Stinksauer: Das sagen Frankens Diesel-Fahrer zu Verboten
14.3.2018, 17:57 UhrIn teils sehr ausführlichen E-Mails an die Wirtschaftsredaktion haben etliche Leserinnen und Leser ihrem Ärger über drohende Fahrverbote, Verfall des Wiederverkaufswertes ihres Wagens, das plötzliche Image des Diesels als Umweltsünder, fehlende kostenlose Nachrüstung durch die Autohersteller, aber auch über die Politik Luft gemacht. Und das in teils durchaus markigen Worten. Im Folgenden ein exemplarischer Auszug aus der Fülle der Schreiben, die uns erreicht haben.
Walter Schwarz: Hellblaue Plakette (nicht ganz sauber) für Politiker, die Rote Plakette für die Autokonzerne! Die Behörden haben es verpennt – wir müssen bluten! Hoffentlich denken daran alle Dieselfahrer noch bei der nächsten Wahl.
Eveline Krabec: Meinen VW Tiguan habe ich vor vier Jahren in der Annahme gekauft (35.000 Euro), einen Diesel mit geringem Schadstoffausstoß und niedrigem Kraftstoffverbrauch zu kaufen. So war jedenfalls die Empfehlung des VW-Autohauses. Nach Bekanntwerden des Dieselskandals wurde ein Software-Update gemacht. Keiner kann mir erklären, ob es etwas gebracht hat. Nach einer Schätzung hat mein Auto nur noch einen geringen Wiederverkaufswert, ich würde mindestens 20.000 Euro verlieren. Nur: Ich will mein Auto gar nicht verkaufen, da ich sehr zufrieden damit bin. Aber: Was mache ich, wenn ein Fahrverbot für Städte kommt? Für eine Nachrüstung wären für den Tiguan in etwa 3000 Euro fällig. Ich bin von VW betrogen worden und soll dafür noch für die Hardware-Nachrüstung bezahlen? Ich bin stocksauer.
Um Wagenwert betrogen
Gerhard Lerle: Nachdem ich mit meinem alten Diesel Klasse 3 nicht mehr in manchen Umweltzonen fahren durfte, das Auto aber auch schon entsprechend alt und viele Kilometer auf dem Tacho hatte, entschloss ich mich, einen neueren Wagen zu kaufen. 2014 kaufte ich einen A4-Jahreswagen mit gerade mal 8000 Kilometern auf dem Tacho. Damit hoffte ich, keine Probleme mehr zu haben. Durch den Betrug des VW-Konzerns werden jetzt viele Autofahrer um den Wert ihres Wagens betrogen. Wenn die Politik nicht endlich mal umdenkt und nicht nur die Interessen der Konzerne vertritt, werden sich immer mehr Bürger von den etablierten Parteien entfernen und den Radikalen zuwenden (die im Effekt auch nichts ändern).
Erika Buymer: Jahrelang wurde uns Verbrauchern erzählt, wie gut Dieselautos sind. Mein Mann und ich sind auch danach gegangen. Jetzt sind wir Rentner, unsere beiden Autos sind endlich bezahlt. Da wir ländlich wohnen, brauchen wir die Fahrgelegenheit, um in die nächste Stadt zu kommen und die Möglichkeit zum Einkaufen zu haben. Jetzt plötzlich sind Dieselautos kaum noch verkäuflich, es sollen Fahrverbote ausgesprochen werden. Was wird dann mit uns? Keine Bank wird auch nur darüber nachdenken, uns einen Kredit für ein neues Auto zu geben. Ganz sicher gibt es außer uns noch sehr viele Rentner oder Kleinverdiener, die Diesel fahren und auf ihre Fahrzeuge angewiesen sind. Aber die sind ja nur das Volk, nur die stillschweigende Masse, mit der es sich ja machen lässt.
Wolfgang Meyer: Jede Form der Mobilität belastet unsere Umwelt, nur eben jeweils anders: Benziner erzeugen mehr CO2, Diesel mehr Stickoxide, E-Autos belasten indirekt durch die Produktion der Lithium-Akkus. Dumm nun für Dieselfahrer, dass die Bundesregierung kurzerhand ihre Ziele zur CO2-Reduzierung über Bord geworfen hat und der geringere Ausstoß niemanden mehr interessiert. Hinzu kommt, dass die im Fahrzeugbrief "verbrieften" Werte zum Stickoxid nichts mit der Realität zu tun haben. Dies zu überwachen, wäre Aufgabe des Kraftfahrt-Bundesamtes. Staatliche Institutionen können aber nach Politikerverständnis keine Fehler machen, somit sind Besitzer von Dieselfahrzeugen zum Spielball der Politik geworden.
Begrenzte Möglichkeiten
Robert Scholz: Ich fahre einen acht Jahre alten Ford Kuga, Euro 4, gekauft vor vier Jahren für 22.000 Euro. Der wäre jetzt fast wertlos, was ich laut Politikeraussagen hinzunehmen habe! Betrifft mich aber nicht, weil ich den auf jeden Fall behalte. Wir sind hochzufrieden mit dem Auto und fahren dann eben nicht in die betreffenden Städte! Als Rentner sind unsere finanziellen Möglichkeiten sowieso begrenzt, wofür genau die obengenannten Politiker verantwortlich sind! Und vom CO2 reden sie auch zurzeit seltsamerweise nicht mehr!
Edeltraud Mödl: Seit vielen Jahren bin ich als Schwerbehinderte auf mein Fahrzeug angewiesen. Wer "auf dem Land" wohnt, kann keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, es gibt dort keine! Das ist Fakt. Insofern benötige ich ein Automobil, in welchem mein Rollstuhl Platz hat, so dass ich Arzt- und Physiotherapie-Termine problemlos wahrnehmen kann. Dieses Fahrzeug muss ausreichend groß – jedoch kein SUV – sein. Insofern ist vor ein paar Jahren meine Kaufentscheidung für ein entsprechendes Fahrzeug gefallen, das "zufällig" mit Diesel betrieben wird. Inzwischen frage ich mich, wie soll das weitergehen? Meine Schwerbehinderung lässt eine Erwerbstätigkeit nicht mehr zu, so dass ich nicht über die finanziellen Mittel verfüge, um mir sofort oder in Kürze ein "Nicht-Diesel-Fahrzeug" anzuschaffen. Weder kümmern sich die Automobilhersteller und -händler um ihre Kunden, noch die Politiker um Wähler. Bedauerlich, aber wahr. Ich bin wirklich richtig wütend!
Wolfgang Willner: Wir haben 2009 einen "Benziner" mit der staatlichen Abwrackprämie verschrottet, weil die Benziner maßgeblich für das Ozonloch mitverantwortlich sind. Nachdem wir etwas gegen die Erderwärmung haben, haben wir uns einen "sauberen Diesel" Baujahr 2009 gekauft. Heute ist dieser Diesel für alle die Dreckschleuder! Ich erwarte eine Art Bestandsschutz für mein Fahrzeug, ohne eine Einschränkung. Ich erwarte für mich eine bezahlbare Lösung von den Herstellern zum Nachbessern, da ich mir ein neues Auto derzeit nicht kaufen möchte.
"Jahrelang belogen, betrogen und geschädigt"
Sabine Broßmann: Jahrelang wurden die Bürger belogen, betrogen und geschädigt. Von der Autoindustrie, allen voran VW, mit Rückendeckung der Politik. Uns wurden saubere Autos versprochen, mit denen wir immer überall hinfahren könnten. Und jetzt? Fahrverbote, Plakette in allen möglichen Blautönen usw. Das Einzige, was unserer Politik dazu einfällt, ist: eventuell Umrüstungen zulasten der Steuerzahler, weil man der Autoindustrie die Kosten einer Umrüstung scheinbar nicht zumuten will. VW- Chef Müller sagt allen Ernstes vor der Presse: Entschädigungszahlungen seien keine Lösung. Ja, was denn dann bitte? Jeder Bürger, Handwerker, kleiner und mittlerer Unternehmer, wäre schon längst vor Gericht zu Schadenersatz verdonnert und verurteilt worden – nicht aber die Autoindustrie. Ich fordere VW & Co auf, Verantwortung zu übernehmen und die Kosten für Umrüstung und Entschädigung zu tragen. Und die Politik, dies durchzusetzen und sich nicht der Gefahr auszusetzen, dass die Bürger immer mehr die Rechtsstaatlichkeit anzweifeln.
Rudolf Stähle: Der für mich zentrale Punkt an der ganzen Dieseldiskussion: Ich bin maßlos enttäuscht von unseren in diesem Bereich ganz offensichtlich vollkommen unfähigen Politikern, die schon lange nicht mehr agieren, sondern bestenfalls reagieren, und auch das ohne klares Ziel, ohne umfassenden, langfristigen Plan. Politiker, die sich das Heft des Handelns längst aus der Hand haben nehmen lassen und den Wünschen und Forderungen der Autoindustrie weitgehend kritik- und willenlos folgen. Sinnvolle Regulierungen und Vorschriften zur Entlastung der Umwelt bzw. Gesundheit der Bürger werden dann eben hingebogen oder gleich ganz verhindert.
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