätten.
Kaltmieten sind spürbar gestiegen
Die Mitgliedsunternehmen des VdW Bayern stehen nach Angaben des Verbandes für 543.000 der insgesamt knapp drei Millionen Mietwohnungen im Freistaat. Die Durchschnittskaltmiete im VdW-Kreis lag 2019 bei 6,29 Euro pro Quadratmeter. Sie ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen, 2010 waren es noch 4,74 Euro pro Quadratmeter gewesen.
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