Ryanair-Streik: Auch Nürnberger Airport drohen Ausfälle

19.7.2018, 16:55 Uhr
Ryanair-Streik: Auch Nürnberger Airport drohen Ausfälle

© Maximilian Hensel/Flughafen Nürnberg/dpa

Täglich beklagt sich Ryanair im Kurznachrichtendienst Twitter über ausgefallene und verspätete Flüge. Die EU-Kommission müsse endlich etwas unternehmen gegen den Lotsenmangel und die Streiks in den nationalen Flugsicherungen, lautet die Dauerkritik der Iren.

Dabei steht der Hauptkonflikt dem Billigflieger in diesem Sommer im eigenen Haus bevor. Das fliegende Personal will die Hauptreisezeit nutzen, um seine Ziele durchzusetzen - nach dem Muster der zurückliegenden Vorweihnachtszeit. Für heute etwa hat Ryanair bereits 24 Flüge zwischen Irland und Großbritannien abgesagt, weil die irischen Piloten die Arbeit niederlegen.

In der kommenden Woche dann wollen die Flugbegleiter in Italien, Spanien, Portugal und Belgien am Mittwoch und Donnerstag folgen. Bereits jetzt hat der Billigflieger deshalb 300 Flüge gestrichen, darunter am 25. Juli den 20.30-Uhr-Flug von Nürnberg nach Palma de Mallorca, wie Airport-Sprecher Christian Albrecht berichtet.

Ryanair steckt in einem Wandel 

Ob noch weitere Verbindungen hinzukommen, hängt auch von der Streikbeteiligung ab und entscheidet sich womöglich kurzfristig. Ryanair verspricht, betroffene Passagiere so schnell wie möglich per SMS oder E-Mail zu kontaktieren und Umbuchungen oder Erstattungen anzubieten. Auch der Flughafen Nürnberg will auf seiner Homepage www.airport-nuernberg.de so aktuell wie möglich informieren.

Ryanair steckt in einem Wandel, seit sich Piloten und Flugbegleiter zunehmend in Gewerkschaften organisieren und europaweit vernetzen. Sie setzen sich für höhere Löhne, gegen Leiharbeit und für bessere Arbeitsbedingungen ein. Die einstmals strikt antigewerkschaftliche Airline sieht sich daher zu einem gewissen Einlenken und zu Verhandlungen mit den Arbeitnehmern gezwungen.

Zu einem Erfolg haben die seit Wochen auf nationaler Ebene geführten Verhandlungen bislang nicht geführt. Im Detail zeigten sich die Ryanair-Manager extrem hartleibig, berichtet Markus Wahl von der deutschen Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. Kleinteilig werde beispielsweise über Freistellungen für die Mitglieder der Verhandlungskommission gestritten, vereinbarte Termine verstreichen ungenutzt.

Es kann jeden betreffen

Die scheinbar lokalen Ausstände können jeweils auch Folgen für Passagiere in anderen Ländern haben, denn die Umläufe der Jets gehen jeden Tag quer durch das Netz. Ein Flieger, der morgens in Italien wegen Personalmangels stehen bleibt, kann mittags auch nicht in Deutschland oder England zu einem Folgeflug abheben. Ab Nürnberg also drohen Flugstreichungen nicht nur nach Palma, Madrid oder Porto, sondern beispielsweise auch nach Krakau oder Rom, obwohl Ryanair in Polen und Italien gerade gar nicht bestreikt wird.

"Der Ryanair droht ein Dauerkonflikt, in dem irgendwo immer gestreikt wird", sagt Christoph Drescher, Präsident des europäischen Kabinenbeschäftigtenverbandes Eurecca, der einen Teil der Flugbegleitergewerkschaften vereinigt. Dem führenden Billigflieger Europas wird seine Größe mit mehr als 13.000 Beschäftigten und 86 Basen - darunter Nürnberg - zum Problem, denn er trifft auf eine zersplitterte Gewerkschaftslandschaft.

Einkommen und Sozialvorschriften sind nur auf nationaler Ebene tariflich regelbar, andere Themen wie Beförderungspläne oder Einsatzregeln wären wohl am besten auf Konzernebene aufgehoben. Größere Beschäftigtengruppen hat Ryanair in Irland, Großbritannien, Spanien, Deutschland und Italien.

In Deutschland stimmen die Ryanair-Piloten in der Vereinigung Cockpit bis zum Ende dieses Monats über einen unbefristeten Streik ab. Ihre Forderungen orientieren sich an den Tarifbedingungen bei den Konkurrenten Tuifly und Easyjet. Bei den deutschen Flugbegleitern balgen sich außerdem noch die Gewerkschaften ver.di und Ufo um den Vertretungsanspruch. Am Ende wird Ryanair wohl mit jeder Organisation sprechen müssen, weil jede einen relevanten Teil des streikfähigen Personals vertritt.

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