Oster-Lockdown! Drohen jetzt Hamsterkäufe?
23.3.2021, 11:04 UhrDer Einzelhandel sei nachgewiesenermaßen kein Inzidenztreiber, das hätten, so Werner, unter anderem Studien des Robert-Koch-Instituts ergeben. Dennoch sollen nun über Ostern - ausgenommen am Karsamstag - auch die Lebensmittelgeschäfte schließen, selbst die lange umkämpfte Click&Meet-Option entfällt.
"Wir sollen die Hausaufgaben machen, die die Politik nicht macht", sagt Werner. Während der Handel ausgefeilte Hygienekonzepte vorgelegt habe, liege die Impfquote in Deutschland bei gerade neun Prozent, auch die angepriesenen Schnelltests seien kaum zu bekommen.
Zwar sei angesichts des politischen Stimmungsbildes mit solch einer Entscheidung zu rechnen gewesen. Allerdings sei das, so Werner, für den Handel "fatal". Er spüre zunehmend, dass auch im Verband die Stimmung kippt. Das Unverständnis steigt. "Sie können sich ja vorstellen, was dann am Samstag, wo der Lebensmittelhandel öffnen darf, los ist. Da wird es einen Run geben, mit einer Frequenz, die so niemand will."
Nürnberger Metzger fürchtet "Schlangen am Ostersamstag"
Auch Herbert Wahler, der eine Metzgerei und einen Partyservice am Nürnberger Großmarkt betreibt, fürchtet einen Massenandrang. Normalerweise kaufen seine Kunden am Gründonnerstag ihr Fleisch für das Osterfest ein. "Wir haben an diesem Tag fast das Doppelte der normalen Kundenfrequenz“, erzählt er. Eine Kundenfrequenz, die sich in Lockdown-Zeiten, wenn die Menschen zuhause bleiben und damit mehr Zeit zum Kochen haben, wohl noch erhöht hätte. Doch nun soll auch seine Metzgerei am Gründonnerstag dicht bleiben.
"Das ist kontraproduktiv“, findet Wahler. Denn er glaubt nicht, dass die Kunden ihre Ostereinkäufe schon am Mittwoch erledigten, "denn sie wollen ja, dass ihr Fleisch am Ostersonntag frisch ist“. Der Metzgerei-Inhaber fürchtet deshalb "Schlangen am Ostersamstag“ – mit entsprechenden Folgen für das Inzidenzgeschehen.
Auch der Handelsverband Deutschland hält die vereinbarten Schließungen für kontraproduktiv. Die Branchenvertretung reagierte mit scharfer Kritik auf die Verlängerung der Beschränkungen bis Mitte April. "Bund und Länder agieren nur noch im Tunnelmodus", sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Sie konzentrierten sich auf Infektionszahlen, nicht aber auf die tatsächliche Infektionsgefahr beim Einkaufen. Diese sei gering.
Söder verteidigt Osterlockdown
Die Länder-Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatten in der Nacht zu Dienstag beschlossen, von Gründonnerstag bis Ostermontag das öffentliche, private und wirtschaftliche Leben weitgehend herunterzufahren, um die dritte Welle der Pandemie zu brechen. Nur am Karsamstag soll demnach der Lebensmittelhandel geöffnet bleiben.
Der Handel fordert dagegen, alle Geschäfte wieder zu öffnen und dabei Hygienekonzepte strikt einzuhalten. Im Nicht-Lebensmittelhandel hinterlasse der seit drei Monaten andauernde Lockdown tiefe Spuren. Gut jeder zweite Händler von Bekleidung, Schuhen und Lederwaren sehe sich in Insolvenzgefahr. "Nach einem Jahr mit Corona ist die Lage bei vielen Händlern verzweifelt, vielerorts gibt es keine Hoffnung mehr, diese Krise wirtschaftlich überstehen zu können", sagt Genth.
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