"Weihnachten ohne Amazon": Wir haben es in der Hand
8.12.2020, 09:26 Uhr"Weihnachten ohne Amazon": ein kreativer Ansatz, den sich die protestfreudigen Franzosen für das Weihnachtsgeschäft in der Coronakrise ausgedacht haben. Es ist der Appell, vielen Einzelhändlern, die in der Pandemie unter den Lockdown-Regelungen deutliche Verluste eingefahren haben, unter die Arme zu greifen. Den Online-Handel generell zu verteufeln, ist dennoch der falsche Weg.
Krisen-Gewinner: Diese Firmen profitieren von Homeoffice und Corona
Solidarität mit den Ladenbesitzern vor Ort ist grundsätzlich enorm wichtig, nur so können sie überleben. Erst dieses Jahr haben die Beschäftigten der Nürnberger Karstadt-Filialen zusammen mit Stadt, Gewerkschaften und Politikern emotional für den Erhalt der Standorte und ihrer Arbeitsplätze demonstriert. Mit Erfolg. Jetzt müssen die Verbraucher ihren Teil dazu beitragen, um Leerstand in den Einkaufsstraßen und somit triste Innenstädte zu verhindern. Das funktioniert allerdings nicht, wenn immer mehr Leute nur noch per Rechner oder übers Smartphone bestellen.
Corona als Goldgrube
Die Umsätze im E-Commerce sind bereits in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Die Corona-Pandemie hat dem Geschäftsmodell noch einmal Schub gegeben. Die großen Online-Händler gelten daher als Gewinner der Krise und profitieren maßgeblich von diversen Lockdown-Regelungen. Vor allem Amazon-Gründer Jeff Bezos verdient sich ein goldene Nase. Die Überlegung der Franzosen, wieso man dessen unermesslichen Reichtum – geschätzte 190 Milliarden Dollar – noch vermehren sollte, während die lokalen Geschäfte ums Überleben kämpfen, ist daher naheliegend.
Das heißt allerdings nicht, dass wir auf den Online-Handel grundsätzlich verzichten müssen, der in einer digitalisierten Welt ohnehin nicht mehr wegzudenken ist. Ausgefallene Kundenwünsche oder Waren, die der Einzelhandel vor Ort nicht bieten kann, Menschen, die weniger mobil sind oder nicht regelmäßig in die Stadt kommen: Es gibt gute Gründe, die für den Online-Kauf sprechen, weshalb niemand ein schlechtes Gewissen zu haben braucht, der auf den Bestellknopf drückt.
Hybrides Kaufverhalten
Es schadet allerdings auch nicht, das eigene Konsumverhalten zu überdenken. Muss ich den armen Paketboten wirklich wegen eines Buchs oder drei Paar online bestellter Socken zu mir in den fünften Stock scheuchen, wenn ich beides auch direkt vor Ort besorgen kann? Die Frage, was und wie häufig man übers Internet ordert, sollte sich jeder zumindest stellen. Am Ende bildet sich im Idealfall eine Art hybrides Kaufverhalten zwischen "online" und "offline" heraus.
Corona-Krise: Der Einzelhandel verliert - und Amazon gewinnt
Viele dürften nun in der Corona-Zeit merken, dass es durchaus seinen Reiz hat, durch eine belebte Stadt zu flanieren und einzukaufen. Wenn nach der Pandemie allerdings keine Geschäfte mehr übrig sind, wird es nichts mit dem Bummel. Die Kunden haben es also selbst in der Hand, wie die Innenstädte zukünftig aussehen.
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