Ryanair-Streik: 14 Flüge von und nach Nürnberg betroffen

9.8.2018, 08:38 Uhr
Am Freitag werden am Airport Nürnberg die Ryanair-Maschinen still stehen.

© Roland Fengler Am Freitag werden am Airport Nürnberg die Ryanair-Maschinen still stehen.

Wer seinen Flug bei Ryanair gebucht hat, für den ist diesen Sommer der Nervenkitzel schon mit drin. Fliegt mein Flieger oder fliegt er nicht: Der regelmäßige bange Blick auf die Homepage des Billigfliegers oder die des Flughafens wird langsam zur lästigen Pflichtübung. So auch wieder an diesem Freitag, wenn europaweit Ryanair-Piloten in den Ausstand treten wollen, in Deutschland dazu aufgerufen von der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC).

Ryanair-Streik: 14 Flüge von und nach Nürnberg betroffen

© Nordbayern Infografik

Unerfreuliche Gewissheit haben bereits Reisende von insgesamt 14 Strecken von und nach Nürnberg. Der Albrecht Dürer Airport informiert auf seiner Webseite über die aktuellen Annullierungen. Zwischen 6.30 Uhr am 10. August und 0 Uhr am 11. August werden die Reisenden starke Nerven brauchen: Bisher sind die Verbindungen von und nach Manchester, Malta, London, Krakau, Budapest, Rom und London betroffen.  Europaweit wurden 400 Flüge abgesagt, davon 250 in Deutschland.

Rund 55.000 Kunden müssten umbuchen oder sich ihre Tickets erstatten lassen, erklärte Ryanair-Marketing-Chef Kenny Jacobs. Die Betroffenen sollen per E-Mail oder SMS individuell benachrichtigt werden.

Es seien aber nicht sämtliche Flüge von und nach Deutschland abgesagt, machte Jacobs klar. Stammten Jet und Crew beispielsweise aus dem nicht bestreikten Spanien, werde der Flug wie geplant stattfinden: "Mit rund 2000 Verbindungen wird Ryanair auch am Freitag die größte europäische Airline sein." Etwa jeder dritte deutsche Kunde könne seinen Flug antreten, meinte Betriebschef Peter Bellew.

Frist zu kurz

Jacobs kritisierte die VC scharf dafür, dass sie ihren Streik nicht sieben Tage zuvor angekündigt hatte. "Eine Frist von 40 Stunden mitten im August führt nur dazu, den Urlaub unschuldiger Familien zu zerstören." Er gehe davon aus, dass der Flugbetrieb am Samstag wieder normal laufe. Den wirtschaftlichen Schaden bezifferte er nicht. Es gebe sicherlich bei einigen Menschen eine gewisse Buchungszurückhaltung. Auch müssten kurzfristig Plätze in anderen Maschinen belegt werden, die man sonst teuer hätte verkaufen können.


Kommentar: Ryanair-Streik wirft unbequeme Fragen an alle auf


Allgemein gestalten sich in der Hochsaison Umbuchungen schwierig, weil kaum freie Plätze vorhanden sind. Weitere Entschädigungen neben dem Ticketpreis oder einem Ersatzflug lehnt Ryanair ab, weil die Streiks nicht in der Macht der Gesellschaft lägen. Zu dieser Frage streben einige Flugrechteportale derzeit eine Musterklage an.

Die abgestimmte Aktion in vier Ländern ist der bislang größte Pilotenstreik in der Geschichte der größten Billig-Airline Europas, die erst seit Ende 2017 Gewerkschaften anerkennt. Vor zwei Wochen hatten zudem schon streikende Flugbegleiter in Portugal, Spanien und Belgien über zwei Tage zusammen rund 600 Flüge mit knapp 100 000 betroffenen Passagieren ausfallen lassen, auch das hatte sich schon auf den Flughafen Nürnberg ausgewirkt.

"Sie machen Milliardengewinne"

VC-Präsident Martin Locher warf der Fluggesellschaft vor, eine Lösung am Verhandlungstisch zu blockieren und für die Eskalation allein die Verantwortung zu tragen. "Ryanair hat in den Verhandlungen jedwede Personalkosten-Erhöhung kategorisch ausgeschlossen. Gleichzeitig hat Ryanair zu keinem Zeitpunkt erkennen lassen, an welchen Stellen Spielräume zur Lösungsfindung bestehen", erklärte der Gewerkschafter. Ihm fehle die Fantasie, wie Verbesserungen für das Personal ohne Kostensteigerungen erreicht werden könnten.

Ryanair müsse sich vom bisherigen Umgang mit seinen Leuten verabschieden, meinte VC-Vize Markus Wahl: "Sie machen jedes Jahr Milliardengewinne, und das Durchschnittsticket kostet um die 40 Ã. Irgendwer muss dafür bezahlen. Das Personal wird es nicht mehr tun."

VC verlangt die erstmalige Einführung eines Systems von Gehalts- und Manteltarifvertrag: "Wir wollen eine feste Struktur zu zahlreichen Einzelthemen erreichen und darüber mit Ryanair verhandeln", so VC-Tarifexperte Ingolf Schumacher. Als Maßstab zieht die Gewerkschaft Tarifverträge von deutschen Fluggesellschaften wie der Tuifly heran, ohne explizit auf den dort genannten Gehaltsstufen zu beharren.

 

 

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