Untermieter gesucht: Der GfK-Neubau ist zu groß

30.10.2018, 05:54 Uhr
Am Kohlenhof lässt die GfK ihr neues Hauptquartier, den "Orange Campus", bauen.

© Stefan Hippel Am Kohlenhof lässt die GfK ihr neues Hauptquartier, den "Orange Campus", bauen.

Zu viel Platz: Das ist symptomatisch für die GfK, einst die Nummer vier der Branche weltweit. Seitdem der Finanzinvestor KKR vor knapp zwei Jahren in das Marktforschungsunternehmen eingestiegen ist, blieb kein Stein auf dem anderen. Im ersten Schritt fallen im digitalen Sektor bis Ende 2019 deutschlandweit 600 von insgesamt 2300 Arbeitsplätzen weg, davon 400 in der Zentrale in Nürnberg.

Im Ausland geht der Umbau und die damit verbundene Schließung von Standorten viel schneller: Im Zuge einer Kooperation mit IBM bekamen 500 bisherige GfK-Mitarbeiter in Indien und Bulgarien mit dem IT-Konzern ab März dieses Jahres einen neuen Arbeitgeber. Schon ein knappes halbes Jahr später kam die nächste Trennungsansage: 1000 Mitarbeiter der GfK weltweit wechseln zum bisherigen Konkurrenten Ipsos, davon 160 in Deutschland. Für diese gilt nur ein gesetzlicher Minimal-Bestandsschutz nach Betriebsübergang BGB, was bedeutet, dass die Arbeitsverhältnisse für ein Jahr gesichert sind.

Weitere 250 Arbeitsplätze auf der Kippe

Doch nach diesen Ausgliederungen ist anscheinend nicht Schluss mit dem Schrumpfkurs. Wie aus der Belegschaft zu hören ist, stehen weitere 250 Arbeitsplätze in Deutschland auf der Kippe. Schuld daran sind demnach Umsatzeinbußen, aber auch das Outsourcing selbst: In dem Maße, wie die Mitarbeiterzahl abnimmt, benötige das Unternehmen entsprechend weniger Menschen in allen unterstützenden Diensten wie Personal, Finanzen, Support und anderen.

Unter den Beschäftigten geht die Angst um. Viele fürchten, bei der nächsten Welle des Stellenabbaus ihren Arbeitsplatz zu verlieren oder an einen Konkurrenten "verkauft" zu werden. Andere fühlen sich "unfair" behandelt, Vorgesetzte versuchten, sie "hinauszuekeln", indem ihnen Aufgaben entzogen würden, um sie billig loszuwerden. "Das macht Menschen emotional und psychisch kaputt, das hat etwas von Psychoterror", berichten Mitarbeiter, die nicht genannt werden wollen. 

Zu den Vorwürfen einiger Mitarbeiter, manche "langjährige, verdiente" Beschäftigte würden ohne Aufgaben aufs Abstellgleis geschoben in der Hoffnung, so die Abfindung zu sparen, während ihre Kollegen bis zum Hals in Arbeit steckten, antwortet ein Firmensprecher: "Von Absicht kann hier selbstverständlich keine Rede sein. Die Mitarbeiter haben seit jeher immer gute Arbeit für die GfK geleistet."

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