Drohen jetzt Engpässe?
Trotz Tankrabatt ab 1. Juni: Warum Sie jetzt noch zur Zapfsäule sollten
29.05.2022, 14:18 Uhr
Seit Wochen und Monaten klettern die Kosten für Energie in nie dagewesene Höhen. Mit dem sogenannten Tankrabatt will die Bundesregierung ab dem 1. Juni Benzin und Diesel für drei Monate subventionieren - und so den Preis pro Liter drücken. Zumindest hofft die Ampel-Koalition auf genau diesen Effekt.
Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) ist skeptisch, zumindest was die kommenden Tage angeht. Der Verband befürchtet Engpässe und lange Warteschlangen an den Tankstellen der Republik. "Der ADAC erwartet für die ersten Juni-Tage einen Ansturm auf die Zapfsäulen", heißt es. Viele Autofahrer würden abwarten, um von den niedrigeren Spritpreisen im neuen Monat zu profitieren. Nur: Die Rechnung könnte für einige nicht aufgehen.
Wie voll werden die Tanklager sein?
Der ADAC rät: "Autofahrende sollten zum Monatswechsel mit Augenmaß vorgehen und ausreichend Kraftstoff im Tank vorrätig haben, um gegebenenfalls erst einige Tage nach dem 1. Juni zum Tanken fahren zu müssen."
Seit Wochen bereiten sich Tankstellen auf den Ansturm vor. Die Lager seien gefüllt worden, allerdings "in unterschiedlichem Umfang", teilt etwa der Verband Fuels & Energie mit. "Die Senkung der Energiesteuer stellt die Tankstellengesellschaften vor eine doppelte Herausforderung, denn die Tankstellen werden bestrebt sein, die Mengen der normal versteuerten Kraftstoffe in ihren Tanks zum Starttag klein zu halten, um schnellstmöglich die niedrig versteuerten Kraftstoffe verkaufen zu können", sagt deren Hauptgeschäftsführer Adrian Willig. Heißt: Auch die Tankstellen warten ab.
"Diese relativ kleinen Mengen an den Stationen zum Start treffen aber auf eine voraussichtlich erhöhte Nachfrage", sagt Branchenvertreter Willig. Dadurch könne ein Engpass entstehen.
Stecken sich Ölkonzerne Entlastung selbst ein? "Das wäre ein Skandal"
Geht der Plan der Ampel-Koalition auf, wird der Liter E10 ab Juni rund 35 Cent, Diesel um etwa 17 Cent günstiger. Doch ob und wann die Entlastung tatsächlich beim Autofahrer ankommt, hängt an den Ölkonzernen. Die sind nicht verpflichtet, die geringeren Steuern an Autofahrer weiterzugeben.
"Die Gefahr ist groß, dass die längst überfällige Entlastung nicht beim Autofahrer ankommt", sagt etwa der CDU-Verkehrsexperte Thomas Bareiß der Bild-Zeitung. "Wenn die Bundesregierung zulässt, dass die Mineralölkonzerne auf Kosten der Steuerzahler ihre Bilanzen aufbessern, wäre das ein Skandal."
Auch der ADAC hält es für möglich, dass die Preise an der Zapfsäule zum Start am 1. Juni erst einmal gleich bleiben. Erst, "wenn die normal versteuerten Kraftstoffe abverkauft und nach und nach die niedrig versteuerten Kraftstoffe angeliefert werden", werde sich ein Effekt einstellen. Wie lange das dauert, hängt am Ende vom Verhalten der Kunden ab - tanken sie viel, wird der Preis schnell sinken. Sonst könne es durchaus Tage dauern, so der ADAC.